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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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abgehört haben könnte?«
    Er lachte auf, ein hartes, raues Lachen.
    »Logisch wird man abgehört. Man sagt nie was am Telefon.«
    »Aber wie kamen Sie an Ihre Aufträge?«
    Er schwieg.
    »Sie haben doch auch gesungen«, hielt Annika ihm vor. »So im Nachhinein, oder? Um zurück nach Schweden zu kommen, stimmt’s?«
    Jocke Zarco Martinez setzte sich empört auf.
    »Aber ich hab nur ganz normale Sachen gesagt. Nur, was sie ohnehin schon wussten! Ich hab nichts über Apits gesagt. Die wollen, dass ich mit dem ganzen Scheiß rausrücke, aber ich weiß doch nichts, verdammt noch mal.«
    »Apits«, sagte Annika. »Das ist doch diese Transportfirma, der die Lagerhalle gehört, wo man das Rauschgift gefunden hat, stimmt’s?«
    »Ich sag kein verdammtes Wort über Apits oder die Kolumbianer«, sagte der Mann und verkroch sich wieder in seiner Ecke.
    »Nicht mal dann, wenn Ihnen das die Fahrkarte zurück nach Schweden einbringt?«, fragte Annika.
    Er zog die Schultern hoch und schlang die Arme fest um die Schienbeine.
    »Meine Mam und meine Schwester«, sagte er. »Alle wissen, wo sie wohnen.« Er sah Annika an, und in seinen Augen lag die pure Angst. Sie merkte, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten.
    »Was meinen Sie damit?«
    Er schüttelte den Kopf. Annika versuchte, seinen Blick festzuhalten.
    »Was wollen Sie damit sagen, dass alle wissen, wo Ihre Mutter und Ihre Schwester wohnen? Fürchten Sie um die Sicherheit Ihrer Familie, falls Sie auspacken?«
    »Ich sag jetzt nichts mehr«, murmelte er.
    Die Stille senkte sich dick und schwer auf die kleine Zelle. Die Klimaanlage klapperte und stöhnte. Jocke Zarco Martinez kratzte sich heftig die Hand. Carita fingerte an den Knöpfen ihrer Bluse. Annika sah auf die Uhr. Noch fünf Minuten.
    »Haben Sie Einblick in andere kriminelle Branchen?«, fragte sie. »Wissen Sie beispielsweise etwas über Einbrüche mit Hilfe von Betäubungsgas?«
    Der Mann zog die Augenbrauen ein wenig hoch.
    »Was ist mit den Gasüberfällen?«
    »Kennen Sie Leute, die so etwas tun?«
    »So was machen doch bloß die scheiß Rumänen«, sagte er. »Mit Rumänen habe ich nichts zu tun.«
    »Sie haben nichts von dem Einbruch bei Familie Söderström gehört? Ein Gasüberfall nach Neujahr, bei dem alle starben, kurz bevor man Sie festgenommen hat?«
    Es rasselte an der Tür. Der Wärter hatte die Besuchszeit um einige Minuten verkürzt.
    Der junge Mann setzte sich auf.
    »Wannbringen Sie den Artikel in Ihrer Zeitung? Wann kann ich hier weg?«
    Annika rappelte sich steifbeinig vom Boden auf. Carita strich sich den Rock glatt und erhob sich vom Bett. Nur Jocke Zarco Martinez blieb sitzen.
    »Vamos« , sagte der Wärter kurz.
    Annika ging zu dem jungen Mann und streckte ihm die Hand hin.
    »Ich hoffe, dass sich die Dinge zu Ihren Gunsten entwickeln«, sagte sie und merkte, dass sie es wirklich so meinte.
    Und bevor sie noch richtig verstand, was passierte, war der Junge aufgesprungen, lief auf sie zu und umarmte sie ganz fest.
    »Helfen Sie mir«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Helfen Sie mir hier raus.«
    Lotta saß im Auto, bei laufendem Motor und eingeschalteter Klimaanlage.
    »Málaga ist eine richtig authentische Stadt«, sagte sie. »Hier gibt es ein wirklich volkstümliches Leben, eine echte Tradition von Arbeit und Siesta.«
    »Hast du Aufnahmen vom Gefängnis gemacht?«, fragte Annika.
    Die Fotografin sah sie verwundert an.
    »Das ist überhaupt nicht fotogen«, sagte sie. »Und das Licht ist viel zu hart.«
    Annika schloss einen Moment die Augen. Fotos mussten her, und ein Interview musste niedergeschrieben werden. Sie tauchte in ihre Tasche und kramte das Handy heraus, stellte fest, dass sie drei Anrufe verpasst hatte, und stieg aus. Sie wählte die Kamerafunktion und ging eine volle Runde um das Gelände, knipste blinzelnd ungefähr alle zehn Meter ein paar Fotos im grellen Sonnenlicht. Als sie zum Auto zurückkam, öffnete sie die Beifahrertür und beugte sich in den Innenraum.
    »Dahinten links ist eine Bar«, sagte sie. »Da würde ich mich gerne hinsetzen und ein paar Eckpunkte des Interviews aufschreiben. Wollt ihr mitkommen und was trinken?«
    »Das wollte ich gerade vorschlagen«, sagte Lotta. »Man kriegt ja einen Wahnsinnsdurst bei dieser Hitze.«
    Carita trat neben sie und fragte leise:
    »Was hat er dir zugeflüstert?«
    Annika blickte sie überrascht an.
    »Was meinst du?«
    »Bevor wir gingen, als er dich umarmt hat. Was hat er da gesagt?«
    Annika musste nachdenken.
    »Nichts

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