Kalter Schlaf - Roman
fünf Minuten hatte Malins sie verleumdet, indem er behauptete, sie sei in den Bars in der Bond Street wegen ihrer »Freundlichkeit« und Trinkfestigkeit »allgemein bekannt« gewesen. Kate und ihre Kollegen hatten alle bei den Ermittlungen protokollierten Aussagen gelesen. Keine passte zu dem, was Malins behauptete. Er war dabei, seine Verurteilung auf persönliches Pech und einen unfähigen Strafverteidiger zurückzuführen.
»Ihr Anwalt war spitze! Meiner war ’n Komiker!« Er schüttelte den Kopf, und Kate sah in seinem Blick und auf seinem Gesicht, wie sehr ihn das immer noch ärgerte. »Im Zeugenstand hat sie die sechs Weiber auf der Geschworenenbank dazu gebracht, mit ihr zu schluchzen und zu flennen.«
»Wer war Ihr Verteidiger?«, fragte Kate.
»Idiot namens Summers. Ich glaub, der hat die Akten erst im Bus zum Gericht gelesen. Total wertlos, echt!«
Nicht Osbourne. Nein. Kevin hätte einen Freispruch durchgeboxt.
Kate sah, dass Malins seine Hände betrachtete. Sie warf einen Blick darauf. Gepflegt. Für einen Bauunternehmer ungewöhnlich? Der Boss. Ein Vergewaltiger mit einem Alias. Julian hatte das Strafregister zweimal durchsuchen müssen, bevor die Schreibvariante »Malin« Malins’ Verurteilung wegen Vergewaltigung zutage gefördert hatte.
»Sie haben wegen Vergewaltigung sechs Jahre bekommen – ziemlich viel für einen Ersttäter. Offenbar hatten Sie schon früher mit der Justiz zu tun.« Das sagte Joe, als stelle er eine Tatsache fest.
Malins zuckte mit den Schultern, verschränkte die Arme und machte ein gelangweiltes Gesicht.
»Das wissen Sie doch längst. Und warum sollt’ ich Ihnen helfen, wenn Sie’s nicht wissen? Sehen Sie in Ihrer Datenbank nach.«
Kate hatte Mühe, sich zu beherrschen. »Das haben wir. Schwere Körperverletzung und Sozialversicherungsbetrug.«
Malins grinste erst die Zimmerdecke, dann Kate an. »Das müssen Sie realistisch sehen, Schätzchen. Jeder ist auf seinen Vorteil aus. Und die Körperverletzung haben sie mir angehängt. Das war’n meine damalige Alte und die Justiz, die sich zusammengetan haben, um mich fertigzumachen.«
Joe musterte ihn streng. »Sie haben Ihre Frau fast bewusstlos geschlagen. Ihr den Unterkiefer gebrochen. Als Sie mit ihr fertig waren, hat sie eine Schönheitsoperation gebraucht.«
Malins ignorierte demonstrativ gähnend, was Joe gesagt hatte. »Ich hab Ihrem Kumpel, dem fetten Kerl, schon gesagt, dass ich beruflich in Henley-in-Arden war, als diese Tussi, wie heißt sie gleich wieder, verschwunden ist.«
»Molly James. Aber Sie haben sie gekannt«, sagte Kate, die ihn genau beobachtete. »Sie haben bei ihren Eltern gearbeitet.«
»Die Arbeit überwacht, Sweetheart. Ich buckle nicht. Dafür hab ich meine Leute.« Er sah auf die Rolex aus Gold und Stahl an seinem Handgelenk und pfiff leise durch die Zähne. »Ich hab sie zwei- bis dreimal gesehen, maximal. Als sie verschwunden war, bin ich befragt worden. Meine Jungs auch. Ich hab der Polizei gesagt, dass ich sie an dem Tag, an dem sie verschwunden ist, nicht gesehen hab. Ich war, wie schon gesagt, in Henley.«
Joe nahm ein früheres Thema erneut auf. »Ihr Vergewaltigungsopfer, die ›Frau‹, von der Sie uns erzählt haben, war erst sechzehn Jahre alt. In der fraglichen Woche geworden. Deshalb war sie in der Bar. Hat ihren Geburtstag gefeiert.«
Malins funkelte ihn an. »Sind Sie taub? Oder gibt’s hier ’ne Barriere? Ich hab erzählt, was gelaufen ist. Sie hat ausgesehen wie mindestens fünfundzwanzig.« Er sah grinsend zu Kate hinüber. »Vielleicht hat sie von mir was mitgekriegt, das sie an ihren Geburtstag erinnert.«
Kate wich seinem Blick nicht aus, während sie an ein Polizeifoto dachte, auf dem Malins’ Opfer jung und benommen gewirkt hatte.
»Sie haben sich zuverlässig vom Alter jeder Frau zu überzeugen, mit der Sie Geschlechtsverkehr haben wollen«, sagte sie bestimmt.
Sie stand vom Tisch auf und blieb an der Wand stehen, um den Abstand zwischen ihnen möglichst zu vergrößern.
Malins grinste gleichmütig. »Sechzehn, Schätzchen! Im legalen Alter.«
»Aber auch jung und verwundbar. Sie waren mehrere Jahre älter. Wie alt ist Ihre jetzige Partnerin, Mr. Malins?«
Das Grinsen verschwand sofort. Malins kniff die Augen zusammen und schob das Kinn vor. »Das geht Sie ’nen Scheiß an.«
»Jetzt reicht’s, Malins«, warnte Joe ihn.
»Für Sie immer noch Mr. Malins! Ich hab jetzt genug.« Er stand mit feindseliger Miene auf. »Die in der Broad Street war
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