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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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dünnhäutig für einen Indianer, hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    Red Bear sammelte die Muscheln ein und ließ sie wieder in den Lederbeutel rieseln.
    »Was soll das? Du hast gesagt, du wärst noch nicht fertig.«
    Red Bear band sich den Beutel mit einem Lederriemen am Gürtel fest. Er stieg aus dem Blazer und sah sich um. Weit und breit keine anderen Autos zu sehen. Er öffnete den Kofferraum des BMW und holte eine saubere, neue Papiertüte heraus. Er warf sie durch die offene Tür des Blazer und stieg wieder ein.
    Clegg zog die drei Bündel Geldscheine heraus. »Fünfundsiebzigtausend Riesen, nicht viel, wenn man bedenkt.«
    »Wenn man was bedenkt? Fünfundsiebzig waren abgemacht.«
    »Abgemacht war, dass ich dir die Informationen gebe und du sie beklaust; beklaust, nicht ermordest. Wie zum Teufel willst du damit bloß davonkommen? Die Kripo Algonquin Bay ist mächtig hinter der Sache her, falls du es noch nicht weißt. Gnade mir Gott, wenn die Sache auf mich zurückfällt; dann halte ich mich an dich.«
    »Da mach dir mal keine Sorgen. Wombat arbeitet jetzt für uns.«
    »Was redest du da für ’n Quatsch? Wombat Guthrie ist mausetot. Toter geht’s nicht. Und er ist um ein paar Hände und einen Kopf kürzer gemacht. Ist das deine Vorstellung davon, seine Identität zu verschleiern? Hat jedenfalls nicht funktioniert. Die Geschichte ist überall auf Funk. Der Typ war allein. Das war völlig überflüssig. Wieso hast du ihn umgebracht?«
    »Wer sagt denn, dass ich ihn umgebracht habe? Woher willst du das wissen? Bei unserer letzten Begegnung hab ich mit Wombat einen Deal gemacht. Dass er von jetzt an für uns arbeitet. Falls er also ermordet wurde, kann es unmöglich auf mich zurückfallen. Und schon gar nicht auf dich.«
    »Willst du damit sagen, du hast den Kerl nicht umgebracht?«
    »Ich bringe keine Menschen um, Alan. Das ist nicht mein Stil. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass ihn seine Kollegen dafür bestraft haben, dass er gegenüber der Organisation ein solch katastrophaler Versager war. Mir ist wirklich nicht klar, wieso das für dich ein Problem sein soll.«
    »In Ordnung. Okay. Das leuchtet ein.« Clegg schien sich ein wenig zu entspannen. »Wie haben deine Jungs auf die Übernahme reagiert? Müssen ziemlich beeindruckt gewesen sein.«
    »Ja, denke schon. Selbst Kevin, und der ist in Bezug auf meine Magie sehr skeptisch.«
    »Der wird doch keinen Ärger machen?«
    »Kevin?«
    Red Bear blickte über den See mit den weißen Schaumkronen, die wie Wimpel auf der dunklen Wasserfläche tanzten. »Kevin wird keinen Ärger machen.«
    »Ich will dir nämlich mal sagen, wer ein Problem sein könnte: dein kleiner Toofie-Doofie-Freund.«
    »Toof ist ein harmloser Kiffer. Wieso sollte der Probleme machen?«
    Clegg sah auf die Uhr. »Ich muss los. Um sechs fängt mein Dienst an.«
    »Wieso sollte Toof Probleme machen?«
    »Ich hab nicht gesagt, dass er ein Problem ist, ich sag nur, er könnte eins werden. ’n Informant von mir hat mir dieser Tage was gesteckt. Gewisser Nelson Tyndall. Nicht eben das verlässlichste Arschloch der Welt, aber auch nicht das schlimmste – für einen Junkie. Der alte Nelson erzählt mir also, Toof hätte ihm erzählt, seine Crew hätte in den nächsten Tagen ein ziemlich großes Ding in der Mache. Das war vor eurem kleinen Ausflug über den See.«
    »Ein großes Ding?«, sagte Red Bear. »Ein großes Ding ist kein Problem. Das kann alles Mögliche heißen.«
    »Wie wär’s mit einem großen Ding gegen die Viking Riders?«
    »Die Viking Riders? Das hat dir dein Informant vorher gesteckt?«
    »Nein, er hat mir gesteckt, Toof hätte
ihm
das vorher gesagt.«
    »Das ist nicht möglich. Bis wir auf dem See waren und Richtung French River fuhren, wusste keiner von denen, dass wir zu den Riders wollten.«
    »Wie gesagt, Nelson ist nicht das verlässlichste Arschloch von der Welt.«
    Red Bear fluchte. Er nahm seine Wayfarer ab und rieb sich den Nasenrücken.
    Über dem westlichen Ufer brach die Sonne durch die Wolken. Clegg klappte die Blende herunter und warf den Motor an.
    »Du musst wegen dem Jungen was unternehmen«, schloss Clegg. »Mehr will ich nicht gesagt haben.«

18
     
    K evin räkelte sich und schloss die Augen. Er hatte den ganzen Morgen unter Red Bears wachsamem Blick in dessen Hütte verbracht, wo er förmlich über die Schore stolperte und sie in immer kleinere Päckchen aufzuteilen hatte. Es war die reine Qual, der Ekstase so nah zu sein und darauf verzichten zu

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