Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
nicht.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »No comprendo.«
    Der Mann begann zu schreien, er werde die Polizei rufen.
    »Tun Sie das«, sagte Annika und schloss das Seitenfenster. »Gute Idee.«
    Sie wählte die Mobilnummer eines der beiden skandinavischen Polizisten, deren Namen sie von Berit bekommen hatte. Es war ein gewisser Knut Garen, Norweger, wie sich herausstellte.
    »Mein Name ist Annika Bengtzon, ich bin Reporterin beim Stockholmer Abendblatt . Ich habe Ihre Nummer von …«
    »Ja, ich habe gestern mit Berit Hamrin telefoniert«, unterbrach sie der Polizist. »Sie hat gesagt, dass Sie sich melden würden. Sind Sie jetzt in Marbella?«
    »Ich bin unterwegs dorthin.«
    »Wir können uns um zwei im La Cañada treffen.«
    »Lakanjada?«, wiederholte Annika.
    »Vor H&M«, sagte der Polizist, und dann war die Verbindung weg.
    Lakanjada schrieb sie auf ihren Block, startete den Motor und hätte beinahe den fuchtelnden Mann angefahren, als sie aus dem Parkhaus kurvte.
    Der Verkehr war eine Katastrophe. Sie konnte gut verstehen, wieso Spanien Europameister im Totfahren von Fußgängern an Zebrastreifen war. Autos hupten und Fahrer drohten mit Fäusten und fuchtelten mit den Armen.
    »Regt euch ab, sonst kriegt ihr noch einen Herzinfarkt«, murmelte sie und versuchte, irgendeinen Sinn in der Straßenbeschilderung zu erkennen. Es war unmöglich.
    Anscheinend war der Umbau des Flughafens von Málaga ein Riesenprojekt. Wohin sie auch sah, ragten enorme Betonskelette in den Himmel, Stahlgitter türmten sich neben der Fahrbahn, Lastwagen, Gabelstapler und Schaufelbagger drängten sich zwischen Autos und Mopeds und courtesy buses , die Leute von den Langzeitparkplätzen zu den Terminals transportierten. Alle Straßen waren provisorisch und mit einem Durcheinander aus verschiedenfarbigen Fahrspuren und Richtungspfeilen bemalt.
    Es lag auch keine Logik in den Namen der Orte, die sie ansteuern sollte, davor hatte sie das Mädchen unter dem Helle-Hollis-Schild schon gewarnt. Sie sollte Richtung Cádiz beziehungsweise Algeciras fahren, um nach Marbella zu kommen. Dann konnte sie entweder die Mautautobahn nehmen oder alternativ der Ausschilderung nach San Pedro de Alcántara folgen, das war wichtig, das durfte sie nicht vergessen, sonst würde sie in Estepona landen.
    »Und das ist ein schrecklicher Ort, das hat man ja gehört«, hatte Annika gesagt und dabei an Julia gedacht.
    Das Mädchen am Schalter hatte sie mit leerem Blick angesehen.
    »Da wohne ich«, hatte sie gesagt.
    Annika passierte Torremolinos, das tief unten zu ihrer Linken lag, ein groteskes Labyrinth aus schmutzigen Häusern, das sich endlos an der Mittelmeerküste entlangzog. Sie überholte mehrere französische VW -Busse mit dem halben Hausstand auf dem Dach und wurde selbst von deutschen Mercedes überholt. Ein spanischer BMW fuhr Zickzack zwischen den Fahrspuren und wäre um ein Haar mit einem Seat kollidiert. Sie umklammerte das Lenkrad und fragte sich, was man sich wohl unter Lakanjada vorzustellen hatte.
    Als sie auf den mautpflichtigen Autobahnabschnitt fuhr, nahm der Verkehr schlagartig ab. Sie konnte sich entspannen und die dramatische Landschaft bestaunen.
    Die über tausend Meter hohen Berge erstreckten sich bis hinunter zum Meer. Die Autobahn lärmte an Bergflanken vorbei und durch Täler hindurch, breit und gerade und vierspurig. Große Reklameschilder für Nachtclubs und Immobilienmakler waren am Straßenrand aufgestellt, manchmal direkt neben den verlassenen Ruinen alter Bauernhöfe. Neu erschlossene Baugebiete mit gigantischen Terrassenhäusern in schreienden Farben tauchten auf, als sie die Mautstation passierte. Sie musste ihre Sonnenbrille aus der Tasche kramen, denn die Farben waren so grell, dass sie ihr in den Augen brannten: der knallblaue Himmel, die grünen Täler, die bonbonfarbenen Häuser und dann das Meer, das wie ein zerbrochener Spiegel glitzerte.
    Kurz vor Marbella, direkt neben einem Shoppingcenter, das an das Einkaufszentrum Kungens kurva in Stockholm erinnerte, vereinten sich die Autobahnen wieder, und der Verkehr wurde genauso katastrophal wie vorher. Sie hielt sich weit rechts und war daher genau richtig, als die Schnellstraßen sich wieder teilten – sie wollte ja nicht in Estepona landen!
    An der Ausfahrt nach Istán beschrieb die Autobahn eine langgezogene Kurve Richtung Meer und die Bebauung verdichtete sich wieder. Sie dachte gerade, dass sie besser abfahren und ein Hotel suchen sollte, als sie linker Hand auch schon eins

Weitere Kostenlose Bücher