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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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den Kopf.
    »Vielleicht mal ganz selten, aber sie war kein Partytier. Das wüsste ich.«
    Sie leerte ihr Glas und goss sich Wein nach.
    »Und was machen Sie jetzt? Arbeiten? Studieren?«
    »Arbeiten«, antwortete Wilma. »Ich bin Beraterin und helfe skandinavischen Firmen, sich an der Costa del Sol niederzulassen.«
    Annika starrte die junge Frau an.
    »Sie?«, fragte sie. »Wobei … helfen Sie denn diesen Unternehmen?«
    »Bei der Finanzierung und der Gründung«, sagte sie.
    »Und? Gehen die Geschäfte gut?«
    »Machen Sie Witze? Ich kenne jeden einzelnen Bonzen an der Costa del Sol.«
    Wilma beugte sich so weit vor, dass Annika in ihren enormen Ausschnitt gucken musste.
    »Es gibt nur einen einzigen Trick«, erklärte sie leise. »Man darf niemals mit ihnen schlafen. Dann verlieren sie den Respekt.«
    Annika kippte den Rest Wein hinunter, der noch in ihrem Glas war, und bestellte ein Mineralwasser. Wilma nahm sich des verbleibenden Inhalts der Weinflasche an.
    Pflichtschuldig stellte Annika noch ein paar Fragen zu Wilmas Hintergrund und ihrer Herkunft (Vikingshill außerhalb von Stockholm, beide Eltern IT -Berater, zwei jüngere Brüder), wollte wissen, welchen Rat sie jungen Frauen mit auf den Weg geben würde, die ihr Glück im Ausland suchten, wovor sie sich hüten und was sie beachten sollten, und dann war der Wein leer und die Garnelenschalen auch.
    »Sollen wir noch ein paar Fotos machen?«, fragte Annika. »Vielleicht unten am Strand?«
    Wilma strahlte.
    »Was für eine gute Idee! Ich habe sogar zufällig einen Bikini dabei!«
    Sie zog ein minimalistisches Höschen aus ihrer Tasche und ließ es vor Annikas Nase baumeln.
    »Perfekt«, sagte Annika. »Wir machen beides, angezogen und im Bikini, dann kann der Redakteur zu Hause in Stockholm entscheiden, was besser geeignet ist.«
    Sie bezahlte die Rechnung. Auch wenn das Restaurant mit seinem Strohdach und den offenen Wänden einen recht einfachen Eindruck machte, war die Rechnung kein Spaß. Das Essen hatte mehr gekostet als ihr Flugticket.
    Sie gingen hinunter an den Strand. Wilma wollte zuerst die Bikinifotos machen, und Annika hatte nichts dagegen einzuwenden. Wilma zog das T-Shirt aus und Annika sah, dass die Narben der Brust- OP unter den Achseln lagen, dann streifte Wilma das Oberteil über und wackelte so lange mit den Hüften, bis das Höschen richtig saß.
    Sie posierte fröhlich auf einem Liegestuhl, mit Estepona als Kulisse dahinter. Mit solchen Bildern würden sie nichts anfangen können, aber um Patrik glücklich zu machen, schoss Annika trotzdem ein paar.
    »Wir sollten vielleicht auch noch welche machen, auf denen Sie ein bisschen ernster schauen«, bat sie.
    Augenblicklich sah Wilma sehr seriös und feierlich aus, so feierlich, wie man in einem Bikini Marke Supermini eben aussehen konnte.
    »Und dann noch ein paar mit Klamotten …«
    Sie wies Wilma an, den Strand entlangzugehen, die hochhackigen Schuhe in der Hand, und dabei nachdenklich übers Meer zu schauen. Es klappte wunderbar. Die Sonne wirkte heiß und schonungslos, Wilma einsam und verlassen an dem langen, weißen Strand.
    Fasziniert betrachtete sie ihre neue Kamera. Das machte ja richtig Spaß. Und eine Wissenschaft war es auch nicht.
    Sie trennten sich an der Bushaltestelle, und Annika setzte sich, um auf den nächsten Bus nach Puerto Banús zu warten.
    Im Hotel keine Spur von Lotta. Annika hatte an weiteren Auseinandersetzungen in Fotofragen kein Interesse, und so grüßte sie die Rezeptionistin nur mit einem kurzen buenas tardes und verschwand schnell in ihrem Zimmer.
    Es war Viertel nach sechs.
    Sie ließ ihre Tasche auf den Boden fallen und ging dann rastlos im Zimmer auf und ab.
    Noch fast zwei Stunden bis zu ihrer Verabredung mit Thomas.
    Bei dem Gedanken daran verkrampfte sich ihr Magen.
    Sie kroch ins Bett und zog sich den Überwurf über den Kopf. Um sie herum wurde es dunkel und still. Sie lag regungslos da und lauschte auf ihren Herzschlag, bis ihr die Luft knapp wurde und sie die Decke zurückschlagen musste.
    Nach der Scheidung hatten Thomas und sie sich nie zusammengesetzt, um miteinander zu reden. Ein einziges Mal war er oben in der neuen Wohnung in der Agnegatan gewesen, an dem Sonntag nach ihrer letzten Spanienreise. Es war ein ziemlich verkrampftes Treffen gewesen. Annika hatte versucht, nett zu sein, und Thomas hatte darum gekämpft, unberührt zu erscheinen. Die Kinder waren herumgerast wie die Verrückten, hatten einander durch die Zimmer gejagt und geschrien

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