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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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als Hauptgericht.
    Annika bestellte Weißfischrogen und Geschnetzeltes vom Ren.
    »Sie mögen Västerbottenkäse«, kommentierte sie seine Wahl, nachdem der Kellner entschwebt war, um ihren Wein zu holen, einen südafrikanischen Shiraz.
    »Und Sie halten sich an Norrbotten«, gab er zurück. »Rentier und Weißfisch.«
    »Dabei bin ich aus Sörmland«, sagte sie und hob ihr Wasserglas.
    »Ich weiß«, erwiderte er.
    Sie wollte schon fragen, wie er das wissen konnte, aber im selben Moment fiel ihr wieder das Abendessen in ihrem Haus auf Djursholm ein, bei dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
    »Sie hatten mal einen alten Volvo, stimmt’s?«, hatte er gesagt. »Einen 144 er, dunkelblau, total verrostet?«
    Annika erinnerte sich, wie sie dunkelrot angelaufen war.
    Sie stellte das Mineralwasser ab.
    »Woher wussten Sie damals eigentlich, dass ich Svens Auto verkauft hatte?«, fragte sie.
    »Der Käufer war mein Cousin«, erwiderte er und trank sein Bier aus.
    Sie starrte den Staatssekretär an.
    »Roland Larsson? Der ist Ihr Cousin?«
    »Sicher. Wir waren als Kinder die dicksten Freunde.«
    »Er ist auf der Landschule in Hälleforsnäs in meiner Klasse gewesen!«, sagte sie.
    Jimmy Halenius lachte.
    »Und er war jahrelang total in Sie verknallt.«
    Annika musste ebenfalls lachen.
    »Und wie«, sagte sie. »Er hat mir beinahe leidgetan.«
    »Im Sommer, wenn wir abends auf dem Heuboden bei unserer Großmutter in Vingåker lagen, hat Rolle stundenlang von Ihnen erzählt. Er hatte einen alten Zeitungsausschnitt mit einem Gruppenfoto von Ihnen und ein paar anderen, aber er hatte es so gefaltet, dass nur Sie zu sehen waren. Er trug es im Portemonnaie bei sich, immer …«
    Der Ober kam mit ihren Vorspeisen und schenkte ihnen Wein ein. Sie aßen, wortlos und hungrig.
    Schließlich schob Annika ihren leeren Teller beiseite und betrachtete ihr Gegenüber genauer.
    »Wie alt sind Sie eigentlich?«, fragte sie.
    »Zwei Jahre älter als Roland«, erwiderte er.
    »Der war ein Jahr älter als ich, weil er eine Klasse wiederholen musste.«
    »Bildung hatte bei den Haleniussens nicht die höchste Priorität. Ich bin der Erste in unserer Familie, der einen Universitätsabschluss gemacht hat.«
    »Sind Sie auch aus Sörmland?«
    Er trank einen Schluck Wein und schüttelte den Kopf.
    »Östergötland, Norrköping. Ich bin im zweiten Stock eines Wohnblocks am Himmelstalundsvägen aufgewachsen.«
    »Alter sozialdemokratischer Adel? Mama Kommunalrätin und Papa Gewerkschaftsfunktionär?«
    »Nein, um Himmels willen«, sagte er. »Papa war Kommunist. Als Jungspund war ich zuerst in der Roten Jugend, aber bei den Jungdemokraten der SSU gab’s die besseren Partys. Und viel hübschere Mädchen. Ich habe Rolle überredet, ebenfalls mitzumachen. Er sitzt immer noch für die Sozis im Kommunalrat von Flen.«
    Sie sah Roland Larsson vor sich, seine etwas untersetzte Statur und die langen Arme. Tatsächlich hatte Jimmy Halenius ziemlich viel Ähnlichkeit mit ihm. Sie hatte nicht gewusst, dass Rolle Kommunalpolitiker geworden war.
    »Was macht er denn sonst so?«
    »Im Sommer arbeitet er meistens in der Glasfabrik in Flen, aber im Moment geht er stempeln.«
    »Wohnt er noch in Hälleforsnäs?«
    »Nein, letzten Herbst hat er sich aufgerafft und ist nach Mellösa gezogen, zu einer geschiedenen Frau mit drei Kindern. Sie wohnen gleich hinter dem Landhandel, Sie wissen schon, an der Straße nach Harpsund …«
    »Doch nicht etwa Sylvia Hagtorn?«
    »Ja, so heißt sie! Kennen Sie sie?«
    »Sie ging in die Klasse über uns. Drei Kinder hat die? Mit wem denn?«
    Der Ober räumte ihre Vorspeisenteller ab, servierte den Hauptgang und schenkte Jimmy Halenius Wein nach.
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte Annika und warf einen schnellen Blick auf seinen linken Ringfinger.
    »Geschieden«, antwortete er und säbelte frenetisch einen Bissen von seinem Fleischstück.
    »Kinder?«, fragte sie und stocherte in ihrem Rentiergeschnetzelten.
    »Zwei«, sagte er und blickte auf. »Zwillinge. Junge und Mädchen. Sie sind jetzt sechs.«
    »Und Sie haben sie alle zwei Wochen?«
    »Seit sie anderthalb waren.«
    »Finden Sie, dass das gut funktioniert?«
    Er trank von seinem Wein.
    »Ja, schon«, sagte er. »Funktioniert es bei Ihnen?«
    Er sah sie an und kaute.
    Annika schwenkte den Wein ein wenig im Glas herum. Sie mochte keinen Rotwein, und dieser war schwer und dick wie Schlamm.
    »Ich finde es schrecklich, geschieden zu sein«, sagte sie und hielt seinem Blick

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