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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sich und einem dritten am Steuer.
    Der Wagen verschwand leise brummend.
    Niklas Linde tauchte neben ihr auf.
    »Du hattest doch gesagt, dass der Schwede schon gefasst ist«, sagte Annika.
    Der Polizist grinste.
    »Jetzt ist er es«, sagte er, beugte sich vor und küsste sie.
    Sein Mund war phantastisch.
    »Wie heißt er?«, flüsterte Annika an seinen Lippen.
    »Jocke Zarco Martinez. Fahren wir zu dir oder zu mir?«
    Sie machte sich los und starrte auf ihre Kamera.
    »In ein paar Stunden fliege ich nach Hause«, sagte sie.
    »In ein paar Stunden kann man viel erleben.«
    Sie schüttelte den Kopf und sah zu ihm auf.
    »Nein«, sagte sie.
    Für einen Moment senkte er den Kopf, dann blickte er auf und lächelte.
    »Komm«, sagte er. »Ich fahre dich zum Hotel.«
    Auf dem Weg zum Wagen nahm er sie nicht mehr in den Arm.
    Ohne ein weiteres Wort stiegen sie in den BMW . Sie fuhren schweigend. Viel zu bald bremste er vor dem Eingang.
    »Ich würde es niemandem verraten«, sagte er und schaute stur geradeaus durch die Windschutzscheibe.
    Sie sah ihn an.
    »Es ist nicht so, dass ich nicht wollte.«
    Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu.
    »Was ist es dann?«
    Sie beschloss, vollkommen aufrichtig zu sein.
    »Ich traue mich nicht«, sagte sie. »Es ist so lange her, dass ich nicht mal mehr weiß, ob ich es noch kann.«
    Er lächelte wieder, hob die Hand und strich ihr über die Wange.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Das ist wie Radfahren.«
    »Wie lange bleibst du noch hier unten?«, fragte sie.
    »Weiß nicht. Ich pendle mehr oder weniger zwischen Schweden und Spanien. Warum?«
    Sie hatte ihn fragen wollen, ob er bald wieder nach Schweden kam, wo er wohnte, wenn er zu Hause war, ob dort jemand auf ihn wartete. Ob er noch hier wäre, wenn sie wiederkäme, um über Patriks Kokainküste zu schreiben.
    Aber sie sammelte einfach ihre Sachen zusammen, öffnete die Tür und stieg aus dem Auto.
    Als die Rücklichter um die Ecke des El Corte Inglés verschwanden, musste sie sich auf die Lippe beißen, um nicht in Tränen auszubrechen.
    Sie schrieb einen Text über die Festnahme des Schweden, lud die Fotos auf den Rechner, schickte das gesamte Paket nach Stockholm und schlief zwei Stunden. Dann taumelte sie aus dem Bett, packte ihre Kleider und den Laptop ein und ging hinunter an die Rezeption, wo sie ihre und Lenita Söderströms Rechnung mit ihrer privaten Visa-Karte beglich. Sicherheitshalber hinterließ sie noch ihre Handynummer, falls etwas schiefgehen sollte.
    Sie fuhr über die Schnellstraße, die zu dieser Zeit so gut wie verlassen dalag, vorbei an Baustellen und dem Einkaufszentrum La Cañada und schließlich auf die Mautautobahn.
    Kurz vor Torremolinos passierte sie eine Unfallstelle. Ein französischer Lieferwagen war umgekippt, Unmengen von Gepäckstücken lagen auf der Fahrbahn verstreut, so dass sie nur langsam auf dem Standstreifen vorbeikriechen konnte. Im Rückspiegel sah sie eine weinende muslimische Frau, die sich mit den Händen auf die Knie schlug. Dann verschwand sie hinter einem Sattelschlepper.
    Als Annika den Flughafen erreichte, hatte sie noch zweieinhalb Stunden Zeit.
    Etwas über eine Stunde brauchte sie, um den Rückgabeparkplatz der Autovermietung zu finden. Sie war nass geschwitzt, als sie am Check-in-Schalter ankam. An der Sicherheitskontrolle wurde ihre gesamte Tasche durchwühlt, und dabei kam so manches zutage, was sie zugegebenermaßen vergessen hatte, inklusive eines halbgegessenen Apfels und eines Brieföffners mit der Werbeaufschrift » Abendblatt  – wenn’s drauf ankommt«. Den Brieföffner kassierten sie ein, und den Lipgloss verbannten sie in eine durchsichtige Plastiktüte.
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte Annika und sah den Sicherheitsbeamten skeptisch an, als er ihr das Tütchen reichte. »Glauben Sie, dass ich das Flugzeug nicht in die Luft sprenge, nur weil der Lipgloss hier drinliegt?«
    »No comprendo« , erwiderte der Sicherheitsbeamte.
    »Ganz richtig«, sagte Annika, nahm ihren Mördergloss und stopfte ihn zurück in ihre Tasche. »Ihr kapiert wirklich gar nichts.«
    Das Flugzeug startete nahezu pünktlich. Annika schlief sofort ein und wachte erst auf, als in Arlanda das Fahrwerk aufsetzte. Der Roman von Harlan Coben war auf den Boden gefallen, und das Wasser, das sie sich im Upper Crust in der Abflughalle gekauft hatte, war in der Sitztasche ausgelaufen.
    Verwirrt und ein wenig schwindelig wurde sie aus dem Flugzeug und durch den daranhängenden Darm ins Terminal geschleust,

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