Kalter Schmerz
Verdammte Hacke, was soll der Sch…«
»Ich bin wegen Emma Dyer hier«, sagte ich, drängte ihn in die Wohnung zurück und trat die Tür zu. »Setz dich.«
»Ich bin nicht der Typ, den du suchst! Matt … Matt … und wie weiter?«
»Ach ja? Du bist also nicht Matt?« Ich holte mit der anderen Hand mein Telefon aus der Tasche. »Gut, okay, gucken wir mal.«
Wieder wählte ich Matts Nummer und musste nur wenige Sekunden warten, bis im Schlafzimmer ein Telefon klingelte.
»Oh.« Ich tat überrascht, das Spiel machte mir Spaß. »Oh je.«
Matt warf einen abschätzenden Blick zur Eingangstür. Irgendwo in der Wohnung bewegte sich etwas, und ich zielte mit der Waffe auf die Küche. Matt sprang auf mich zu, packte meinen Arm, und ich setzte eine Kugel in die Wand.
Zwei weitere Schüsse gingen ins Sofa, er schlug mir ins Gesicht. Ich riss meinen Arm los, verlor dabei aber die Pistole. Sie rutschte über den Teppich, ich warf mich darauf, doch Matt wollte sie gar nicht haben, sondern hechtete direkt zur Wohnungstür.
Ich nahm die Pistole und folgte ihm, rutschte über den feuchten Boden zur Treppe.
Vor mir flitzte Matt die Stufen hinunter, schien sie gar nicht zu berühren. Immer wieder versuchte ich, auf ihn zu zielen, doch er war zu weit weg. Als er durch die Haustür nach draußen auf den Rasen stürzte, hatte ich gerade den untersten Treppenabsatz erreicht.
Gary und seine beiden Freunde spielten mit einer Metallstange. Sie hielten inne und sahen mit großen Augen zu, wie wir über das Gras auf sie zugerannt kamen.
»Komm her, du Schwein!« Ich blieb stehen und zielte auf Matts Kniekehlen, doch bevor ich abdrücken konnte, geschah etwas anderes.
Ein Schmerzensschrei hallte durch die verhältnismäßig ruhige Siedlung. Wie in Zeitlupe flog Matt durch die Luft und landete ein gutes Stück entfernt auf dem Boden, ein Häufchen Elend.
Gary stand mit leerem Blick da. In der Hand hielt er die Metallstange, die er Matt gerade gegen die Schienbeine geschlagen hatte.
Ich näherte mich dem stöhnenden Gewirr von Gliedmaßen und schaute Gary staunend an.
»Wer … wer zum Teufel bist du?«, stieß Matt durch zusammengebissene Zähne hervor und krümmte sich am Boden.
»Nic Caruana.«
»Scheiße …« Sein Kopf fiel nach hinten ins Gras.
»Du setzt dich jetzt hin, ich gebe dir eine Zigarette, und dann beantwortest du meine Fragen, in Ordnung?«
Finster blickte Matt zu dem Jungen hinüber, der ein paar Meter entfernt stand, hielt sein Schienbein umklammert und glühte rot vor Schmerzen. »Warum hast du das getan, du kleines Arschloch?«
Gary sah weg.
Mit Mühe setzte Matt sich auf und akzeptierte die Marlboro Light von mir. Ich gab ihm Feuer. Er nahm einen langen Zug und betastete dann vorsichtig sein anderes Bein.
»Hab von dir gehört«, sagte er. »Schätze, du bist hier, um mich umzubringen, richtig?«
»Nein. Nicht unbedingt. Ich werde dir nur ein paar Fragen stellen.«
»Aha? Na gut …« Wieder zog er an der Zigarette. »Pass auf, du hast echt keine Ahnung, was für Leute darin verwickelt sind. Du denkst, du suchst bloß so einen wie mich? Tja, leider nicht. Es gibt einen Grund, warum die dumme Kuh tot ist, und da willst du ganz bestimmt nicht deine Nase reinstecken.«
Ich zündete mir ebenfalls eine Zigarette an. »Wo ist Kyle?«
»Kyle?« Er lachte, ein schrilles Lachen, das ein wenig zu hysterisch klang. »Versuch’s mal unter der M4, Kumpel.«
Ich zitterte, mitten auf dem Rasen war die Kälte viel stärker zu spüren. »Was meinst du damit?«
Er blies den Rauch durch die Nase, atmete durch zusammengebissene Zähne. »Tut mir echt leid, wenn du das Mädel gekannt hast und so. Aber du kannst machen, was du willst, du kannst mich noch mal mit der Stange von dem Kleinen schlagen, du kannst mich erschießen, mach was du willst, von mir erfährst du nichts.«
Ich hockte mich hin, unbeeindruckt von der Theatralik. »Ach, nein?«
»Nein.« Er nickte, sein Mund ein entschlossener Strich. »Denn ich sag dir eins: Mir ist scheißegal, wer du bist, was dugetan hast oder mir angeblich alles antun wirst. Ich habe mehr Angst vor ihm als vor dir.«
Es war niemand in der Nähe außer den kleinen Jungen. Ich erhob mich und ging zu ihnen. Sie standen ordentlich aufgereiht vor mir.
»Ich möchte, dass ihr genau das macht, was ich euch jetzt sage«, erklärte ich. »Dreht um, geht dreißig Schritte und haltet euch dabei die Ohren zu. Was auch passiert, schaut euch nicht um, egal, was ihr hört. Alles klar? Ich
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