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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Gaslampen, tauchten die Straßen in gelbes Energiesparlicht.
    »Willkommen«, begrüßte Carita Halling Gonzales sie und küsste sie auf beide Wangen. Annika küsste wohl ein wenig zu fest zurück, denn sie hinterließ rote Farbe auf Caritas rechter Wange. Doch sie kam nicht dazu, sie darauf hinzuweisen.
    »Herein, herein, und nein, du brauchst die Schuhe nicht auszuziehen, du bist in España, komm, dann stelle ich dich den anderen vor …«
    Was man ihr als kleines »Nachbarschaftstreffen« angekündigt hatte, erwies sich mehr oder weniger als Zusammenkunft des gesamten Wohnviertels.
    »Siehst du das Paar da drüben, die beiden, die so lachen?«, sagte Carita. »Sie unterrichtet Mathematik am Marbella International College, er ist Skipper auf einer dieser Yachten unten im Hafen. Sie haben zwei Kinder und wohnen noch ein Stück weiter oben. Ganz normale Menschen, obwohl sie Engländer sind. Die jetzt dazukommen, das sind Schweden. Erinnerst du dich noch an die Diesel-Werbung aus den Neunzigern? Die hat er gemacht. Seine Frau war damals ein international bekanntes Model. Sie wohnen in einem Bezirk hier in der Nähe, haben auch zwei Kinder. Der Sohn spielt Fußball, und ihre Tochter ist spanische Meisterin im Springreiten.«
    Annika betrachtete die schöne Frau mit dem langen, glänzenden Haar. Sie lachte und legte ihrem Mann gerade die Hand auf den Arm. Und ein Pferd hatte sie auch.
    Carita deutete zur anderen Seite des Raumes.
    »Sie ist Schwedin, Teilhaberin einer Anwaltskanzlei in Frankfurt. Er ist Neuseeländer, arbeitet ebenfalls als Skipper. Der junge Typ mit dem Hund: Immobilienmakler aus Jamaika. Der ältere Mann: ehemaliger Bankdirektor in Kenia, jetzt Vollzeit-Golfer. Das Paar, das gerade cava eingeschenkt bekommt, ist aus Värmland, sie sind hierhergezogen, nachdem er seine Reifenfirma verkauft hatte. Aber lieber Himmel, du hast ja noch gar nichts zu trinken …«
    Sie sauste davon, und Annika blieb neben ein paar teuer gekleideten Leuten mit Weingläsern in der Hand stehen. Kurz versuchte sie, sich auf Spanisch verständlich zu machen, aber nachdem sie soy sueco gesagt hatte, hielt sie sich ans Englische. Sueco  – sie hatte sich als schwedischer Mann vorgestellt. Super.
    Sie trat auf die Terrasse hinaus, um die Aussicht über das Meer zu betrachten. Sogar von hier oben war das Neonschild des Warenhauses El Corte Inglés zu sehen.
    »Nun sieh einer an, Sie haben also hergefunden.«
    Annika fuhr herum, als sie den breiten Göteborger Dialekt hörte. Sie spürte, wie sich ihr Gesicht aufhellte, als hätte sie soeben ihren ältesten Freund getroffen.
    »Rickard Marmén«, rief sie aus. »Ich dachte, Sie wohnen in Marbella.«
    »So ist es, aber mein Firmenpartner hat hier draußen ein Haus. Wie wär’s, hätten Sie Lust zu investieren?«
    Er deutete auf ein Schild am Reihenhaus nebenan mit dem Text Se vende , zu verkaufen.
    »Das Ganze hat etwas von einer Modelleisenbahn«, sagte sie.
    Er lachte herzlich.
    Annika deutete mit einem Kopfnicken auf das Schild.
    »Wie viel kostet dieses Haus?«
    »Kommt drauf an, wie viel der Eigentümer braucht. Es gehört einem professionellen Pokerspieler aus Liverpool. Sobald er eine Pechsträhne hat, stellt er das Schild auf. Wenn er dann gewinnt, nimmt er es wieder weg.«
    »Sie machen Witze«, sagte Annika. »Ich dachte, alle, die hier wohnen, sind reich.«
    Rickard Marmén lächelte.
    »Kommt darauf an, was Sie unter ›reich‹ verstehen. Zum Beispiel haben die meisten hier mehr Zeit, als man in Schweden hat. Das Tempo ist langsamer.«
    »Klar«, sagte Annika. »Wenn alle den ganzen Tag lang Golf spielen, gibt es keinen Grund zur Eile.«
    Rickard Marmén trat einen Schritt näher an sie heran und deutete unauffällig auf die Gesellschaft an der Bar.
    »Ich würde sagen, dass die meisten von ihnen ziemlich hart gearbeitet haben, wenn sie es nicht noch immer tun.«
    »Und warum sind sie dann hergezogen? Aus steuerlichen Gründen? Oder sind die alle nur wegen dem Wetter hier?«
    »Viele Steuern sind derzeit in Schweden niedriger als in Spanien«, sagte Rickard Marmén. »Ich glaube, es geht dabei eher um Wein, Weib und Gesang …«
    Carita kam auf die Terrasse heraus gesegelt und hakte Annika unter.
    »Meine Liebe«, rief sie aus, »hast du noch immer kein Getränk? Nacho, una copa de cava, por favor …«
    Sie lehnte sich zu Annika herüber und senkte die Stimme.
    »Erzähl mal. Ist das Interview mit Suzettes Mutter gut gelaufen?«
    Annika bekam ein Glas

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