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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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voneinander getrennt.
    Sie trat näher an den Tisch heran, um besser sehen zu können. Neben dem Skelett lag etwas, das wie ein dünnes, an einem Ende ausgefranstes Seil aussah. Sie konzentrierte sich darauf, Mollys Gesicht, das sie von Fotos kannte, auf den Schädel zu projizieren.
    Connies Stimme störte ihre Konzentration. »Die Spusi ist noch am Fundort, damit wir auf keinen Fall irgendwas übersehen, aber diese Überreste sind vollständig. Ich erzähle euch jetzt, was ich bisher weiß – und habe vielleicht ein paar Neuigkeiten für euch.«
    Kate hätte sie gern zur Eile gedrängt, aber sie wusste aus Erfahrung, dass hier unten alles so ablief, wie Connie es für richtig hielt. Während sie sich darauf vorbereitete, der Gerichtsmedizinerin zuzuhören, nahm sie undeutlich wahr, dass Bernie irgendwo hinter ihr aufragte.
    »Eindeutig weiblich«, sagte Connie. »Ich sage gern ›eindeutig‹, wann immer das möglich ist. Im richtigen Leben kommt das seltener vor als in Fernsehsendungen, in denen Pathologen porträtiert werden. Geschätztes Alter aufgrund der vorhandenen Weisheitszähne: über achtzehn Jahre. Andererseits zeigen die langen Armknochen unvollständiges Knochenwachstum, also war sie nicht älter als fünfundzwanzig, als sie gestorben ist. Nach überschlägigen Berechnungen war sie einen Meter siebzig bis zweiundsiebzig groß.« Connie sah zu Bernie hinüber, der jetzt merklich grau im Gesicht war. »Sie war aschblond.«
    Sie zeigte auf das dünne Seil, das Kate aufgefallen war. »Es scheint geflochten gewesen zu sein. Das Ausfransen ist durch den normalen Zersetzungsprozess bewirkt worden«, fuhr sie fort, während Kate eifrig mitschrieb. »Keine Kleidungsstücke, aber « – Connies Hand machte eine Bewegung, die sie aufforderte, etwas weiter nach unten zu sehen – »hier gibt es etwas, das speziell dich interessieren dürfte, Kate.«
    Kate betrachtete den Brustkorb des Skeletts, auf den die Pathologin zeigte. »Was denn?«
    Connie zog eine Stehlampe näher an den Tisch, um die Deckenbeleuchtung zu ergänzen. »Minimale Gewebereste seitlich am Körper, die nicht verwest sind, sondern überdauert haben, weil sich hier etwas wirklich Interessantes befunden hat.«
    Die Gerichtsmedizinerin benutzte ein Skalpell mit langer Klinge, um ihre Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Stelle des Brustkorbs zu lenken. Kate beugte sich darüber, fast ohne zu merken, dass der Modergeruch stärker wurde, als sie die Rippenbogen aufmerksam betrachtete.
    Sie sah zu Connie auf. »Gewebeband?«
    »Zehn von zehn Punkten, Katie. Weitere Fragmente habe ich in diesem Bereich gefunden.« Connie zeigte auf den linken Oberarm, dann trat sie an eine Arbeitsfläche und kam mit einer Metallschale zurück. Kate begutachtete den Inhalt. In der Schale lagen kurze, braun verfärbte Stücke von silbernem Gewebeband, das sieben oder acht Zentimeter breit war. Sie nickte, machte sich weiter stenografische Notizen und sah dann zu Connie und Bernie auf.
    »Sieht alles identisch aus. Die Frage ist nun: Hat es zur Arbeitsweise ihres Mörders gehört? Um sie an der Flucht zu hindern? Oder war das etwas, das der Täter brauchte, um ein psychologisches Bedürfnis zu erfüllen?« Sie betrachtete das Gewebeband erneut. »Ich sehe nicht, wie so kurze Stücke ihre Bewegungsfreiheit ernstlich behindert haben sollten«, meinte sie nachdenklich. »Sieht eher wie eine verwirklichte Fesselungsfantasie aus.« Sie hörte Bernie irgendwo hinter sich etwas murmeln.
    Connie nickte ihr lächelnd zu. »Sollte Igor jemals kündigen, bist du meine erste Wahl. Ich kann nur sagen, dass dies ein acht Zentimeter breites, handelsübliches Gewebeband ist. Bisher sind keine Auffälligkeiten daran festzustellen.«
    Connie ging zu der Arbeitsfläche zurück, stellte die Metallschale mit dem Gewebeband ab und kam mit einer weiteren Schale zurück. »Seht euch mal das hier an. Im Gesichtsbereich gefunden.«
    Kate sah zu, wie Connie etwas mit einer breiten Pinzette aus der flachen Edelstahlschale hob und hochhielt. Ein ovales größeres Stück Stoff mit zwei kleinen Löchern an den Seiten, ursprünglich vielleicht weiß oder hellbeige, jetzt fleckig und teilweise verrottet.
    »Ein Knebel?« Aber dann wurde ihr die Bedeutung der beiden kleinen Löcher an den Seiten klar. Die feinen Härchen an ihren Unterarmen sträubten sich. »Eine Maske fürs Gesicht. Selbst angefertigt.«
    Connie legte sie behutsam in die Schale zurück. »Was sie ursprünglich festgehalten hat, ist längst

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