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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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stand. »Ich vermisse meine Kinder so sehr, dass ich sterben könnte, wenn sie nicht bei mir sind. Und ich … habe so meine Schwierigkeiten mit Thomas’ neuer … Partnerin.«
    Fast hätte sie gesagt »hasse Thomas’ neues Flittchen«.
    »Nanu, wieso das?«
    Er klang fast amüsiert.
    »Die Frau ist ein einziges verdammtes Klischee. Ich begreife nicht, was Thomas an ihr findet.«
    »Sie meinen also nicht, dass sie Ihre Familie zerstört hat?«
    Annika umklammerte das Besteck.
    »Doch, natürlich hat sie das. Wenn sie nicht wäre, könnte ich meine Kinder immer bei mir haben.«
    Jimmy Halenius senkte den Blick auf seinen Teller.
    »Glauben Sie das wirklich?«, fragte er, ohne aufzusehen. »Haben Sie und Thomas es nicht ganz allein hingekriegt, Ihre Familie zu zerstören?«
    Sie war so schockiert über seine Worte, dass sie die Gabel fallen ließ.
    »Was zum Teufel wissen Sie schon davon?«, sagte sie und hörte, wie seltsam ihre Stimme klang.
    Jetzt blickte er hoch und lachte kurz auf.
    »Nein«, sagte er, »ich weiß nichts über Ihre Ehe. Ich weiß nur, was ich selbst für Fehler gemacht habe. Es muss schrecklich gewesen sein, mit mir zu leben. Ich habe nicht kommuniziert. Ich hätte wegen jeder Kleinigkeit einen Weltkrieg angefangen, aber wenn es um wirklich wichtige Dinge ging, habe ich nie irgendwelche Forderungen gestellt. Ich habe einfach erwartet, dass meine Frau weiß, was ich will. Jetzt habe ich fünf Sätze hintereinander mit ›ich‹ begonnen. Egozentrisch bin ich auch noch, hatte ich das erwähnt?«
    Sie starrte ihn an und brach in Gelächter aus.
    »Die Person, die Sie beschrieben haben, hätte ich sein können«, sagte sie verwundert. »Als Ehefrau war ich unerträglich.«
    Und im selben Moment, als sie die Worte aussprach, wusste sie, dass sie wahr waren.
    »Ich habe es ihm nicht einmal gesagt, als ich wusste, dass er mich betrog. Ich habe mich nur an ihm gerächt, monatelang, ohne zu sagen, warum. Er hat natürlich nichts verstanden.«
    Der Ober fragte, ob sie noch einen Wunsch hätten, und Jimmy Halenius blickte auf seine Uhr.
    »Wollen wir noch irgendwo hingehen und uns zuschütten?«, fragte er.
    Plötzlich fiel Annika die Morgenmaschine nach Málaga um 06 . 30  Uhr ein.
    »Ach du meine Güte!«, platzte sie heraus und sah auf ihre Armbanduhr. »Ich habe noch nicht mal gepackt!«
    »Fahren Sie weg?«
    »Ich muss um halb fünf in Arlanda sein.«
    »Dann lohnt es doch gar nicht mehr, ins Bett zu gehen«, meinte er leichthin.
    »Na, Sie sind gut«, sagte sie und tastete nach ihrer Tasche.
    Der Staatssekretär ließ die Rechnung kommen und bezahlte bar. Er bat den Ober, ein Taxi zu rufen, und half ihr dann in die Jacke.
    Es hatte angefangen zu schneien, harte kleine Schneekristalle, die durch die Luft wirbelten und sich wie Nadeln auf ihrem Gesicht anfühlten. Das Restaurantschild über der Tür quietschte im Wind. Eine Gruppe junger Männer mit zurückgekämmten Schmalzlocken und englischen Barbour-Jacken marschierte in breiter Kette mitten auf der Straße und schwenkte dabei Handys und Weinflaschen. Annika wandte sich ab.
    Ein Taxi kam gemächlich die Österlånggatan herunter. Jimmy Halenius trat aus dem Restaurant und ließ die Tür hinter sich zufallen.
    Er war nicht besonders groß, vielleicht zehn Zentimeter größer als sie.
    »Wohin fliegen Sie?«, fragte er.
    »Málaga«, antwortete sie und sah dem Taxi entgegen.
    »Ah, España «, rief er aus. » Entonces, vamos a saludarnos como los españoles! «
    Er packte ihre Schultern und zog sie an sich, gab ihr ein Küsschen auf die linke Wange und eins auf die rechte.
    »Die Spanier küssen zweimal«, sagte er mit den Lippen an ihrem Ohr. »Vergessen Sie das nicht.«
    Er ließ sie los und lächelte so breit, dass seine Augen zu Schlitzen wurden.
    Das Taxi hielt neben ihnen.
    »Ich melde mich«, sagte er und öffnete ihr die Wagentür.
    Annika stieg ohne zu überlegen ein und ließ ihn auch die Wagentür schließen. Sie sah, wie er sich umdrehte und Richtung Järntorget ging, den Kragen hochschlug und dann um die Ecke verschwand.
    »Wohin soll’s gehen?«, fragte der Taxifahrer.
    Und erst da fiel ihr auf, dass sie keine Silbe mehr über das Kätzchen erfahren hatte, als sie bereits wusste.

Dienstag, 4 . Januar
    Das Licht war so grell, dass sie die Augen schließen musste. Sie stand auf der Gangway und schwankte ein paar Sekunden, ehe sie in der Lage war, die Lider wieder so weit zu öffnen, dass sie die Stufen hinunter aufs Flugfeld gehen

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