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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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ihre Firmen verkauft und geben sich hier dem Wein und dem Golfspielen hin. Wie viel Bodenfreiheit hat dieses Auto? Ach, es wird schon gehen. Fahren Sie runter ins Flussbett.«
    Annika bremste und hielt an.
    »Wie bitte?«
    »In den Fluss. Das Bett ist zementiert. Dann brauchen wir uns nicht über die N 340 hinaufzuquälen. Um diese Zeit sind da lange Staus, wegen der Baustellen.«
    Sie bemerkte Annikas Skepsis.
    »Das Wasser ist nicht tief.«
    Annika fuhr vorsichtig über den Bordstein, durch einen Schilfgürtel und hinunter ins Flussbett.
    Das Wasser war tatsächlich nur etwa knietief. Sie folgte dem Fluss einige Dutzend Meter und kam auf der anderen Seite der Autobahn wieder heraus.
    »Wie viele neue Straßen hier überall gebaut werden«, sagte Annika und warf im Rückspiegel einen Blick auf die ruhenden Straßenbauarbeiten.
    »Die N 340 ? Neu? Die wurde von den Römern angelegt und seit damals kaum mehr ausgebessert. So, wir sind da. Hier können Sie parken.«
    »Auf dem Fußgängerüberweg?«, fragte Annika, aber Carita war bereits ausgestiegen.
    Sie befanden sich in einem älteren Wohngebiet mit schneeweißen Reihenhäusern. Annika nahm den Fotoapparat und ein Blitzgerät mit und folgte der Dolmetscherin zum Restaurant.
    »La Garrapata«, las Annika auf der Tafel neben dem Eingang, die Speisen und Getränke in drei Sprachen auflistete: Schwedisch, Englisch und Finnisch. »Bedeutet das irgendwas?«
    Carita richtete ihre Frisur.
    »Ja«, sagte sie, »es bedeutet Zecke. Warum jemand ein Lokal nach einem blutsaugenden Spinnentier nennt, geht zwar über meinen Verstand, aber so ist es.«
    Das La Garrapata war ein äußerst bescheidenes Etablissement. Die Glastür zur Straße hing in einem Aluminiumrahmen, der klapperte, wenn man die Tür aufzog. Die Fenster waren von innen beschlagen. Carita betrat das Lokal und gab ein kleines Quieken von sich. Küsschen hier, Küsschen da, erst auf die rechte, dann auf die linke Wange, genau wie Jimmy Halenius es vorgemacht hatte.
    Die Fotos konnten nicht allzu schlimm sein, dachte Annika. Es war dunkel gewesen, sie hatte keinen Blitz bemerkt, und ihre Zungen waren auch nicht im Spiel gewesen.
    Sie blickte sich um.
    Sie befanden sich in einem Speisesaal mit über dreißig Tischen und einer Bar, an der gut zwanzig Gäste Platz hatten. Auf einem Großbildschirm hinter der Bar lief schwedisches Fernsehen.
    »Das hier ist Annika Bengtzon«, sagte Carita laut und zeigte auf Annika. »Sie ist vom Stockholmer Abendblatt hierhergeschickt worden, um über die armen Söderströms zu schreiben, und sie würde gern mit euch über die Familie … Lasse, du hast Sebastian doch gekannt! Erzähl mal!«
    Es wurde mucksmäuschenstill im Lokal. Annika merkte, wie sie rot wurde. Auf diese Art pflegte sie nicht zu arbeiten. Sie legte viel Wert darauf, sich ihren Interviewpartnern langsam, aber offen zu nähern. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, so klar wie möglich darzulegen, was sie mit dem Interview beabsichtigte, damit die Leute sich hinterher nicht getäuscht fühlten. Was sie allerdings meistens trotzdem taten, weil sie der Meinung waren, dass Annika sie nicht wohlwollend genug dargestellt hätte.
    Aber Lasse räusperte sich und trat vor, und dann begann er, mit klarer Stimme vor dem ganzen Lokal gefühlvoll von seinem Freund Sebastian zu erzählen.
    Wie unschwedisch, dachte Annika und schrieb so eifrig mit, dass ihr der Arm weh tat.
    »Sebbe hätte jede Sportart wählen können, egal welche«, sagte Lasse. »Er war überall gleich gut. Dass es gerade Eishockey wurde, war eher ein Zufall, Golf und Tennis spielte er fast genauso gut. Und er wusste das, er wusste, dass er dieses Talent hatte, und wollte dem Leben etwas zurückgeben.«
    Lasse schniefte, mehrere Gäste nickten und wischten sich mit den Servietten über die Augen.
    »Er wollte sein Geld und seine Zeit für etwas Sinnvolles nutzen«, fuhr Lasse fort, »nicht nur die Hockeypokale zu Hause im Regal polieren. Deshalb holte er all die armen, aber talentierten Kids in den Tennisclub, deshalb stellte er Francis als Trainer ein. Er war selbst gefördert worden, als er klein war, und er wollte anderen Kindern dieselbe Chance geben.«
    Lasse brach in Tränen aus.
    »Ich erinnere mich an das letzte Mal, als wir mit Leo und Klein Mü dort waren, das muss kurz vor Weihnachten gewesen sein. Sebbe hatte ein Clubturnier arrangiert, bei dem der Sieger nicht nur einen Pokal und einen neuen Trainingsanzug bekam, sondern auch einen Platz auf

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