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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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mit einem Pool.
    Das gesamte Grundstück lag im Schatten, und plötzlich merkte Annika, dass es aus den Bergen kühl herüberwehte. Sie schoss eine Reihe von Fotos, auf denen das Haus im Gegenlicht der Abendsonne aufragte.
    »Haben Sie eine Ahnung, wie lange die Familie hier gewohnt hat?«, fragte sie und verschränkte die Arme, um sich zu wärmen.
    Carita Halling Gonzales blickte zum Haus hinauf.
    »Kann nicht besonders lange gewesen sein«, meinte sie. »Die Gegend ist ganz neu bebaut.«
    »Aber die Bäume?«, erwiderte Annika. »Die sind doch offenbar ausgewachsen?«
    »Hier unten kauft man die Palmen, wenn sie zehn Meter hoch sind. Sie werden auf dem Tieflader angeliefert und eingebaggert. Ob das hier eine Klingel ist?«
    Sie drückte an einem der Torpfosten auf etwas, das wie ein Lichtschalter aussah.
    Nach wenigen Sekunden ging die Terrassentür auf und ein uniformierter Polizist trat heraus. Carita Halling Gonzales winkte überschwänglich. Annika versteckte die Kamera hinter dem Rücken. Der Beamte kam auf das Tor zu und blieb in gebührendem Abstand stehen.
    Carita sagte etwas in schnarrendem Spanisch, und der Polizist antwortete in gereiztem Tonfall. Carita zeigte auf Annika und schien zu betteln, sie sagte Suecia und amiga und eine Menge anderer Sachen, die Annika nicht verstand. Der Polizist machte ein etwas versöhnlicheres Gesicht, schüttelte aber bedauernd den Kopf, hoy no, imposible, mañana sí .
    »Sie dürfen morgen früh ins Haus«, übersetzte Carita, hakte sich mitfühlend bei ihr ein und tätschelte ihr tröstend die Schulter.
    »Ich habe gesagt, dass Sie eine Freundin aus Schweden sind und völlig am Boden zerstört über diese Tragödie und dass Sie gerne hineingehen und sich ein letztes Mal von Ihren Freunden verabschieden würden, hier, in ihrem Zuhause …«
    »Für gewöhnlich lüge ich nicht, was meine Absichten oder meine Person angeht«, sagte Annika. Das gefiel ihr nicht.
    »Ich glaube nicht, dass der Mann das Abendblatt liest«, erwiderte Carita Halling Gonzales und ging zum Auto.
    Annika hatte die Kamera auf den Rücksitz gelegt und wollte sich gerade ans Steuer setzen, als ihr Handy klingelte. Sie warf einen Blick auf das Display.
    Bosse ruft an.
    Bosse?
    »Hallo?«, meldete sie sich zögernd.
    »Annika? Bosse hier. Bosse Svensson.«
    Der Reporter vom Konkurrenten , mit dem sie mal einen heftigen Flirt gehabt hatte. Seine Nummer war immer noch in ihrem Telefonverzeichnis gespeichert.
    Sie wandte sich vom Auto ab und ging ein paar Schritte in das brachliegende Grundstück hinein.
    »Was willst du?«, fragte sie leise.
    »Keine Angst«, sagte er, »mein Anruf ist rein beruflicher Natur. Ich habe nämlich gerade ein Foto in die Hand bekommen und dachte, dass du vielleicht einen Kommentar dazu abgeben möchtest.«
    Schweigen.
    »Was?«, fragte Annika. »Was denn für ein Foto? Wovon redest du?«
    »Ich habe ein Foto von dir, auf dem du vor einem Restaurant stehst und mit dem Justizstaatssekretär turtelst.«
    Annika stand stocksteif und ließ die Worte sacken.
    »Turteln?«, wiederholte sie. »Was meinst du mit turteln?«
    »Na ja, rumknutschen.«
    Annika starrte wortlos auf das Hausfundament.
    »Ich und rumknutschen? Mit Halenius?«
    »Und ich gebe dir die Möglichkeit, dich dazu zu äußern.«
    Sie schloss die Augen und legte die Hand an die Stirn.
    Die spanischen Wangenküsschen, kurz bevor sie ins Taxi gestiegen war.
    Die Horde grölender Oberklassearschlöcher mit ihren Mobiltelefonen in den Händen.
    Sie seufzte tief.
    »Ihr wollt das Foto veröffentlichen? In der Zeitung?«
    »Ja, das haben wir vor.«
    »Und jetzt fragst du, ob ich mich dazu äußern will?«
    »Selbstverständlich geben wir dir Gelegenheit, das zu erklären.«
    Sie zog die Nase hoch und spuckte auf den Bürgersteig.
    »Okay«, sagte sie. »Hier ist mein Kommentar: Ich bin froh, dass ich nicht mit dir in die Kiste gestiegen bin, Bosse. Ich habe nämlich gehört, dass du eine richtige Lusche im Bett bist. Im Übrigen verweise ich auf den Quellenschutz. Mit wem ich rede, worüber wir reden und in welcher Form wir das tun, all das ist gemäß Pressegesetz vertraulich. Ich habe nicht die Absicht, gegen das Gesetz zu verstoßen, nur weil du nicht mit einem Nein leben kannst, Bosse.«
    Es blieb einen Moment lang still. Annika konnte die Redaktionsgeräusche im Hintergrund hören und wusste, dass Bosse das Telefonat aufzeichnete. Sie dachte gar nicht daran, sich so zu äußern, dass er hier und da einen Satz

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