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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Hand, und weißt du, was? Ich will nicht, dass Red Bear sauer auf mich ist, verstehst du?«
    Ein Toyota Echo schnitt sie, als sie auf den Highway abbogen, und Leon drückte auf die Hupe. »Arschloch. Ich sollte ihn an den Felsen zerquetschen.«
    »Mit wem soll Toof denn gequatscht haben?«
    »Offenbar ist dem kleinen Deppen rausgerutscht, dass wir ’n Geschäft mit den Viking Riders vorhaben, und das wiederum ist Red Bear zu Ohren gekommen. Reicht dir das, oder brauchst du so was wie ein detailliertes Gesprächsprotokoll? Oder willst du vielleicht ins Lager zurück und Red Bear ins Kreuzverhör nehmen?«
    »Glaube nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Die übrige Fahrt in die Stadt sprachen sie kein Wort.
    Toof zu finden war an den meisten Nachmittagen nicht weiter schwer, da Algonquin Bay nur über zwei Billardsalons verfügt: Duane’s Billiard Emporium und das Corner Pocket. Er war nicht im Duane’s, doch jemand hatte ihn kurz zuvor gesehen und mitbekommen, dass er zum Pocket weiterwollte.
    Sie fuhren in die Sumner und bogen links in die O’Riley. Das Pocket lag ein paar Blocks weiter, ziemlich nah an der Ojibwa High, weshalb Toof so gerne hier rumhing. Er schmiss sich an die Jungs ran, die nach der Schule herkamen, und verdiente sich bei ihnen ein paar Dollar.
    Anders als das Duane’s, das von einem heimlichen Schläger mit einem Kopf wie ein Amboss geführt wurde, gehörte das Corner Pocket einem alten Ehepaar. Sie hatten ständig schlechte Laune, und niemand wusste, ob das ihr normales Verhalten war oder ob sie durch die Schwärme von Teen-agern, die sie den ganzen Tag bedienten, versauert waren.
    Der alte Mann funkelte Kevin und Leon über die Kasse hinweg an, als sie den Laden betraten.
    Sie fanden Toof an der Bar, wo er eine Kirsch-Cola trank und einen Schokoriegel verdrückte.
    »Hey Jungs, was gibt’s?« An seinem vorstehenden Zahn klebte Schokolade. Er deutete auf Leons Füße. »Du trägst ja mal wieder deine coolen Wanderstiefel. Willst du zum Bergsteigen raus?«
    »Wir nehmen dich auf ’ne kleine Spritztour mit«, sagte Leon.
    »Gib mir zwanzig Minuten, okay? Ich will nur noch bei dem Typ da abkassieren.« Er deutete mit seiner Cola auf eine Bohnenstange von einem Jungen, der klirrend und scheppernd einen Tisch abräumte.
    Leon nahm Toofs Cola und stellte sie auf die Theke. »Jetzt.«

19
     
    D ie Erinnerungen kamen jetzt Schlag auf Schlag, Terri war machtlos dagegen. Wollte sie sich eben noch unbedingt an mehr erinnern, wünschte sie sich im nächsten Moment nichts so sehr wie Vergessen. Die Schwestern gaben ihr gewöhnlich Tylenol, aber keines von den starken Schmerzmitteln mehr. Sie hätte gern geschlafen, doch es war helllichter Tag, und sie war hellwach.
    Der Aufenthaltsraum für die Patienten war laut. Sophie, eine der Möchtegern-Selbstmörderinnen, hatte gerade drei blonde Hexen zu Besuch, und sie kicherten alle wie verrückt. Terri kauerte sich mit einer Ausgabe von
Glamour
in eine Ecke, konnte sich aber nicht konzentrieren. Die Erinnerungen fielen ungeordnet, ungebeten in ihre Gedanken ein und zum Teil von solcher Intensität und obsessiver Wiederholung, dass sich ihr fast der Magen umdrehte.
    Zum Beispiel die Mücken. Nicht nur diejenigen, die sie stachen, auch wenn sie sich nur zu gut an das Jucken und Brennen an Stirn und Knöcheln erinnerte. Diese Mücken waren klein und still. Doch sie konnte auch das laute, mehrstimmige Summen von anderen, größeren Insekten hören. Ganze Schwärme davon im Sonnenlicht. Wo war das noch gewesen?
    Und dann der Bahnhof. Kevin war gekommen, um sie abzuholen. Er war nervös gewesen und von einem Bein aufs andere getreten, als seien sie sich fremd. Terri hatte sofort gewusst, dass er rückfällig geworden war. Sie stellte ihn nicht sofort zur Rede, nicht mitten im Bahnhof mit den weinenden Kindern und den torkelnden Betrunkenen und einer Verrückten, die unsinniges Zeug vor sich hin brabbelte.
    Kevins Hütte. Nichts weiter als ein Feldbett und ein wackeliger Holztisch in einer seltsamen kleinen Hütte irgendwo mitten im Wald an einem See. Die Sonne, die durchs Fenster hereinfiel, so dass der Schweiß auf Kevins Stirn darin glänzte.
    »Ich weiß, dass du wieder an der Nadel hängst«, sagte Terri. Es rutschte ihr einfach heraus. Sie hasste es, wenn er ihr auswich und so schuldbewusst aussah.
    »Nur Skin-Popping«, sagte er.
    »Ach, ja, und wohin soll das führen?«
    »Ich brauch das nur im Moment, ich stehe ziemlich unter Stress.«
    Er schob, während er das

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