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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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müssen. Er dachte lange intensiv darüber nach, sich ein bisschen davon in die eigene Tasche zu stecken, doch Red Bear war nie weiter als einen Meter von ihm entfernt und machte in ruhigem Ton Geschäfte am Telefon.
    Jetzt lag er auf seinem Bett und versuchte, ein Gedicht über Karen zu schreiben, seine letzte Freundin in Vancouver. Bis jetzt hatte er bei den Frauen von Algonquin Bay noch kein Glück gehabt, und so dachte er ziemlich oft an Karen. Streng genommen war Karen die Freundin von jemand anderem gewesen, und trotz ihres One-Night-Stands mit Kevin hatte sie sich entschieden, daran nichts zu ändern. Kevin beschwor ihr Bild herauf. Diesen Mund, diese hübschen blauen Augen, dieses seidige blonde Haar. Dummerweise wurden seine Gedanken lasziv, und Lust hatte noch nie gute Lyrik hervorgebracht. Er hatte ein Dutzend Eingangszeilen wieder ausgestrichen, jede schlimmer als die letzte.
    Die Tür ging auf, und Leon kam herein, ein dunkler Schatten gegen die Sonne.
    »Setzt du eigentlich nie mal ’nen Fuß vor die Tür, Mann?«
    »Ich arbeite.«
    »Das nennst du arbeiten?«
    »Ja, Leon. Ich arbeite. Ich schreibe. Soll Leute geben, die das tatsächlich als Arbeit betrachten.«
    »Oh, bitte vielmals um Entschuldigung. Was bist du eigentlich, William Arschloch Shakespeare? Oder Ernest Arschloch Hemingway?«
    »Du lässt die Mücken rein, Leon. Ich bin die letzte gerade losgeworden, und du lässt sie wieder rein.«
    Leon trat ins Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. »Ich hoffe, du schreibst ein Filmskript.
Da
steckt Kohle drin.«
    »Niemals«, sagte Kevin und klappte sein Notizbuch zu. Er tastete unter dem Bett nach seinen Schuhen. »Ich wollte dich was fragen, Leon. An dem Tag, an dem Terri weg ist, hast du sie zum Zug gefahren, oder?«
    »Wieso fängst du schon wieder davon an? Hab ich dir doch gesagt. Ich war gerade ’ne halbe Minute vorher aus Toronto zurück, und Red Bear sagt: ›Hey. Das ist Kevins Schwester. Jemand muss sie zum Bahnhof bringen.‹ Sie hatte es eilig.«
    »Ja, ich weiß, dass sie sauer auf mich war. Aber ich hab bei ihr in Vancouver angerufen, und die Typen, mit denen sie zusammenwohnt, haben noch nicht wieder von ihr gehört.«
    »Fällt mir auch nix zu ein. Sie hat mir keinen Streckenplan gegeben, Mann. Hab sie nur ganz kurz gesehen. Soweit ich weiß, hat sie den Zug nach Toronto genommen. Danach – keine Ahnung.«
    »Ich fang an, mir Sorgen zu machen. Sie hatte nicht viel Geld dabei. Ich weiß nicht, wo sie sein könnte.«
    »Wahrscheinlich ist sie bei Freunden in Toronto. Wieso nicht? Na, jedenfalls, wir haben anderes zu tun. Red Bear hat eine kleine Aufgabe für uns.«
    »Shit. Was denn jetzt?«
    »Was soll das, Mann? Wir haben den leichtesten Job, den man sich denken kann. Er liefert die richtig guten Beziehungen, besorgt den Stoff im großen Stil. Wir haben nix weiter zu tun, als das Zeug ab und zu unter die Leute zu bringen.«
    Da hatte er recht. Kevin hatte nichts weiter für sein Geld zu tun, als sich ab und zu mit Red Bears mysteriösen Partnern in der Stadt zu treffen und ihnen an einem vereinbarten Treff ein bisschen Stoff zuzuschanzen. Kinderspiel.
    »Mann, du musst der faulste Sack unter der Sonne sein«, schimpfte Leon weiter.
    »Ich hab dir doch gesagt, ich arbeite an meinen Gedichten. Egal, was sollen wir denn für ihn machen?«
    »Toof hat bei den falschen Leuten rumgelabert. Müssen mit Kanadas Lieblingskiffer mal ’n paar Takte reden.«
    »Hört doch sowieso keiner auf Toof. Der ist doch viel zu doof.« Gott, dachte Kevin, ich hab zu lange an Reime gedacht.
    Leon schnappte nach einer Mücke. »Ich hab nicht gesagt, wir sollen ihn gleich totprügeln. Wir müssen nur mit ihm quatschen.«
    Als sie wenig später im Auto saßen, sagte Kevin: »Also, worum geht’s? Wieso müssen wir mit ihm reden?«
    Leon riss am Schalthebel, und der TransAm machte einen Satz auf den Feldweg. »Red Bear will, dass wir ihm ein für alle Mal abgewöhnen, unsere Geschäfte überall auszuposaunen.«
    »Und wieso redet Red Bear dann nicht selber mit ihm? Er wäre doch um einiges überzeugender als du und ich.«
    »Man nennt das Delegationsprinzip, Kevin. Red Bear will wahrhaftig, dass wir ein bisschen Arbeit übernehmen, verstehst du? Und dabei hat er nicht an Schreiben gedacht.«
    »Was sollen wir also tun?«
    »Ihn einfach dazu bringen, dass er den Mund hält, das ist alles. Wie wir das machen, ist unsere Sache. Aber wenn er nicht die Klappe hält, dann nimmt Red Bear die Geschichte in die

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