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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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ich ihn um. Ich mein’s ernst.«
    »Findest du das nicht ein bisschen radikal?«, antwortete Kevin. »Wir leben hier immerhin mit einigen Versuchungen. Menschen sind nicht unfehlbar.«
    »Ich sag’s so, wie’s ist, Kevin. Wenn dir das nicht passt, steht es dir frei, für jemand anderen zu arbeiten. Vielleicht sind ja die Viking Riders interessiert.«
    Leon lachte und verschluckte sich fast an seinem Brandy.

17
     
    R ed Bear fuhr in der letzten Zeit selten selbst. Leon übernahm das gerne für ihn und fungierte zugleich als sein Bodyguard. Red Bear sah Leons rapide Fortschritte mit großem Vergnügen. Bring ein bisschen Magie ins Leben eines Jungen, spendier ihm ein bisschen Sex, und das Ergebnis ist fast vorhersehbar. An diesem Punkt war Red Bear ziemlich sicher, dass Leon alles für ihn tun würde, worum er ihn bat. Heute allerdings fuhr Red Bear selber auf dem Highway 11 nach Shanley, einem Vorort von Algonquin Bay, falls bei einem Kaff wie Algonquin Bay von einem Vorort die Rede sein konnte.
    Shanley ist ein malerisches Städtchen, eigentlich nicht viel mehr als eine Kreuzung. Doch auf dem Shanley Hill gibt es auf halber Höhe einen Aussichtspunkt, und es kommt nicht selten vor, dass Autos hier halten und die Insassen lange über die blaue Fläche des Lake Nipissing schauen. An diesem Tag allerdings war es eine graue Fläche. Eine Wolkenmasse hatte sich am Morgen über dem Wasser und den Bergen zusammengebraut und machte auch am Nachmittag keine Anstalten weiterzuziehen. Weiße Schaumkronen tanzten auf dem Wasser, und bis zu seinem Aussichtsposten hinauf war das Schlagen der Wellen am Ufer zu hören.
    Er hatte den BMW Richtung See geparkt und saß jetzt auf dem Beifahrersitz eines Chevy Blazer, dessen Fenster so schwarz getönt waren, dass der See darin düster wie eine heraufziehende Apokalypse wirkte. Auf dem Fahrersitz saß Alan Clegg. Er trug ein kurzärmliges kariertes Hemd zu einer Levi’s-Jeans und braunen Timberland-Stiefeln, allerdings nichtden beigebraunen, die vielleicht noch so eben als cool durchgegangen wären. Der Cop außer Dienst war ihm zehn Meter gegen den Wind anzusehen.
    »Wirf sie noch einmal«, sagte Clegg. »Ich bin da in einer echten Zwickmühle. Ich muss in der Sache Bescheid wissen.«
    »Brächte nichts, noch mal zu werfen. Ich sag doch, ich bin müde. Ich hatte eine lange Nacht. Sehr lang.«
    »Komm schon, Red Bear, tut doch nicht weh. Wirf noch mal.«
    Red Bear steckte die bunten Muscheln in ihren Lederbeutel zurück und schüttelte noch einmal. Er stülpte den Beutel um und ließ sie über die Konsole fallen.
    »Na schön. Schon ein bisschen besser«, sagte Red Bear. Manchmal war es wie die Schärfeneinstellung bei einem Bild.
    »Was siehst du?«
    »Arbeit. Du wirst befördert.«
    Clegg grinste. Er hatte große, kräftige Zähne und zu viele davon im Verhältnis zur Größe seines Mundes. »Beförde-rung, ja? Wird auch langsam Zeit, Mann. Glaubst nicht, was für Volltrottel sie heutzutage zu Sergeants machen. Wann soll das denn sein?«
    »Das weiß ich nicht. Moment, jemand über dir geht weg oder in den Ruhestand oder so. Wenn es dazu kommt, kriegst du deine Beförderung.«
    »Aber du weißt nicht, wann. Ich möchte dich was fragen, Red Bear: Ihr habt Wombat allein angetroffen, stimmt’s?«
    »Er war allein.«
    »Und ihr habt das Geld gefunden, stimmt’s?«
    »Wir haben das Geld gefunden.«
    »Wie kommt es also, dass du die Zukunft nicht so gut lesen kannst wie ich?«
    »Weil ich nicht zum Drogendezernat der Royal Canadian Mounted Police gehöre, deshalb.« Red Bear nahm seine Sonnenbrilleab und sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. »Ich kann dir sagen, was ich in den Muscheln sehe. Wenn du auf einen Haufen Schwachsinn aus bist, such dir einen anderen, der dir die Zukunft liest.«
    »Verrat mir was zu Mary«, sagte Clegg. »Was wird mit Mary?«
    »Ich sehe nicht, dass ihr zwei wieder zusammenkommt. Ich würde sogar eher sagen, sie reicht die Scheidung ein. Und jetzt zum Geld. Da sieht’s ziemlich rosig aus.« Red Bear deutete auf eine Gruppe von drei Muscheln, die ein Stück von den anderen entfernt einen Halbkreis bildeten. »Für ’ne ganze Weile wird es dir finanziell gut gehen. Ich kann eigentlich nichts erkennen, das deinem Glück im Wege stehen sollte.«
    »Da wär noch was, worüber ich mit dir reden wollte.«
    »Moment. Du hast mich gebeten, dir die Zukunft zu lesen, also sei wenigstens so höflich, mir bis zu Ende zuzuhören.«
    »Du bist ganz schön

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