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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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dass das Porzellangeschirr ein Stückchen in die Luft hüpfte.
    »Keiner hat mir geglaubt!«
    Auf einmal spürte Annika, dass die Besuchszeit um war.
    Sie schob die Kaffeetasse zur Seite und stand auf.
    Julia sank auf dem Stuhl zusammen und starrte mit leerem Blick vor sich hin.
    »Und von allen Weibern auf der Welt musste es ausgerechnet Yvonne Nordin sein«, sagte sie.
    Annika horchte auf.
    »Wieso? Kannten Sie sie?«
    Julia schüttelte den Kopf.
    »Ich habe sie nie kennengelernt und Filip Andersson auch nicht.«
    Annika ging zum Sofa, um ihre Jacke zu holen.
    »Apropos Filip Andersson – die Generalstaatsanwältin hat heute für ihn Revision beantragt.«
    Julia blickte auf.
    »Da wird sich Nina aber freuen«, sagte sie tonlos.
    Annika blieb stehen, die Jacke in der Hand.
    »Nina Hoffman? Warum sollte sie darüber froh sein?«
    Julia kratzte sich heftig den linken Handrücken.
    »Ist doch klar, dass sie sich freut. Filip ist doch ihr Bruder.«
    Annika zerrte ihr Handy hervor, noch ehe sie die Autotür ganz geöffnet hatte, setzte sich hinters Steuer und wählte aus dem Gedächtnis Nina Hoffmans Nummer.
    Wieso zum Teufel hatte sie ihr nicht erzählt, dass sie die Schwester von Filip Andersson und Yvonne Nordin war?
    Es dauerte eine Weile, bis nach einigem Knacken und Knistern die Netzverbindung zustande kam. Annika starrte auf die dunklen Fenster des Therapieheims, während sie den Rufsignalen lauschte.
    Wie viele Male hatten Nina Hoffman und sie über die Morde auf Söder diskutiert? Ob Filip Andersson schuldig oder unschuldig war? Über Filips Kontakte zur Unterwelt und zu David Lindholm? Nachdem sie Andersson im Gefängnis besucht hatte, war sie sogar schnurstracks zu Nina nach Hause gefahren und hatte ihr den Besuch geschildert …
    Plötzlich ertönte das Besetztzeichen, als hätte jemand den Anruf weggedrückt.
    Hatte Nina während all ihrer Gespräche etwas zu verbergen gehabt, vielleicht die ganze Zeit gelogen, vielleicht nur mit Annika geredet, um ihr Geheimnisse zu entlocken und zu beeinflussen, was sie schrieb?
    Annika wählte die Nummer noch einmal und sah, wie im Haus das Flurlicht anging. Henrietta ging mit Alexander durch den Korridor. Er war so klein, dass Annika nur seinen Lockenkopf auf und ab wippen sah.
    Es klickte in der Leitung, dann folgte die Bandansage der Telefongesellschaft.
    Annika legte hastig auf, als sei sie bei etwas Verbotenem ertappt worden.
    Sie hatte Nina vertraut, doch Nina war nicht aufrichtig gewesen.
    Annika hatte sie gebeten, Passbilder von Yvonne zu besorgen, und Nina hatte keinen Ton davon gesagt, dass sie Schwestern waren.
    Sie wählte die Nummer zum dritten Mal. Wieder die Bandansage. Annika räusperte sich.
    »Hm, hallo, hier ist Annika Bengtzon«, begann sie. »Gutes neues Jahr. Sagen Sie, könnten Sie mich zurückrufen, wenn Sie das hier abhören? Ja? Super. Bis dann.«
    Sie rief in der Zentrale des Polizeipräsidiums an und bat da-rum, mit dem Diensthabenden der Revierwache in der Torkel Knutssonsgatan verbunden zu werden. Er meldete sich mit dem Namen Sisulu.
    »Nina Hoffman hat Urlaub«, sagte er. »Sie kommt Sonntag wieder zum Dienst.«
    Annika bedankte sich und legte ihr Handy auf den Beifahrersitz, ließ den Motor an, bog auf die Straße nach Stockholm und gab Gas.
    Auf der Höhe von Kallhäll fiel ihr ein, dass sie überhaupt keinen Grund hatte, sich so zu beeilen. Weder wollte sie zurück zu Patriks Zettelhaufen in der Redaktion, noch sehnte sie sich nach ihrer Dreizimmerwohnung voll unausgepackter Umzugskartons in der Agnegatan.
    Als das Handy auf dem Beifahrersitz klingelte und sie die Nummer ihres Exmannes auf dem Display sah, war sie mit einem Schlag seltsam aufgekratzt.
    »Hallo, hier ist Thomas.«
    Sie holte tief Luft, ganz und gar nicht zufrieden mit dem freudigen Gefühl in ihrer Brust.
    »Hallo«, erwiderte sie, und ihre Stimme klang einen Tick zu hell.
    »Was machst du? Bist du im Auto unterwegs?«
    Sie lachte leise und spürte, wie ihr warm wurde.
    »Hatte kurz was für den Job zu erledigen. Ich bin auf dem Rückweg. Ganz gemütlich.«
    »Du, wir machen gerade Pläne für Ostern, und da wollten wir dich fragen, wie es bei dir in Woche siebzehn aussieht.«
    Die Freude wurde ihr mit einer Wucht entrissen, die geradezu körperlich spürbar war.
    »Redest du jetzt schon im Plural von dir?«, fragte sie und versuchte, amüsiert zu klingen. Es klappte kein bisschen.
    »Ostern ist ja spät dieses Jahr, der Gründonnerstag fällt auf den 21 . April, und

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