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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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kleinen Plastikschubladen hinüber, wie sie Heimwerker benutzen, um Krimskrams darin zu verstauen. Er zog eine heraus, entnahm ihr die Kugel, die aus Terri Taits Schädel entfernt worden war, und klebte sie mit ein wenig Bienenwachs unter die linke Linse seines Mikroskops.
    »Wie Sie wissen, Detective, könnte sie auch von einer J. C. Higgins, Modell 80, stammen.«
    »Danke für die Information«, sagte Delorme. »Was ichaber eigentlich wissen wollte – wann immer Sie so weit sind, es uns zu sagen –, ist, ob es dieselbe Pistole ist. Aus Feldern und Zügen und selbst dem Drall können Sie das für sich genommen noch nicht erschließen, oder?«
    »Ach du liebe Güte. Fragen Sie mich was Leichteres«, sagte Venn. Er regelte die Schärfe für die linke Kugel, dann die rechte. Nach einer Weile sagte er: »Die Sache mit Colts ist die: Sie haben unterschiedliche Schleifspuren, die Spuren, die sich bilden, wenn die Munition in die Kammern eingeführt wird. Jedenfalls kann ich Ihnen direkt sagen, dass es sich um dieselbe Waffe handelt. Sehen Sie selbst.«
    Er rollte seinen Stuhl zur Seite, und Delorme beugte sich über das Okular.
    »Stellen Sie die Schärfe ein«, sagte er. Seine feuchten Finger drückten auf ihre Hand an dem Drehknopf. Delorme adjustierte den Knopf, und das Bild wechselte von verschwommen zu kristallklar. Die Einkerbungen und Wellenlinien in beiden Bleistücken glichen sich wie ein Ei dem anderen.
    »Schön«, sagte Delorme. »Sehr schön. Danke, Mr. Venn.«
    »Kann ich noch was für Sie tun?«
    »Nein, danke«, sagte Delorme. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, auch wenn er ein Blödmann war. »Ich denke, das war’s.«
    »Dann vielen Dank, dass Sie sich an das Institut für Gerichtsmedizin gewendet haben, und einen schönen Abend noch.«
    Als sie später wieder auf der 400 Richtung Norden waren, sagte Delorme: »Was ist mit diesem Venn-Typ? Als hätte er sich ein Leben lang ins Zeug gelegt, ein Volltrottel zu sein.«
    »Keine Ahnung, woran das bei diesen Ballistikern liegt«, sagte Cardinal. »Aber es erwischt sie ziemlich schnell.«
    Es gibt Leute, die behaupten, sie schafften die lange Fahrt zurück nach Algonquin Bay in dreieinhalb Stunden, aber das ist glatt gelogen. Vom Torontoer Zentrum nach Algonquin Bay braucht man mindestens vier. Als Cardinal die Trout Lake Road nach Hause fuhr, dachte er an das Steak, das er sich auf der Veranda hinter dem Haus grillen wollte. Er würde sich genau ein Bier dazu genehmigen; mehr mochte er nicht, wenn Catherine nicht zu Hause war; es deprimierte ihn.
    Als er und Delorme bei der Ballistik fertig waren, hätte er gar zu gerne in Catherines Hotel vorbeigeschaut; das Chelsea war nicht weit von der Gerichtsmedizin entfernt. Doch er hatte in einem Dilemma gesteckt. Falls Catherine bei bester Gesundheit gewesen wäre, dann wäre es natürlich kein Problem gewesen, sich blicken zu lassen. Doch sie befand sich im Moment auf einer Gratwanderung und hätte seinen Beschützerinstinkt zweifellos als Verfolgungswahn gedeutet, so dass es möglicherweise genau das Falsche gewesen wäre, auf der Bildfläche zu erscheinen. Am Ende hatte er sich dagegen entschieden, doch jetzt hätte er liebend gerne gewusst, was sie machte und wo sie gerade war. In ihrem Hotelzimmer, hoffte er, vor dem Fernseher. Oder vor ihrem Laptop, bei ebay auf der Suche nach Linsen zum Schnäppchenpreis. Er würde sie anrufen, sobald er nach Hause kam.
    Sein Handy klingelte, und es war Larry Burke; er hatte gerade Wachdienst im Krankenhaus. Seine Stimme war angespannt, nervös.
    »Ich glaube, Sie sollten besser raufkommen«, sagte er. »Wie’s aussieht, ist Ihre rothaarige Freundin verschwunden.«

28
     
    L arry Burke wartete an der Eingangstür des Krankenhauses und blickte finster drein, als Cardinal eintraf.
    »Wie ist das passiert, Burke? Um Gottes willen, Burke, dieses Mädchen ist in Gefahr.«
    »Das weiß ich auch. Aber niemand hat mir gesagt, dass bei ihr ein Fluchtrisiko besteht. Ich sollte darauf achten, wen ich reinlasse, aber nicht darauf, dass sie nicht rauskommt. Ist ja nicht so, dass sie unter Anklage steht.«
    »Sagen Sie mir, was passiert ist.«
    »Nichts ist passiert. Sie konnte in der ganzen Station frei herumlaufen, seit sie hier ist. Alle lieben sie. Sie kommt und geht, wie es ihr gefällt. Die ersten paar Male war ich ein bisschen nervös, aber sie hat mir immer gesagt, wo sie hinwill, und ist immer gleich wiedergekommen.«
    »Und wo, hat sie gesagt, wollte sie diesmal

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