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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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suchte er nach Gelegenheiten zum Töten.«
    »Ich weiß. Und das heißt vermutlich, dass er immer noch auf der Suche ist.«

37
     
    S eine Erforschung von Insekten in Verbindung mit dem Tod hatten Angus Chin veranlasst, eine Art Farm in den kiefernbewaldeten Bergen auf dem Gelände der Northern University anzulegen. Dort trafen Delorme und Cardinal ihn dabei an, wie er eine Horde Studenten betreute. Gleich Trauergästen bei einer Beerdigung standen sie in einem Birkenhain und umringten die sterblichen Überreste einer Ratte. Sie lag in einem Käfig, als könnte sie fliehen, doch der Käfig sollte nur größere Raubtiere wie Füchse, Hunde und Krähen daran hindern, das Studienobjekt zu verschlingen, während Fliegen und Käfer sich nach Herzenslust daran gütlich tun durften.
    Als er Cardinal und Arsenault kommen sah, wies Dr. Chin seine Studenten an, die übrigen Stellen zu inspizieren und sich schon mal Notizen zu machen; sie würden ihre Entdeckungen das nächste Mal besprechen. Er manövrierte Mr. Filbert zu dem Ermittlerduo, als wäre er blind.
    »Haben Sie unsere kleine Farm schon mal gesehen, Detectives?«
    »Ehm, nein«, sagte Cardinal. »Ein andermal wäre ich sehr interessiert, aber im Moment stehen wir unter Zeitdruck, fürchte ich.«
    »Kein Problem. Wie wär’s mit
walk and talk?
Im Film nennen sie das so. Ungefähr einmal im Jahr bittet mich jemand, zu einem Kinofilm oder einer Fernsehproduktion den Berater zu geben. Viel weniger interessant, als man meinen möchte.«
    Er wedelte mit der Hand in Richtung der Kadaver in den Käfigen.
    »Sehen Sie, wir haben acht davon, acht Käfige mit je einer toten Ratte. Die Tiere sind schon tot, wenn wir sie bekommen.«
    »Psychologisches Institut«, sagte Filbert. »Bei den Psychologen fallen ’ne Menge tote Ratten an.«
    »Wir legen sie gleichzeitig unter verschiedenen Bedingungen aus und sehen anschließend, wer sie wann und wie lange besuchen kommt. Wir haben ’ne Menge Spaß, nicht wahr, Mr. Filbert?«
    »Einige von uns schon. Die anderen wüssten durchaus Besseres mit ihrer Zeit anzufangen.«
    »Mr. Filbert fühlt sich derzeit über das alles hier erhaben, weil er ein weiteres Stipendium für seine makabren DNA-Experimente bekommen hat. Das Justizministerium, der Rat für technische und naturwissenschaftliche Forschung – die sind alle vernarrt in ihn. Und wieso auch nicht? Ich hab ihn zu dem gemacht, was er ist.«
    Filbert deutete auf einen Käfig weiter den Hang hinauf.
    »Sehen Sie, die da liegt nach Süden. Das heißt, sie bekommt ’ne Menge Sonne ab, und das beschleunigt den Verwesungsprozess.«
    »Beschleunigt«, sagte Arsenault. »Sieht eher so aus, als wäre er abgeschlossen.«
    »Stadium der Vertrocknung«, sagte Chin. »Sämtliche Flüssigkeit ist versickert. Trotzdem ein Festessen für den Knochenkäfer.« Er hockte sich neben den Kadaver. »Da sind sie ja und mampfen genüsslich vor sich hin. Mhm, lecker.« Er stand wieder auf. »Wollen wir einen Vetter besuchen, auf der anderen Seite des Hügels?«
    »Doktor, wir kommen wegen der Ergebnisse zu den Proben, die wir Ihnen gebracht haben. Und wir haben etwas Neues.«
    »Schön, schön. Je mehr, desto besser.«
    Chin führte sie hinter der Kuppe den Hang Richtung Unigelände hinunter. Durch die Bäume sah Cardinal, dass dort unten ein Lacrossespiel im Gange war. Die Rufe der Studenten hallten an den Berghängen wider. Eine Kriebelmücke landete auf seinem Handgelenk, und er schüttelte sie ab. Sie landete auf seinem anderen Handgelenk und stach zu.
    »Jetzt sehen Sie sich das hier mal an. Dieser kleine Nager wurde zur selben Zeit wie sein Vetter auf der anderen Seite ausgelegt. Auf der anderen Straßenseite sozusagen.«
    Die Ratte war schwarz, und das Fleisch sah beinahe flüssig aus.
    »Wie nennen wir dieses Stadium, Mr. Filbert?«
    »Schwarze Putreszenz, eine Fäulnis, die bekanntlich auch während einiger Ihrer Vorlesungen eintritt.«
    »T-t-t. Wie kann man so jung sein und schon so viel Galle verspritzen. Ja, es ist schwarze Putreszenz, ein vollkommen anderes Verwesungsstadium bei gleicher Liegezeit. Und was noch wichtiger ist: Sie könnten diese Ratte von morgens bis abends untersuchen und würden keinen einzigen Knochenkäfer finden.«
    »Nicht mal einen, der bei seiner Alten nichts zu beißen kriegt.«
    »Ach, Mr. Filbert, Sie sprühen ja mal wieder vor Witz.«
    Und wieder hockte sich Chin neben einen Käfig. »Ja, sehen Sie, hier haben wir
Calliphoridae
und
Sarcophagidae
, und zwar noch im

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