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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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und das Krankenhaustelefon funktionierte nicht.«
    »Wann war das?«
    »Gestern Abend. So um sieben rum.«
    »Wissen Sie, wen sie angerufen hat?«
    »Wie denn? Irgend so ’ne Nummer in Vancouver. Sie hat erst gefragt, ob das okay ist. Hatte nix dagegen.«
    »War ein Mann oder eine Frau dran, wissen Sie das?«
    »Seh ich so aus, als ob ich meine Nase da reinhängen würde? Als sie gewählt hat, hab ich die Kopfhörer aufgesetzt.«
    »Hat sie was davon gesagt, dass sie hier wegwill? Und wohin?«
    »Nö. Wieso sind Sie so scharf auf die? Ist sie vielleicht ein totales kriminelles Genie oder was?«
    »Wir sind nicht scharf auf sie. Wir versuchen, sie zu schützen.«
    »Ich hasse es, beschützt zu werden«, sagte das Mädchen, als ob ihr jeder ständig seine Beschützerdienste aufnötigen würde.
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Vor ’n paar Stunden.«
    »Was hatte sie an?«
    »Krankenhausnachthemd-Dingsbums.«
    Sie konnte ihre anderen Kleider darunter versteckt und sich dann irgendwo anders umgezogen haben.
    »Was ist dann passiert?«
    »Wie meinen Sie das, was ist dann passiert? Sie kam rein, hat ein bisschen rumgelabert. Und ist gegangen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie irgendwohin wollte. Ist doch nicht mein Problem.«
    »Wir müssen wissen, wen sie angerufen hat. Kann ich mal Ihr Handy sehen?«
    »Da. Krallen Sie sich’s.«
    Cardinal nahm das Telefon von ihrem Nachttisch. Es war muschelrosa mit einem Aufkleber, auf dem
Eintritt verboten
stand. Er drückte die Speichertaste, und auf dem winzigen Display erschien eine Zahlenliste. Nur eine Nummer mit der Vorwahl von Vancouver.
    »Hat sie die hier gewählt?«
    Großes Achselzucken. Gelangweilter Blick. »Was weiß ich? Ich bin eingeschlafen.«
    Cardinal notierte sich die Nummer.
    »Sie sind eingeschlafen, während sie da war?«
    »Gibt ja wohl nicht so wahnsinnig viel anderes, was man hier machen könnte.«
    »Haben Sie mal bei Ihren Sachen nachgeschaut? Fehlt irgendwas?«
    Cardinal öffnete den Spind. An der Stange hingen eine Jeansjacke, eine Schlag- und eine Cargohose, ein paar T-Shirts lagen im Fach.«
    »Mein
Hoodie«,
sagte sie. »Die Schlampe hat mein
Hoodie
mitgehen lassen.«
    »Hoodie?«
    »Langärmeliges Sweatshirt mit Kapuze. Dunkelblau. Diese megaabgefuckte Schlampe. Das Ding hat echt Geld gekostet. Ich bring sie um.«
    »Da stehen schon andere Schlange.«
    »Diese miese Loserin.« Die blassen Hände klatschten aufs Bett.
    »Hören Sie, Cindy«, sagte Cardinal, »das mit Ihren Klamotten tut mir leid, und ich möchte Ihnen für Ihre Hilfe danken. Ich hoffe, es geht Ihnen bald besser.«
    »Nützt mir auch nix.«
    Das Mädchen stülpte sich die Kopfhörer über die Ohren, und schon war Cardinal aus ihrem Dunstkreis verbannt.
    Draußen im Flur zog er sein eigenes Handy aus der Tasche und wählte die Nummer in Vancouver. Eine schnippische, synthetische Stimme unterrichtete ihn, diese Nummer sei im Moment nicht in Betrieb.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er zu der Dienst habenden Schwester. »Wie viele Damentoiletten gibt es auf diesem Flur?«
    »Die Patientenzimmer sind alle mit Bad«, sagte sie. Sie sah kaum älter als Cindy aus, abzüglich der blanken Wut. »Oder meinen Sie Besuchertoiletten?«
    »Besucher, ja.«
    »Es gibt zwei. Eine ist direkt hier«, sie wies auf eine Tür auf der anderen Seite des Flurs, »und eine zweite neben dem Aufzug.«
    Cardinal zeigte ihr seine Marke. »Ich suche Ihre Patientin Terri Tait. Ich müsste mir mal diese beiden Toiletten ansehen. Kommen Sie mit?«
    Die Schwester ging an die nächstgelegene Tür und klopfte laut an. »Keiner drin.«
    Cardinal folgte ihr in das blendende Weiß aus Fliesen und Porzellan.
    »Wonach suchen Sie denn?«
    »Das weiß ich nicht so genau.« Es gab nur zwei Kabinen. In beide warf er einen Blick. »Können Sie mir auch die andere zeigen?«
    Sie nahm ihn Richtung Fahrstuhl mit. Wieder klopfte sie laut an die Tür und stieß sie dann auf.
    Cardinal öffnete die erste Kabine. Nichts. Dann die zweite. Dort hingen ein Krankenhausnachthemd und ein Bademantel am Haken.
    Die Schwester bückte sich und hob einen schmalen Papierstreifen, ein Patienten-Namensschild, vom Boden auf. »Offenbar haben sie vergessen, es zu ändern«, sagte sie.
    Cardinal nahm es in die Hand. Auf dem Papier stand immer noch
Mrs. X
.
     
    Sobald er im Wagen saß, rief Cardinal Delorme bei ihr zu Hause an. Am anderen Ende war Geklapper zu hören, bevor sich Delormes schläfrig-heisere Stimme meldete und Hallo sagte.
    »Ich

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