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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Niklas Linde.
    Sie knipste ihn aus verschiedenen Winkeln und bat ihn, den Kopf ein wenig nach links zu drehen. Das Sonnenlicht fiel auf sein Haar und seinen Rücken und legte sein Profil in den Schatten.
    Das sollte als anonymes Foto eines schwedischen Polizeihelden an der Costa del Sol ausreichen.
    Sie bedankte sich überschwänglich für die Hilfe.
    »Wann kann ich das Bild ansehen?«, fragte der junge Mann interessiert.
    »Schauen Sie doch mal ins Web, unter Abendblatt Punkt se«, sagte Annika.
    Sie verstaute die Kamera und machte sich auf die Suche nach der Kirche. Sie war weiß und sah aus wie die Kirchen in Pedro Almodóvars Filmen. Davor lag ein kleiner Platz. Zwei Torbögen auf der anderen Seite führten in die kleinen Gassen Giro’s Passage und Tareq’s Passage.
    Sie wählte den linken Torbogen. Das Gewölbe war Teil eines großen Hauses und mündete in das enge Sträßchen Tareq’s Passage. Der ohrenbetäubende Lärm eines riesigen Ventilators schlug ihr entgegen. Sie schaute sich ratlos um.
    Die alten Häuser waren in einem schlechten Zustand: Stromkabel hingen wie Lianen zwischen den Fenstern. Die Wasser- und Ablaufrohre waren außen an den Fassaden hochgezogen und machten sie unansehnlich. Sämtliche Fensterläden in den untersten zwei Stockwerken waren zu und mit Hängeschlössern gesichert.
    Sie folgte der Gasse und stieß auf eine Tür mit Gegensprechanlage, aber ohne Beschriftung. Um die Ecke fand sie ein kleines Messingschild.
    VS Counselling
    Barrister – Solicitor – Commissoner for Oaths
    International Legal Services
    International Corporate Services
    VS für Veronica Söderström.
    Aber wo war der Eingang?
    Sie ging noch ein paar Meter weiter, vorbei an einem Maklerbüro, das geschlossen zu sein schien, und an einer Apotheke, die hingegen gerade öffnete. Annika blieb stehen und überlegte.
    Was hatte Veronica Söderström den ganzen Tag in diesem verfallenen Haus zu tun gehabt?
    Kämpfte sie für die Sorgenkinder der Gesellschaft? Für die unschuldig Verurteilten? Verhandelte sie Verträge in Millionenhöhe für die Fischindustrie?
    Oder hatte sie Geld gewaschen?
    Wer nicht fragt, bekommt keine Antwort.
    Sie schaute an sich hinunter: Turnschuhe, Jeans und ein fusseliger H&M-Pulli. So würde sie niemals als Geschäftsführerin oder internationale Investorin durchgehen. Entschlossen kehrte sie zur unbeschrifteten Gegensprechanlage zurück. Sie drückte auf den Klingelknopf, fest und lange. Schließlich kam knisternd Leben in die Sache.
    »Ja, bitte?«, meldete sich eine Stimme auf Amerikanisch, ungeduldig, männlich und jung.
    »Mein Name ist Annika Bengtzon, und ich benötige Hilfe in einer juristischen Angelegenheit«, sagte sie. »Kann ich hochkommen?«
    Es rauschte in der Sprechanlage, der ungeduldige junge Mann hatte also nicht einfach aufgelegt.
    »Eine juristische Angelegenheit?«, sagte er. »Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, bedaure.«
    Letzteres glaubte Annika ihm nicht. Er hörte sich nicht die Spur bedauernd an.
    »Ich kann auch woanders hingehen«, sagte sie, »aber Veronica hätte gewollt, dass ich als Erstes hierherkomme.«
    Erneutes Schweigen, das gleiche Rauschen in der Leitung.
    »Kannten Sie Veronica?«
    »Ich bin ihre Pferdepflegerin. Ich kümmere mich um Müs Pony.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, dann summte es im Schloss.
    Schnell drückte sie die Haustür auf und betrat ein stockdunkles Treppenhaus. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, und sie musste blinzeln, um ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann entdeckte sie gleich links neben dem Eingang einen roten leuchtenden Knopf und drückte darauf. Mit einem lauten Klicken schaltete sich die Treppenhausbeleuchtung an.
    Eine nackte Glühbirne tauchte den Eingangsbereich in spärliches Licht. Geradeaus führte eine schmale Treppe steil nach oben. Die Wände und die Decke waren in schlechtem Zustand. Der Boden musste einmal wirklich schön gewesen sein, unter einer Schmutzschicht war ein Mosaik in Blau, Weiß und Braun zu erkennen.
    Es gab zwei Türen, eine rechts, eine links. Beide waren mit Hängeschlössern und Riegeln verrammelt. Sie ging zur Treppe und kletterte hinauf – jedenfalls fühlte es sich so an.
    Es schien sich kein weiteres Unternehmen in diesem Haus zu befinden. Die Türen ein Stockwerk höher waren ebenfalls verriegelt.
    Das Büro von VS Counselling lag ganz oben, in der dritten Etage. An der linken Tür war ein ähnliches Messingschild wie unten auf der Straße. Sie konnte keine Klingel

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