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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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lästig wird.
    »Hey, Blaine«, sagte Regis. »Wann verrätst du uns, was sie mit deinem Gesicht gemacht haben, Mann?«
    »Ja«, sagte eine der Baseballkappen. »Du siehst wie ein Chinese aus.«
    »War Sonntag mit dem Kanu draußen. Die Kriebelmücken waren in Hochform.«
    »Die Mücke muss ’n Elefant gewesen sein, Mann. Siehst aus wie ’n Sumoringer.«
    Die ganze Woche bekam er nun schon zu hören, er sähe wie ein Sumoringer aus. Um diese Jahreszeit waren die Mücken immer eine Plage, aber so hatte sie Blaine noch nie erlebt. Millionen von den Viechern in Schwärmen wie riesige, schwarze Wolken. Er hatte die üblichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, eine Kappe aufgesetzt, die Hosenbeine in die Socken gestopft, aber die Schwärme waren so dicht, dass man nicht mal Luft holen konnte, ohne sie einzuatmen. Die kleinen Biester waren ganz und gar verzückt von ihm und stachen ihn im ganzen Gesicht. Bis Montagmorgen waren seine Augen so zugeschwollen, dass er nichts mehr sehen konnte.
    Er tippte die drei Bier in die Kasse ein. Als er sich wieder umdrehte, stand der Rotschopf plötzlich da.
    »Hallo«, sagte die Kleine und kletterte auf einen Hocker.
    »Was darf’s denn sein?«
    »Einfach nur Wasser wäre nett. Bier scheint mir nicht zu bekommen.«
    Blaine goss ihr ein Glas Eiswasser ein und stellte es auf eine Serviette.
    »Sie sind aber groß.«
    »Kann mich nicht beklagen.«
    Blaine räumte hinter der Bar ein paar Gläser weg.
    »Sie scheinen ein netter Kerl zu sein.«
    Blaine lachte. Der Rotschopf war schätzungsweise Mitte zwanzig, mit einer Menge Sommersprossen im Gesicht. Sie hatte wirklich das vollste, lockigste Haar, das ihm je untergekommen war. Schien sich allerdings nicht sonderlich zu pflegen. Wie Blaine hatte auch sie eine Menge Mückenstiche, und in ihren Haaren steckten kleine Stücke von Blättern.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie.
    »Blaine.«
    »Blaine? Das ist ein hübscher Name.«
    »Wenn Sie meinen. Und Sie?«
    »Ich weiß nicht, um ehrlich zu sein. Ist das nicht seltsam?«
    Blaine hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend. Das Mädchen wirkte nicht high; ihre Art war freundlich und ruhig. Sie rutschte jetzt von ihrem Hocker und ging zu Regis und seinen Baseballkumpeln hinüber.
    »Ihr seht nett aus.«
    »Aber hallo«, sagte Regis. »Sie sind auch nicht ohne. Dürfen wir Ihnen einen Drink spendieren?«
    »Nein, danke. Ich hab keinen Durst.«
    »Chef! Ein Molson für die junge Dame hier.«
    »Kann ich nicht machen«, antwortete Blaine. »Sie sagt, sie will nicht.«
    »Danke vielmals, Blaine. Du mich auch.« Regis schob den Arm über die Theke und schnappte sich eins der Gläser, die dort auf dem Ständer zum Trocknen standen. Er goss von seinem Bier ein und reichte es der Rothaarigen.
    »Danke. Wirklich nett von Ihnen.« Sie nahm einen Schluck und verzog das Gesicht.
    Blaine nahm ihr Glas Wasser von der Bar und stellte es ihr hin.
    »Oh, danke, echt nett.«
    Nett, nett, alles ist nett. Schätzchen, du hast noch ’ne Menge zu lernen.
    »Ich heiße Regis. Das hier ist Bob, und der da ist Tony. Wie heißen Sie?«
    »Das weiß ich im Moment nicht.«
    Sie lachten.
    »Geht schon in Ordnung«, sagte Regis. »Sie müssen es uns nicht sagen.«
    »Wir nennen Sie einfach Red«, sagte der Kerl, der Tony hieß.
    »Wir nennen Sie einfach Anonymus«, schlug sein Freund namens Bob vor.
    »Anonymus Sex«, sagte Regis, und sie lachten alle. »Klingt wie Tyrannosaurus Rex.«
    Er fummelte an ihrer Jeansjacke herum.
    »Das ist niedlich.«
    »Ja, ich mag sie.«
    Dieser Tony legte ihr den Arm um die Schulter und strich ihr mit der Hand durchs Haar. Er zog einen Blattfetzen heraus.
    »Mann, du hast das tollste Haar, das ich je gesehen habe. Ein bisschen belaubt, aber toll.«
    »Ihr seid alle so freundlich.«
    »Du aber auch«, meinte Regis. »Hast ein paar üble Stiche abgekriegt, aber ich weiß ein Mittel dagegen.« Er lehnte sich vor und küsste sie auf die Wange.
    Das Mädchen lächelte und rieb sich das Gesicht.
    Blaine schob sich näher zu ihnen heran.
    »Miss, meinen Sie nicht, es ist Zeit, nach Hause zu gehen?«
    »He, kümmer dich um deinen eigenen Dreck, Blaine.« Regis schlug mit der Hand auf den Tresen und warf eine Schale Erdnüsse um. »Sie ist nicht betrunken, sie hat nur ein bisschen Spaß.«
    »Nein, ihr habt Spaß, was sie hat, weiß sie nicht.«
     
    Das Mädchen lächelte, ohne einen von ihnen anzusehen.
    »Zwei Creemore, drei Blue, ein Export!«
    Blaine ging hinter dem Tresen zu Darla hinüber,

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