stand nichts drin.«
Annika starrte die Antwort an. Ihr Puls beruhigte sich. Was war das denn für ein Quatsch?
»Gunnar Larsson?«, schrieb sie. »Wer ist das?«
Die Antwort kam blitzschnell.
»Das ist ein Geheimnis.«
»Polly«, schrieb Annika und entschied sich, dick aufzutragen. »Wenn es mit Suzette zu tun hat, musst Du es mir sagen. Es geht möglicherweise um Leben und Tod.«
Jetzt dauerte es etwas länger, bevor sie eine Antwort erhielt.
»Gunnar Larsson war unser Mathelehrer in der Neunten. Er war so langweilig, und Suzette und ich wollten uns einen Spaß mit ihm erlauben. Wir haben ihm eine E-Mail-Adresse eingerichtet,
[email protected] , und dann haben wir an ein paar Mädchen aus der Klasse anzügliche Mails geschickt. Wir wissen nicht, was dann passiert ist, aber Herr Larsson hat die Schule verlassen.«
Annika las die Mitteilung ein zweites Mal.
»Ist er wegen Eurer Mails geflogen?«, fragte sie.
»Weiß nicht. Er war nur zur Vertretung da, vielleicht hätte er sowieso gehen müssen. Aber uns war das superpeinlich. Wir haben uns geschworen, niemand auf der ganzen Welt von Herrn Gunnar Larssons Mails zu erzählen.
Annikas Herzschlag erhöhte den Takt wieder.
»Aber jetzt hat sich Herr Gunnar Larsson wieder gemeldet?«
Nach acht Minuten kam die Antwort. In der Zwischenzeit hatte Annika es geschafft, sich den Daumennagel komplett abzukauen.
»Außer Suzette und mir kennt niemand das Passwort für die Mailadresse. Jetzt muss ich aufhören, wir sind zum Essen eingeladen. Ciao.«
Dann ging sie offline.
Eine leere Mail von einer Hotmail-Adresse, was hatte das zu bedeuten?
Da sie von Hotmail kam, musste der Absender Zugang zum Passwort des Mailkontos haben.
Dass sie leer war, ließ auf Eile schließen.
Es musste nichts heißen, aber es konnte ein Lebenszeichen sein.
Sie öffnete Pollys letzte Nachricht, die Erzählung über den Dokusoap-Star, und blieb ein paar Minuten davor sitzen. Dann schrieb sie eine kurze Antwort: »Ich gebe Dir meine Handynummer. Ich möchte, dass Du mich anrufst, wenn Gunnar Larsson sich wieder meldet.«
Sie fügte ihre Handynummer hinzu, sah auf die Uhr, schickte die Nachricht ab und fuhr den Computer herunter.
Wenn sie noch duschen wollte, musste sie sich beeilen.
Er stand in der Empfangshalle, mit dem Rücken zu den Aufzügen.
Er trug denselben Anzug wie vor ein paar Tagen, als sie nach der Pressekonferenz mit ihm zusammengestoßen war, diesen leicht schimmernden italienischen, der so gut an den Hüften saß.
Sie trat hinter ihn und atmete sein Aftershave ein.
Er hatte ebenfalls geduscht und sich rasiert.
»Hallo«, sagte sie leise.
Er drehte sich um und ließ den Blick an ihr herabwandern. Nicht direkt bewundernd, aber auch nicht distanziert.
»Hallo«, begrüßte er sie. »Sollen wir fahren?«
Sie ging an ihm vorüber, hinaus auf die Straße.
Sie trug ihre Jeans, den fusseligen Pulli und hatte ihre große Tasche dabei, wie immer. Als sie losfuhr, hatte sie ihr schönstes Kleid eingepackt: ein knallrotes, ärmelloses Etwas, das sie einem Impuls folgend im Weihnachtsausverkauf erstanden hatte. Aber sie hatte nicht an Thomas gedacht, als sie es einpackte, sondern an Niklas Linde. Erst hatte sie vorgehabt, es heute Abend zu tragen, doch dann war sie sich overdressed und albern vorgekommen. Wie gewollt und nicht gekonnt.
Er hatte seinen Mietwagen vor dem Hotel abgestellt, schloss mit der Fernbedienung auf und öffnete ihr auf der Beifahrerseite die Tür.
»Wohin fahren wir?«, fragte sie.
»Ich habe in einem Lokal oben in den Bergen einen Tisch reserviert.«
»Aber nicht in Istán, oder?«
»Was?«, fragte er und sah sie verwirrt an.
»Ach, nichts«, sagte sie und stieg ein.
Er setzte sich neben sie, wie schon hundert Male zuvor, hantierte mit dem Autoschlüssel und kontrollierte, ob er den Gang eingelegt hatte. Dann hielt er für eine Sekunde den Atem an, während er die Zündung betätigte. Atmete aus, gab probeweise Gas, warf einen Blick in den Rückspiegel und vergaß dann, die Handbremse zu lösen, ehe er losfuhr.
Er steuerte in Richtung Nueva Andalucía. Sie schaute nach vorn, sich seiner Nähe deutlich bewusst. Seine langen Arme und Beine, die schmalen Finger und breiten Schultern. Annika schauderte und verschränkte die Arme.
»Der Portier im Hotel hat mir die Empfehlung und die Wegbeschreibung gegeben«, sagte er. »Die Spezialität des Hauses ist Grillfleisch. Ich habe angenommen, dass du keine Lust auf Fisch und