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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Blubberwasser, das sie umgehend wieder abstellte.
    »Ich glaube nicht, dass das Mädchen von zu Hause abgehauen ist«, sagte sie. »Ich glaube, sie ist in etwas richtig Scheußliches hineingeraten.«
    »Wieso glaubst du das?«, fragte Carita.
    Annika zögerte.
    »Sie hat sich seit sieben Tagen nicht gemeldet. Welche Chancen hat ein Mädchen, das überhaupt keine Verbindung zum Ort hat, das kaum allein den Weg nach Hause findet und die Sprache nicht spricht?«
    »Vielleicht ist sie mit einem Mann zusammen«, sagte Carita.
    »Freiwillig? Wenn sie noch nicht mal einen Freund hatte? Sie ist gerade sechzehn geworden.«
    »Ich war sechzehn, als ich Nacho kennengelernt habe«, sagte Carita und winkte einen großen, schlanken Mann mit Geheimratsecken und sensiblen Händen zu sich heran. »Annika, das ist mein Mann.«
    Es war nicht zu übersehen, wie stolz sie auf ihren Gatten war. Annika und Nacho begrüßten sich auf gut schwedische Art mit einem Händeschütteln.
    »Sie sind Arzt, habe ich gehört«, sagte Annika auf Englisch, doch der Mann antwortete auf Schwedisch.
    »Kinderarzt«, erwiderte er. »Es ist ein wunderbarer Beruf, sich um die Zukunft zu kümmern.«
    Annika lächelte.
    »Habe ich das richtig verstanden, Sie arbeiten im Krankenhaus in Marbella?«
    Der Mann nickte.
    »Eine erstklassige Klinik. Rundum modernisiert. Ich betreue die Neonatologie, das heißt, ich kümmere mich um die Kinder, die zu früh auf die Welt kommen. Für mich ist das die wichtigste Abteilung von allen. In ein paar Jahrzehnten wird sich das auszahlen. Entschuldigt mich …«
    Er eilte davon.
    »Unglaublich, dass wir in unserer Gesellschaft für jemanden wie ihn keinen Platz haben. Wo habt ihr euch kennengelernt?«, fragte Annika.
    »Auf einer Party in Beverly Hills. Der Vater der Gastgeberin war Drehbuchautor von so einer Dauerserie, die es nie nach Schweden geschafft hat. Nacho war ganz anders als die anderen Jungs. Viel ruhiger, viel … männlicher.«
    »Und er stammt aus Kolumbien?«
    »Aus Bogotá. Sein Vater, Victor, war dort Polizeichef. Anfang der Neunzigerjahre haben wir auch dort gewohnt, in Chía, einer Universitätsstadt zwanzig Kilometer nördlich von Bogotá, Richtung Zipaquirá …«
    Sie verstummte und drehte ihr Weinglas zwischen den Fingern.
    »Warum seid ihr dort weggezogen?«
    Carita zögerte einen Moment.
    »Wir konnten dort nicht bleiben«, sagte sie schließlich. »Victor, Nachos Vater, führte einen großangelegten Schlag gegen ein Drogensyndikat, das im Dschungel Kokain produzierte. Direkt nach der Razzia ist er ermordet worden.«
    »Wie grauenvoll«, sagte Annika.
    Carita Halling Gonzales nahm einen großen Schluck aus ihrem Weinglas.
    »Die Kolumbianer sind ein bisschen eigen«, fuhr sie fort. »Sie geben sich nicht damit zufrieden, ihre Feinde zu töten, sie radieren ganze Familien aus. Es soll niemand übrig bleiben, der das Erbe antreten könnte.«
    Sie lächelte, ein schnelles und bekümmertes Lächeln.
    »Nacho hat überlebt, weil wir zu dieser Zeit in Schweden waren, um meine Eltern zu besuchen. Hast du etwas zu essen bekommen? Die Kinder und ich haben den ganzen Nachmittag Grillspieße gemacht …«
    Sie fasste Annika beim Ellbogen und drängte sich durch die Gästeschar nach drinnen.
    »Ich dachte, du wolltest nur ein paar Nachbarn einladen«, sagte Annika. »Aber hier muss ja das ganze Viertel versammelt sein.«
    »Da täuschst du dich«, sagte Carita mit Nachdruck. »Stell dir vor, jeder fünfte Haushalt bleibt den Beitrag für unseren gemeinsamen Verein schuldig, aus dem wir Gärtner und Poolreiniger und die Kosten für die Satellitenanlagen bezahlen. Ist das nicht übel?«
    Sie trank noch einen Schluck Wein.
    »Solche Leute sind hier nicht willkommen, und weißt du was?«
    Sie lehnte sich herüber und flüsterte Annika ins Ohr:
    »Das sind allesamt Briten.«

Freitag, 7 . Januar
    Sie joggte im Sonnenaufgang den Strand entlang. Der Sand war fest und hellgrau. Unbekannte Vögel flogen in großen Schwärmen schreiend und kreischend dem Licht entgegen. Sie hatte den Wind im Gesicht und den Geruch von Meer im Haar.
    Daran könnte ich mich gewöhnen, dachte sie.
    Anschließend duschte sie ausgiebig und beschloss, zum ersten Mal in dieser Woche ein anständiges Frühstück einzunehmen.
    Der Speisesaal hatte einen Fliesenboden, und in die Decke waren Spotlights eingelassen. Die Wände waren gelb, die Stühle blau und die Gardinen gestreift. Annika aß eine Scheibe Weißbrot mit Schinken und einen Joghurt,

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