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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Überstunden oder ihre zu hohen Ansprüche an seine Anwesenheit. Sie hatte nicht mit ihm gesprochen, und er hatte ihr nicht zugehört.
    Ihr Kopf wurde bleischwer, wenn sie sich an die Streitereien über eigentlich völlig irrelevante Themen erinnerte. Sie hatten sich über Terrorismus und Integrität und Gesetzesnovellen gefetzt, aber in Wirklichkeit etwas ganz anderes gemeint. Einer hatte den anderen in einer destruktiven, vernichtenden Spirale überholt, die nirgendwo anders hinführte als geradewegs hinab ins Dunkel.
    Sie legte das Handy weg und ging auf die Toilette. Als sie sich gerade hinsetzen wollte, klingelte das Telefon auf dem Schreibtisch. Sie zog den Slip wieder hoch und stolperte ins Zimmer.
    »Annika Bengtzon? Hallo, hier ist Jimmy Halenius. Störe ich?«
    Sie zuckte zusammen. Seit dem berüchtigten Abend im Restaurant Järnet mit dem anschließenden Fototermin hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen.
    »Ich wollte gerade aufs Klo«, sagte sie und zog sich den Slip zurecht. Sie musste dringend pinkeln.
    Am anderen Ende entstand eine kurze, verblüffte Pause.
    »Was ist?«, fragte Annika.
    »Wollen Sie das erst zu Ende bringen, oder haben Sie eine Minute für mich?«
    »Ich kann noch aushalten«, sagte Annika.
    Er räusperte sich.
    »Wie läuft’s mit der Artikelserie?«
    Er war also informiert.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte sie leichthin. »Das wird die reinste Werbebroschüre fürs Justizministerium.«
    »Super. Übrigens, ich habe Informationen über unsere Freundin, das Kätzchen.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und ordnete den Rock, als könnte sie im zweiten Stock des Hotels Pyr, hinter Palmenwedeln und Autobahn, jemand beobachten.
    »Tatsächlich? Was hat sie jetzt gemacht?«
    »Sie stand ja wegen drei Morden und einem Doppelmord vor einem Gericht in Boston. Der Prozess war schnell vorbei, und gestern kam das Urteil. Sie hat achtzehn Jahre Gefängnis gekriegt.«
    Annika blinzelte.
    »Achtzehn Jahre? Mehr nicht?«
    »Sie hatte einen der besten Verteidiger der USA . Er hat es geschafft, dass die drei Mordanklagen wegen irgendeiner verfahrenstechnischen Finesse für ungültig erklärt wurden, und den Doppelmord sind sie losgeworden, indem sie auf Notwehr plädierten.«
    Annika sank auf dem Bett zusammen.
    »Was bedeutet das für uns?«
    »Dass wir ihre Auslieferung beantragen können, wegen des Verdachts der vorsätzlichen Brandstiftung an Ihrem Haus.«
    Sie starrte auf den Fliesenfußboden.
    »Auslieferung? Gibt es deswegen denn einen Prozess? Werde ich rehabilitiert? Bekomme ich die Versicherungssumme ausbezahlt?«
    »Die amerikanischen Behörden werden unserem Auslieferungsgesuch nicht stattgeben, einen Prozess gibt es also nicht. Aber dass Anklage gegen eine andere Person erhoben wird, bedeutet für Sie, dass Sie aus der Ermittlung raus sind. Die Versicherungsgesellschaft ist schon informiert worden, Sie bekommen also die gesamte Summe ausbezahlt.«
    Versicherungsgesellschaft. Ausbezahlt. Gesamte Summe.
    Sie horchte in sich hinein, suchte nach etwas wie Erleichterung oder Jubel, aber da kam nichts. Nur das dumpfe Summen der monströsen Klimaanlage und das entfernte Dröhnen der Autobahn drangen in ihr Bewusstsein, und die Fragen, die sich in ihrem Kopf stauten. Muss ich jetzt aus meiner Wohnung raus? Kann ich sie kaufen? Wann bekomme ich das Geld? Thomas gehört ja die Hälfte. Oder müssen wir das Haus wieder aufbauen? O Gott, ich will das nicht wieder aufbauen! Können wir das Grundstück verkaufen?
    »Annika?«, sagte Jimmy Halenius im Hörer.
    »Ja, hm«, erwiderte sie.
    »Haben Sie Ärger bekommen wegen dieses Fotos in der Zeitung?«
    »Ich habe es überlebt«, sagte sie. »Und Sie?«
    Er zögerte mit der Antwort.
    »Mit Müh und Not«, sagte er. »Hier im Haus war ziemlich die Hölle los.«
    Er meinte vermutlich Rosenbad, da er von dort aus anrief. Die Regierungskanzlei mit dem Büro des Ministerpräsidenten, dem Justizministerium und einige Abteilungen des Außenministeriums befanden sich in dem Gebäude.
    »Shit happens« , sagte sie ohne größeres Mitgefühl.
    »Was lernen wir daraus?«
    Sie stand auf und ging ins Bad.
    »Dass wir in der Öffentlichkeit keine Küsse austauschen, zumindest nicht, wenn Sie im Dienst sind?«, schlug sie vor.
    »Exakt!«
    »Ich will ja nicht drängeln«, sagte sie, »aber jetzt muss ich wirklich.«
    »Okay, ich warte.«
    Sie hielt inne.
    »Heißt das, Sie bleiben dran, während ich pinkle?«
    »Sie müssen ja den Hörer nicht unbedingt in

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