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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Schlagloch …«
    Annika musste einen heftigen Schlenker machen, um einer tiefen Grube mitten auf der Fahrbahn auszuweichen.
    »Himmel«, rief sie. »Wie kann man die Straßen nur so verkommen lassen?«
    Carita Halling Gonzales seufzte.
    »Vor nicht allzu langer Zeit hat man den gesamten Magistrat von Marbella ins Kittchen gesteckt. Für dieses Schlagloch sind wahrscheinlich schon mehrfach Reparaturen beauftragt und bezahlt worden, aber ausgeführt wurden die Arbeiten vermutlich in Form von Verschönerungen am Haus des Chefs der Verkehrs- und Baubehörde … Ja, hier ist es.«
    Ein protziges Portal wie aus einem alten amerikanischen Western tauchte auf, als sie um eine große Hecke bogen. Der Schriftzug »Las Estrellas de Marbella« prangte in geschwungenen Goldbuchstaben über dem Tor. Ganz oben auf der Spitze saß ein Engel mit Marmorflügeln und spielte Harfe. Zwei rosa Steinlöwen mit weit offenen Mäulern brüllten stumm in die Welt.
    »Du liebe Güte«, sagte Annika. »Das ist das Geschmackloseste, was ich jemals gesehen habe.«
    »Das gibt sich«, sagte die Dolmetscherin. »Nach ein paar Jahren hier unten ist man immun.«
    Sie öffnete die Beifahrertür und stieg aus.
    »Möchte mal wissen, wie man da reinkommt?«
    Vor einem der Steinlöwen befand sich ein Pfeiler mit einer Zahlentastatur. Annika zeigte darauf. Carita Halling Gonzales trippelte hin und drückte wahllos irgendwelche Ziffern. Nichts tat sich.
    »Wir müssen wohl warten, bis jemand rein- oder rausfährt«, sagte sie.
    Annika stellte den Motor ab, griff nach dem Fotoapparat und trat hinaus in die Nachmittagssonne.
    »Was für ein Wetter«, sagte sie. »Ist das hier immer so?«
    »Von November bis März«, antwortete die Dolmetscherin. »Danach wird es wieder warm.«
    Annika machte ein paar Aufnahmen von dem protzigen Portal.
    »Wohnen Sie schon lange hier?«
    Carita Halling Gonzales zog die Augenbrauen zusammen und zählte mit Hilfe ihrer Finger.
    »Bald sieben Jahre«, sagte sie. »Mein Mann ist aus Kolumbien, doch da konnten wir aus verschiedenen Gründen nicht leben. Also zogen wir zuerst nach Schweden, aber das ging überhaupt nicht. Wissen Sie, wie es in Schweden zugeht?«
    Annika schüttelte den Kopf und lauschte, sie hörte ein Auto kommen.
    »Nacho, der wie gesagt Kinderarzt ist, hat nicht mal einen Job als Zeitungsbote bekommen. Die Arbeitsvermittlung wollte ihn auf einen Lehrgang schicken, um ihn anschließend als Reinigungskraft im Pflegedienst unterzubringen. Haben Sie schon mal so etwas Bescheuertes gehört?«
    Ein silbernes Jaguar-Cabriolet bog um die Ecke und hielt vor dem Tor. Ein Mann mit extrem ausgeprägten Geheimratsecken drückte auf eine Fernbedienung, und die Torflügel öffneten sich langsam. Annika und Carita Halling Gonzales stiegen wieder ins Auto. Carita winkte dem Jaguar-Mann fröhlich mit ihren lackierten Krallen zu, als sie durch das Tor fuhren.
    »Also sind wir hierhergezogen«, erzählte sie weiter. »Nacho bekam sofort eine Stelle im Krankenhaus. Wir fühlen uns unheimlich wohl hier. Es ist ein bisschen wie in Südkalifornien.«
    Sie warf wieder einen Blick auf die Wegbeschreibung.
    »Hier hinunter«, sagte sie. »Es soll an der linken Straßenseite sein, ein Stück den Hügel abwärts.«
    Das Haus türmte sich vor ihnen auf, wuchtig und groß. Es lag für sich allein in einer Sackgasse, nach Süden ausgerichtet und mit dem Meer und einer Bergflanke im Westen. Die Auffahrt war blockiert, teils durch ein großes Tor und teils durch das Absperrband der Polizei.
    Annika parkte ein Stück weiter Richtung Wendeplatz am Bürgersteig, gleich neben einem überwucherten Grundstück mit einem kaputten Hausfundament in der Mitte. Sie stiegen aus dem Auto, und Annika nahm Kamera und Kameratasche vom Rücksitz. Fast andächtig gingen sie auf die Villa zu.
    Die Auffahrt setzte sich hinter dem Tor fort und zog sich in einer leichten Kurve bis zum Carport. Unter dem Dach standen zwei Autos, ein Stadtjeep und ein kleinerer Wagen mit Faltverdeck. Annika hob die Kamera und machte einige Aufnahmen.
    Das Wohnhaus lag direkt vor ihnen. Es ragte zwei-, teilweise dreistöckig empor, asymmetrisch und verwinkelt. Da gab es Terrassen und Balkone, Erker und Säulen und Gewölbe in unterschiedlichen Formen, geschwungene Balustraden und verzierte Eisengitter. Ganz oben war ein Turm mit Bogenfenstern in alle Himmelsrichtungen. Das Grundstück war dicht mit Obstbäumen und Palmen bewachsen. Vor dem Haus erstreckte sich ein gepflasterter Platz

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