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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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aufschnappen und betrachtete das winzige Foto darin. Gut aussehendes Paar zwischen vierzig und fünfzig,der Mann in Uniform. Auf jeden Fall Militär, doch bei dieser Miniatur-Schwarzweißaufnahme war unmöglich zu sagen, ob er zur Air Force gehörte oder nicht. Cardinal fand ein Vergrößerungsglas und hielt das Bild unter seine Schreibtischlampe. Er war sich ziemlich sicher, dass er zwischen der Frau und Terri Tait eine Ähnlichkeit erkennen konnte.
    »Cardinal!«
    Detective Sergeant Chouinard stand im Filzhut an der Tür. »Jemand für Sie an der Pforte! Sagen Sie dem Dienst habenden Sergeant, wenn er zurück ist, dass ich hier nicht den Türsteher mime.«
    Cardinal ging zum Wachtisch, wo das bleiche, knochenlose Gesicht von Dr. Filbert sich zu einem Lächeln verzog.
    »Ich hab riskiert, rüberzukommen, ohne vorher anzurufen. Hab mir gedacht, beim Morddezernat muss schließlich jemand Überstunden machen. Ich hab’s bei Detective Arsenault versucht, aber der ist nicht da.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hab DNA-Ergebnisse für Sie.« Er hielt einen Stoß Papiere in die Höhe, eine Computer-Druckversion offenbar.
    »DNA-Ergebnisse? Wir haben Ihnen doch gar keine DNA gegeben.«
    »Falls Sie einen Moment Zeit haben, will ich es Ihnen erklären.«
    Cardinal führte Filbert ins Großraumbüro. Er zog ihm Delormes Stuhl heran.
    Dr. Filbert setzte sich auf die Kante und faltete die Hände im Schoß. »Ich glaube, ich kann jetzt definitiv eine Verbindung zwischen Ihrer ersten und Ihrer zweiten Leiche herstellen.«
    »Anhand der Madenhülse, die wir Ihnen überlassen haben? Aber die könnte doch von einem toten Fuchs oder einem toten Hund stammen und mitgeschleift worden sein, halt von irgendetwas Totem.«
    »Jetzt nicht mehr, Detective.« Filbert wedelte mit dem Ausdruck in der Luft. »Wir haben jetzt dieselbe DNA an zwei Fundorten.«
    »Ich verstehe nicht. Wessen DNA?«
    »Die von der Fliege.«
    Cardinal wusste, dass er müde war, aber entging ihm deshalb die Logik? Er beherrschte sich und unterließ es, sich an die Schläfen zu klopfen. Stattdessen sagte er nur: »Sie haben eine DNA-Analyse von der Madenhülse gemacht, die wir Ihnen gegeben haben?«
    »Sicher. Sie können heutzutage von so ziemlich allem die DNA bekommen.«
    »Aber wozu denn? Wir haben bereits die Art. Wir wissen, dass die Hülse nicht vom zweiten Fundort stammen kann. Wieso sollten wir noch mal von vorne anfangen und die Spezies anhand der DNA bestimmen, wo wir das bereits mit …«
    »Nein, nein. Ich rede nicht von der Art. Ich rede von der individuellen
Fliege
. Die individuelle DNA von der Hülse passt zur individuellen DNA von der ersten Fundstelle. Die Made, die aus dieser Hülse geschlüpft ist, hat dieselbe Mutter wie Dutzende andere Eier am ersten Fundort.«
    »Sie haben die DNA einzelner Fliegen abgeglichen?«
    Dr. Filbert nickte so vehement, dass sein ganzes Gesicht schwabbelte. »War ganz leicht. Na ja, mit einem Ei wäre es noch leichter gewesen als mit der Hülse, aber ich hab’s auch so geschafft. Ich verwende ein Gerät, das als MJ-Forschungsmaschine bekannt ist. Braucht etwa vierundzwanzig Stunden.«
    »Wie geht das so schnell? Wenn wir DNA an die Gerichtsmedizin in Toronto schicken, brauchen die mindestens zehn Tage. Wir warten im Moment auf das Ergebnis einer Probe.«
    »Ich habe einen entscheidenden Vorteil. Ich hab das letzte halbe Jahr nichts anderes getan, als einen gigantischen Datensatz aufzubauen. Ich kenne die statistischen Variationen aufdiesem Gebiet in- und auswendig. Deshalb suche ich nicht nach der Nadel im Heuhaufen, sondern nach der Nadel, sagen wir mal, in einer Aktenschublade.
    »Das ist eine unglaubliche Leistung«, sagte Cardinal. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie so was können.«
    »Das kann jeder. Na ja, sagen wir, dazu wären viele in der Lage.«
    »Das möchte ich sehr bezweifeln, Mr. Filbert. Ganz herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Oh, war mir ein Vergnügen.«
    Als Filbert gegangen war, checkte Cardinal die Phiole in der Asservatenkammer ein und legte Filberts Ausdruck Arsenault auf den Tisch. Falls sie je einen Verdächtigen an Land zogen, wäre dieser Beweis vor Gericht ein Knüller.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und hielt die Sache in seinem Notizbuch fest. Als er zur Wanduhr aufsah, um die Zeit zu notieren, stellte er fest, dass es schon fast acht war und er immer noch nichts gegessen hatte. Er fragte sich, wo und was Catherine wohl zum Abendessen gehabt

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