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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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trank einen Schluck von seinem Bier und berichtete, wie sich die Polizei in verschiedenen Gebäuden rund um die Lagerhalle eingemietet hatte. Sie verfolgten die Fracht, sowie sie im großen Hafen von Algeciras, zirka achtzig Kilometer westlich von Marbella, entladen und mit dem Lkw nach La Campana transportiert worden war. Dort saßen die Polizisten von Greco in ihren frisch gemieteten Räumlichkeiten, mit zusätzlicher Verstärkung durch Sondereinheiten und Scharfschützen, und sahen zu, wie das Obst angeliefert wurde. Dann warteten sie, bis die Empfänger auftauchten, und schlugen zu.
    Annika notierte schnell und ohne aufzusehen.
    »Wie viele wurden gefasst?«
    »Fünf gleich im Obstlager. Der Lkw-Fahrer wurde noch am selben Morgen in seinem Haus in Estepona festgenommen. Heute Nacht nehmen wir den letzten der Crew hoch, einen von den kleinen Fischen, der normalerweise als Kurier eingesetzt wird. Er sollte die Fracht über Berlin nach Malmö fahren.«
    Annika ließ den Stift sinken.
    »Aber wie kann man denn einen ganzen Container mit Kokain vollladen und so tun, als ob er Melonen enthält?«, fragte sie. »Wird so etwas nicht vom Zoll kontrolliert?«
    Niklas Linde starrte sie an und lachte dann laut auf.
    »Die Fracht selbst bestand ja nicht aus Koks«, erklärte er. »Das waren natürlich Melonen, mehrere Tonnen, genau genommen. Du machst dir keine Vorstellung, wie die angefangen haben zu stinken.«
    »Du hast doch gesagt, dass es ein Kühltransport war. Darin hält sich die Ware doch wohl ein paar Wochen.«
    Der Polizist richtete seine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger auf sie, wie eine Pistole.
    »Volltreffer«, sagte er. »Es war nämlich gar kein Kühltransport. In den Wänden des Containers steckten statt der Isolierung siebenhundert Kilo Kokain.«
    »Und die Papiere waren in Ordnung?«
    »So sauber wie frisch gefallener Schnee.«
    Er sah wieder auf seine Uhr und winkte der spanischen Bedienung. Sie gab einem der Männer hinter der Bar ein Zeichen, dass er die Rechnung fertigmachen sollte.
    »Lass mich das übernehmen«, sagte Annika und zückte ihre Kreditkarte.
    »Carmen nimmt nur Bares«, sagte Niklas Linde.
    »Du machst Witze«, sagte Annika. »Sie heißt wirklich Carmen?«
    Er stand auf, zog seine Jacke an und grinste.
    Schweigend gingen sie den Berg hinauf zum Auto. Spanischer Fernsehlärm, lachende Stimmen und das Klirren von Porzellan folgten ihnen. Die Kakophonie verbreitete sich über die Bürgersteige, begleitet vom Licht aus Tapasbars und offenen Wohnzimmerfenstern. Zwei Teenager auf einem Moped fuhren dicht an ihnen vorbei, und vier Katzen sprangen erschrocken aus einer Mülltonne. Der Wind war kühler geworden. Annika wünschte, sie hätte eine Jacke mitgenommen.
    »Frierst du?«, fragte Niklas Linde, und noch ehe sie antworten konnte, hatte er den Arm um sie gelegt und sie an sich gezogen. Wie um sie zu wärmen, fuhr er mit der anderen Hand über ihren Oberarm.
    Sie ließ sich umarmen und lehnte sich an ihn, so dass ihre Hüfte bei jedem Schritt seinen Oberschenkel berührte. Die Abgaswolke des Mopeds hing immer noch über dem Pflaster. Er zog sie dichter an sich heran, verlangsamte seine Schritte und hielt schließlich an. Sie blieb ihm zugewandt stehen, seine Arme umschlangen ihre Schultern. Sie löste ihre Hände, die sie vor der Brust verschränkt gehalten hatte, und ließ sie über seinen Rücken wandern. Sie strichen über den groben Baumwollstoff der Jacke und zogen ihn an ihren Körper.
    Ja, dachte sie. Ja, ich will.
    Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie.
    Sein Mund war warm und salzig und schmeckte nach Knoblauch.
    Sie spürte, wie sein Bein zwischen ihre Schenkel glitt.
    Ihr Atem wurde schneller, und sie ließ ihn los.
    Seine Augen funkelten.
    »Wollen wir auf Verbrecherjagd gehen?«, fragte er und machte einen Schritt von ihr weg, doch als er weiterging, blieb sein Arm um ihre Schultern liegen.
    Sie ließ ihre Hand über seinen Rücken gleiten und legte sie auf seine Taille. Den ganzen langen Weg bergauf rieben ihre Hüften aneinander.

Samstag, 8 . Januar
    Das Haus lag in einer Nebenstraße im Nachbarort San Pedro an einem kleinen, von Orangenbäumen umsäumten Platz. Es war zwei Stockwerke hoch und eigentlich weiß, aber Feuchtigkeit und Luftverschmutzung hatten dem Anstrich bereits heftig zugesetzt. Sämtliche Fenster waren mit schwarzen, rostigen Gittern versehen. Auf einem Balkon im Obergeschoss hingen Stoffwindeln zum Trocknen.
    »Hat der Drogenschmuggler Kinder?«,

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