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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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übernehme das Ruder.«
    »Ach komm schon, lass mich noch ein bisschen.«
    »Ein andermal.«
    Toof sah enttäuscht aus, stand aber auf und zog sich ans Heck zurück.
    Red Bear lenkte sie an die Südseite der Manitou Islands. Ein paar Minuten lang erstrahlten die Lichter von Algonquin Bay am Küstenstreifen, dann verschwanden sie hinter den schwarzen Umrissen der Inseln. Es war kälter geworden, und Kevin legte die Arme um den Leib, um sich warm zu halten. Er spürte seine Gänsehaut.
    Nach einer Weile stellte Red Bear den Motor ab und ließ sie treiben, während die Wellen an den Bootsrumpf schlugen.
    Das Brummen eines kleinen Flugzeugs ertönte in der Luft. Kevin suchte den Horizont ab, sah aber nichts weiter als die Silhouette mondbeschienener Wolken. Das Brummen nahm zu. Das Flugzeug tauchte unter die Wolken, ein Viersitzer, bestenfalls. Es kam dröhnend von hinten auf sie zu und schwebte dann aufs Wasser herab, wobei die Tragflächen ein wenig schwankten.
    Die Pontons streiften die Oberfläche, bevor sie zwei weiße Furchen ins schwarze Wasser pflügten. Red Bear startete den Motor und fuhr zum Flugzeug hinüber. An der Seite warenZahlen und Buchstaben zu erkennen, doch Kevin hatte keine Ahnung, was sie bedeuteten. Der Flieger konnte aus der Gegend sein, hätte nach seiner unmaßgeblichen Meinung aber genauso gut direkt aus Chicago oder aus der Karibik kommen können. Die winzige Tür ging auf, und Kevin erhaschte einen Blick auf schulterlanges, schwarzes Haar, zuerst allerdings auf eine Pistole.
    »Sind Sie Red Bear?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Zeigen Sie mir Ihren Status-Ausweis.«
    »Meinen was?«
    »Ihren Status-Ausweis. Und zwar ein bisschen plötzlich.« Red Bear zog den Ausweis aus der Brieftasche und reichte ihn hinauf. »Sie brauchen mir nicht zu glauben«, sagte er. »Sie können bei Häuptling Whiteflint nachfragen, oben in …«
    »Red Lake. Ja, hab ich bereits. Er sagt, Sie sind in Ordnung.«
    »Verlangen Sie nur nicht von mir, dass ich Ojibwa zum Besten gebe.«
    »Versteh ich genauso wenig wie Sie.«
    Es folgten ein paar knifflige Manöver, während deren Red Bear und der Mann im Flieger Aktenkoffer tauschten. Leon öffnete den Koffer, den sie bekamen. Darin befanden sich stapelweise 200-Gramm-Beutel mit weißem Pulver.
    »Teste das«, sagte Red Bear.
    Kevin zog einen Beutel von unten heraus und stach ein winziges Loch hinein. Er holte tief Luft und hielt den Atem an, während er versuchte, das Zittern in seinen Händen unter Kontrolle zu bringen. Er nahm eine Prise auf eine Messerspitze und schüttete sie sich auf die Zunge. Der bittere Geschmack nach Heroin breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Er machte seinen »Chemiekasten« auf und streute eine Prise des Pulvers in ein Fläschchen. Dann brach er eine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit, gab sie dazu und wirbeltedie Mischung eine halbe Minute lang herum. Spuren von Rot und Grün erschienen und verblassten. Er brach eine zweite Ampulle auf, gab sie ebenfalls in die Mischung und schüttelte nochmals fünf Sekunden.
    Red Bear richtete den Strahl einer großen Taschenlampe auf das Fläschchen. Die Flüssigkeit hatte jetzt eine gleichmäßige Farbe angenommen.
    »Dunkelrot«, sagte Kevin. »Wir haben Stoff von achtzigprozentiger Reinheit vor uns. Praktisch ohne Beimischung.«
    »Fertig mit Zählen?«, rief Red Bear zum Flugzeug hinauf. Das Gesicht erschien erneut im Fenster.
    »Hätte nur noch eine Frage.«
    »Schießen Sie los«, sagte Red Bear.
    »Wie haben Sie’s geschafft, die Übergabe von den Vikings zu übernehmen?«
    »Wir konnten sie davon überzeugen, dass es einfach besser fürs Geschäft ist, wenn sie sich an uns halten.«
    »Hmhm. Und mit welchen Argumenten?«
    »Reine Magie«, sagte Red Bear.
    Wenig später hob das Flugzeug ab und verschwand als Schatten in den mondbeschienenen Wolken.
    Red Bear lenkte das Boot über die Bucht und zurück zu der privaten Anlegestelle, an der sie es sich geliehen hatten. Kevin hätte nicht sagen können, ob sie es sich wirklich nur geborgt oder es wie das Geld gestohlen hatten. Na ja, mit dem Klauen konnte er wohl leben, solange am Ende zur Belohnung eine Kleinigkeit im Löffel war.
    Red Bear stieg als Erster aus. Dann drehte er sich zu ihnen um und breitete wie ein Priester zum Segen die Arme aus. »Danke, jedem von euch. Dieses kleine Abenteuer ist wie geschmiert gelaufen, und ihr werdet alle gut bezahlt. Morgen Abend werden wir richtig feiern. Also wirklich, ihr macht das wie Profis, und ich

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