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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Am Bizeps befand sich ein Tattoo, das bis dahin verborgen gewesen war: ein Helm mit Hörnern und darunter ein mit den Buchstaben VR geschmücktes Banner. Viking Riders.
    »Ich weiß zwar nicht, ob ein Tattoo ausreicht, um eine schlüssige Identifizierung vorzunehmen«, sagte Delorme. »Aber wenn Sie mich fragen, würde ich sagen, Walter Wombat Guthrie ist zum letzten Mal Motorrad gefahren.«
    Cardinal nickte. »Fragt sich nur, ob das auf das Konto der anderen Riders geht.«
    »Eigentlich nicht ihr Stil, oder? Diese Verstümmelung, die Leiche im Freien liegen lassen?«
    »Nein, die würden ihn eher in einem Fass oder etwas Ähnlichem begraben, damit wir ihn niemals finden. Ich frage mich, wie das hier mit unserer Mrs. X zusammenhängt.« »Vielleicht hat sie was gesehen, was sie besser nicht gesehen hätte.«
    »Möglich – aber was? Und wann?«
    Der Coroner war ein Arzt, mit dem Cardinal noch nie gearbeitet hatte, ein Dr. Rayburn, ein Milchgesicht, das sich noch nicht lange rasierte. Er ging einem nicht so auf den Geistwie der böswillige Knacker, den sie gewöhnlich bekamen. Dr. Rayburn füllte ein Formular aus und riss die oberen beiden Blätter ab, um sie Cardinal zu reichen.
    »Offensichtlich nicht weiter schwierig, ein Verbrechen festzustellen. Sie können ihn auf dem schnellsten Weg in die Grenville Street schaffen. Mit dem hier bekommt der Pathologe richtig Spaß.«
    »Wieso das?«
    »Na ja, Sie haben zweifellos bemerkt, dass sämtliche Extremitäten fehlen.«
    »Ja, Doc. Das hab sogar ich geschnallt.«
    »Schlimmer noch, am unteren Rücken fehlt ein großes Stück Haut.«
    »Der Mörder hat versucht, ihn zu häuten?«
    »Bei lebendigem Leibe, fürchte ich. Auch wenn ich kein Pathologe bin, ist für mich offensichtlich, dass eine Menge von diesen Verletzungen vor dem Tod zugefügt wurden. Wenn nicht sogar alle. Es gibt Einblutungen in die Knochen.«
    »Können Sie schon eine Todesursache festmachen?«
    »Sie meinen, kann ich sagen, welche der Wunden ihm den Garaus gemacht hat? Nein, aber ein Pathologe vielleicht. Ist vermutlich verblutet, bevor er geköpft wurde.«
    »Verblutet?«, fragte Delorme. »Aber es ist doch kaum Blut zu sehen.«
    Dr. Rayburn betrachtete die Leiche und schüttelte wie ein Student, der sich bei einer Aufgabe geschlagen gibt, den Kopf. »Dafür habe ich keine Erklärung.«
    »Manchmal breiten Mörder eine Plastikplane auf dem Boden aus«, sagte Cardinal. »Aber ich hab noch nie gehört, dass jemand das im Freien macht. Hey, Szelagy!«
    Das Gesicht von Ken Szelagy, einem riesenhaften ungarischen Teddybär von einem Mann, erschien hinter der Kante einer Granitfelsenwand.
    »Sorgen Sie dafür, dass der hier in die ViCLAS-Datenbank kommt.« ViCLAS sammelte auf nationaler Ebene Informationen über Gewaltverbrechen. Die OPP verfügte über eine Analysestelle in Orillia.
    Szelagy ließ einen theatralischen Stoßseufzer raus. »Oh Mann. Wissen Sie, wie viele Fragen man bei diesen ViCLAS-Dingern beantworten muss?«
    »Zweihundertzweiundsechzig«, sagte Cardinal. »Also machen Sie sich am besten gleich dran, nicht wahr?«
    »Aber sicher doch, wie immer.«
    »Und die sollen in Bezug auf den Modus Operandi das alles einmal zusammen mit diesen Hieroglyphen an der Wand durchschicken, und einmal ohne. Möglicherweise besteht ja gar keine Verbindung zu dem Mord, oder sie sind eine einmalige Angelegenheit.«
    Sie machten sich daran, zahlreiche Beutel mit Beweismaterial zu füllen, auch wenn Beweismaterial ein zu präziser Begriff für den Plunder ist, den sie sammelten. Es ist ein gängiges Problem bei Tatorten im Freien, dass es dort viele weit verstreute Objekte gibt, von denen am Ende, wenn überhaupt, nur ganz wenige als Beweismaterial in Frage kommen. Streichholzschachteln, Zigarettenstummel, Getränkedosen, Fußabdrücke, Haare, Fasern, und niemand kann vorhersagen, was davon mit dem Verbrechen nicht das Geringste zu tun hat und was sich als entscheidend für die Überführung erweist. Daher muss alles sorgfältig fotografiert, eingetütet und beschriftet werden. Und das braucht Zeit.
    Cardinal führte in seinem Notizbuch ein laufendes Logbuch. Neben dem üblichen, scheinbar nicht sachdienlichen Zeug, das sich später als Gold erweist, gab es hier eine Reihe interessanter Funde.
    Als Erstes ein Schweizer Offiziersmesser, das Arsenault in einiger Entfernung von der Leiche entdeckte. Es lag zwischenzwei Felsbrocken, die eine Art Treppe aus der Höhle hinter dem Wasserfall bildeten. Das Messer war zu

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