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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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bin sehr stolz auf euch alle.«
    »Was wird aus unserem Viking-Freund?«, wollte Kevin wissen.
    »Wie ich sehe, hast du immer noch Angst, Kevin. Aber ich verfüge über Informationen in dieser Hinsicht, von denen du nichts weißt. Um unseren Viking-Freund brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich werde ihn in die wundersame Welt der Geister einführen, und die Vikings werden uns nicht die geringsten Probleme bereiten.«
    »Aber sobald er zu ihnen zurückgeht, wird er ihnen alles stecken. Muss er ja wohl. Sonst bringen sie ihn um.«
    »Er wird nicht zu ihnen zurückgehen.« Red Bear quittierte ihre ungläubigen Gesichter mit einem wohlwollenden Lächeln. »Ab heute Abend wird er für uns arbeiten.«
    Red Bear führte den angeschlagenen Viking zu seinem geparkten Wagen und ließ ihn in den Kofferraum purzeln.
    Es vergingen einige Wochen, in denen sie von Wombat Guthrie nichts mehr hörten. Ob er tatsächlich für Red Bear arbeitete, wusste Kevin nicht. Die Sache war die: Er besaß jetzt mehr Eins-a-Heroin, als er in seinem ganzen Leben gesehen hatte, und würde sich davon nicht trennen, nur weil er zu naseweis war.
     
    Kevin schlug nach einer Mücke, die gerade im Zickzackkurs zum Fenster seiner Hütte flog. Wieder fragte er sich, wo wohl Terri steckte, falls sie wirklich nach Vancouver zurückgekehrt war. Er dachte daran, sie anzurufen und sich bei ihr zu entschuldigen, aber – was soll’s, zum Teufel.
    »Sie sagt, sie hat nur versucht, dir zu helfen«, sagte Letterman, das Kinn in die Hand geschmiegt.
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Und sie könnte richtig liegen, was Red Bear betrifft. Er ist nicht gerade so was wie der nette Junge von nebenan.«
    »Das weiß ich auch, Dave. Ich bin nicht mehr sechs. Ichbrauche niemand, der sich als meine Mami aufspielt. Das musste mal gesagt werden.«
    Letterman beugte sich vor.
    »Du hast ihr gesagt, du wärst runter vom Stoff«, sagte er. »Wieso hast du dann immer noch einen Haufen davon? Du bist ein Skier, stimmt’s?«
    »Also, ich bin entschieden runter vom Stoff, Dave. Das war nur eine Phase, durch die ich musste, Dave, und ich denke, ich bin dadurch wesentlich gereift. Aber jetzt brauch ich es nicht mehr. Ich mach da nur noch wegen des Geldes mit, und dann ab die Post.«

10
     
    D ie Leute mochten über Paul Arsenault und Bob Collingwood sagen, was sie wollten – und ihre Kollegen sagten eine Menge über sie –, aber eines musste man den beiden lassen: Sie waren stets für alles gewappnet. Das zweiköpfige Team der Spurensuche traf am Leichenfundort hinter den Nishinabe Falls in Wanderstiefeln, Khakihosen und Insektenschutzhemden ein, Letztere mit feinmaschiger Kapuze und Schleier, durch die keine Mücke dringen konnte, sowie elastischen Manschetten. Als sie in dieser Montur rund um den Wasserfall streiften, mal nach oben griffen, um einen Flecken zu untersuchen, mal auf die Knie gingen, um winzige Objekte zu sammeln, erinnerten sie an Bienenzüchter.
    Der junge Coroner, der mit ihnen zusammenarbeitete, hatte es bei einer Dose Mückenspray bewenden lassen. Wie sich zeigte, war es mit den Viechern hinter dem Wasserfall nicht weiter schlimm.
    Arsenault sammelte Maden, die er in verschiedene Phiolen füllte, jede davon sorgfältig etikettiert. Er dachte oft laut nach, während er seine Arbeit tat, so dass jeder, den es interessierte, seine Vorgehensweise nachvollziehen konnte. Collingwood dagegen sagte kaum einmal ein Wort.
    »Wissen Sie, ich bin kein Insektenkundler«, sagte Arsenault. Er musste die Stimme erheben, um sich über das Tosen des Wassers hinweg Gehör zu verschaffen. »Aber ich muss schon sagen, hier gibt es weitaus weniger Maden, als ich bei einer Leiche, die so lange gelegen hat, erwarten würde. Muss so um zwei Wochen alt sein, mindestens. Man würde denken, es müsste von den Dingern nur so wimmeln, aber das hierkönnte das Werk von vielleicht einem Dutzend Fliegen sein. Einer Hand voll sogar.«
    Collingwood hielt das Thermometer an einen nahe gelegenen Felsen und nahm eine Umgebungsmessung vor. Er drehte sich um und sagte: »Die Stelle ist schwer zugänglich.«
    Cardinal brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was er meinte: dass die Fliegen nicht so zahlreich auf eine Leiche stoßen, die hinter einem Vorhang aus Wasser verborgen liegt, oder auch nur den Geruch aufnehmen können. Außerdem war es in dieser feuchten Umgebung ziemlich kalt und dunkel.
    Der Coroner trat von der Leiche zurück. Arsenault machte Collingwood Zeichen, und sie drehten sie um.

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