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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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schimmerten im Vollmondlicht. Zu ihrer Linken glitten die Manitou Islands vorbei, zu ihrer Rechten das Anishinabeck-Reservat. Von da an machten sich die Lichter am Ufer rar. Als sich der Mond hinter eine Wolke duckte, breitete sich der See aus wie ein Teppich aus schwarzem Samt.
    Zwanzig Minuten später deutete Red Bear auf eine Gruppe beleuchteter Bojen. »Der French River«, brüllte er über denLärm des Innenbordmotors. »Sind gleich da.« Er stand auf und legte Leon eine Hand auf die Schulter. Er beugte sich zu ihm herunter und sagte etwas zu ihm, während er durch die Windschutzscheibe wies. Leon drehte das Ruder, und das Boot schwenkte Richtung Küste. Durch die Bäume blinkten drei Lichter, eine Dreieckskonstellation.
    »Das hier hat mir der Geist gezeigt«, brüllte Red Bear über den Lärm. »Das Dreieck da vorne.«
    Auf ein Zeichen von Red Bear stellte Leon den Motor ab, und sie ließen sich auf dem schwarzen Wasser treiben.
    »Von hier ab sagt keiner ein Wort. Leon und ich übernehmen das Reden. Vielleicht ist niemand da, oder höchstens einer. So oder so ist es kein Problem. Toof, du bleibst im Boot.«
    »Nee, ich will mit. Komm schon, Red Bear, lass mich mit rüber.«
    »Du bleibst im Boot. Das ist wichtig. Du musst jeden Moment startklar sein. Kann ich dich damit betrauen?«
    »Ach so, geht klar, Mann. Ich wär einfach nur lieber mitgekommen.«
    Vor ihnen tauchte eine Anlegestelle in der Dunkelheit auf. Red Bear sprang darauf und wickelte ein Tau um die Klampe, bevor er im Flüsterton zu Kevin sagte: »Wirf mir das da zu.«
    Kevin schleuderte ihm die Achterleine entgegen, und Red Bear zog das Heck so herum, dass der Bug auf den See hinaus wies. Dann nahm er eine andere Taurolle von backbord und hängte sie sich über die Schulter, als wollte er einen Berg besteigen.
    Kevin und Leon sprangen auf den Landesteg. Schweigend liefen sie zu dritt über den Strand in Richtung der drei Lichter. Kevin folgte Leon die Steinstufen hinauf in den Garten hinter einem kleinen Bungalow, der zwischen hohen Büschen verborgen lag. Er sah sich um und stellte fest, dass Red Bear nicht mehr bei ihnen war. Im Haus waren die Lichter und derFernseher mit seinem kühlen, flackernden Schimmer an. Das Herz pochte Kevin bis zum Hals.
    Leon zögerte nicht. Er ging geradewegs bis zur Tür und klopfte an.
    Der Fernseher verstummte, dann die keineswegs freundliche Stimme eines Mannes. »Wer ist da?«
    »Peter Northwind schickt mich.«
    Es war ein Geräusch zu hören, wie wenn jemand durch einen Raum schlich, dann schien Licht durchs Schlüsselloch. Es wurde schwächer, und die Stimme meldete sich wieder.
    »Du bist nicht Northwind.«
    »Klaro, Dummbacke. Deshalb hab ich ja auch gesagt, Northwind
schickt
mich. Bist du Wombat?«
    »Tut nix zur Sache, wer ich bin. Du kommst zu früh. Ungefähr vier Stunden.«
    »Wir hatten Rückenwind. Was erwartest du, sollen wir vielleicht stundenlang auf eurem beschissenen See rumschwimmen?«
    »Losung.«
    »Was?«
    »Du hast mich verstanden. Wie lautet die Losung?«
    »Es gibt keine, Cowboy. Ich hab zwanzig Pfund Losungen bei mir.« Leon hielt den Koffer hoch.
    »Von der Tür zurück.«
    Leon und Kevin traten ein Stück zurück.
    »Eine Bewegung, und ich mach euch alle.«
    »Keine Sorge. Wir rühren uns nicht.«
    Die Tür ging auf, und ein Kloß in menschlicher Gestalt mit grauem Pferdeschwanz füllte den Türrahmen aus. Eine Pistole blitzte im Mondlicht auf.
    »Niemand verscheißert die Viking Riders und hat noch Gelegenheit, drüber zu quatschen«, sagte er. »Ich kann nur für euch hoffen, dass ihr das nicht versucht.«
    »Verflucht, nein«, beteuerte Leon. »Wir werden doch unsere tollen Beziehungen nicht versauen.«
    »Ich hab keine Beziehungen mit euch. Ich hab eine Beziehung mit Northwind. Stell den Koffer ab und tretet zurück.«
    Leon und Kevin taten, was er sagte. Es war das erste Mal, dass Kevin in eine Pistolenmündung blickte, und er staunte über die Wirkung. Ihm flatterten die Knie, und er musste dringend aufs Klo.
    »Mach ihn auf.«
    Leon kniete sich auf ein Bein und drückte auf die Verschlüsse des Köfferchens.
    »Moment noch, ich glaub, die klemmen.« Fluchend rasselte er ein bisschen daran.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte der Mann. »Verpisst euch.« Ein dumpfer Schlag. Eine Klinge drückte sich an den Hals des Mannes.
    »Lass sie fallen«, sagte Red Bear. »Oder ich schneide dir einen zweiten Mund.«
    Die Pistole rührte sich nicht. »Wenn du mir auch nur einen Ritzer

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