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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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fragte Annika leise.
    »Er hat von der Familie, der das Haus gehört, ein Zimmer im Erdgeschoss gemietet«, antwortete Niklas Linde und ließ sie in einem Hauseingang auf der anderen Seite des Platzes zurück. Sie zog den Reißverschluss der geliehenen, viel zu großen Jacke höher.
    Sie sah, wie der Polizist langsam und geräuschlos den Bürgersteig entlangging, hinüber zu seinen spanischen Kollegen, die sich in einer angrenzenden Gasse versammelt hatten. Das Spiel seiner Muskeln war unter der leichten Kleidung deutlich zu erkennen.
    Er kann jede haben, die er will, dachte sie. Und das weiß er genau.
    Der verdächtige Drogenkurier war nicht zu Hause. Momentan befand er sich noch in einer Disco namens Dreamers unten in Puerto Banús. Seinen Aufenthaltsort hatte er der spanischen Polizei selbst verraten, natürlich völlig ahnungslos. Er hatte eine Frau mit Namen Betty angerufen und sie zu überreden versucht, sich mit ihm an der Bar im Dreamers zu treffen. Aber Betty war müde und schlecht gelaunt und wollte nicht. Da sein Handy schon seit vier Monaten abgehört wurde, wussten die Polizisten von Greco sehr gut, dass Betty nicht kommen würde. Sie verabscheute es, wenn er betrunken aus Bars oder sonstigen Schuppen anrief. Dann fühlte sie sich »billig« und fand, dass er ihr »keinen Respekt« zollte.
    All das hatte Niklas Linde ihr erzählt, während sie vor dem Haus, in dem sich die Leute von Greco auf den bevorstehenden Zugriff vorbereiteten, im Auto saßen und warteten.
    Annika zog sich die Jackenärmel über die Hände und trampelte auf der Stelle, um sich zu wärmen. Sie starrte auf das Fenster, hinter dem der Drogenschmuggler wohnte, und dachte an Betty.
    Hatten sie dort drinnen miteinander geschlafen? Wie hatte sich Betty dabei gefühlt? Wertvoll und respektiert?
    Sie unterdrückte ein Gähnen.
    Ihr Flug nach Stockholm ging in acht Stunden.
    Da hörte sie, wie sich stolpernde Schritte dem Platz näherten. Sie hätte nicht sagen können, aus welcher Richtung sie kamen. Mal klangen sie schleppend, dann wieder schneller, als würde die Person versuchen, ihr Taumeln auszugleichen.
    Annika drückte sich in den Hauseingang und holte die Kamera hervor. Sie schaltete sie ein und hielt sie zum Abdrücken bereit, das Objektiv nach unten gerichtet. Sie hatte strenge Order, keine Entfernungseinstellungen auszuprobieren, ehe der Mann gefasst war, denn der rote Laserpunkt des Entfernungsmessers konnte als Zielfernrohr missverstanden werden.
    Dann sah sie auf der anderen Seite des Platzes eine schmächtige Gestalt die Straße entlangwackeln. Es war ein ziemlich junger Kerl mit zerzaustem Haar, das im dämmrigen Licht der Straßenbeleuchtung fast blond aussah. Er machte ein paar Schritte vorwärts, dann einen oder zwei zur Seite. Er war kräftig betrunken. Als er vor der Eingangstür stehen blieb, schwankte er.
    Gut, dass Betty zu Hause geblieben war.
    Er hantierte lange mit dem Schlüssel, bevor er das Schlüsselloch traf. Offenbar fiel ihm nicht ein, Licht zu machen, denn die Tür schwang zu, ohne dass eine Lampe angegangen wäre.
    Dann sah sie, wie sich Schatten von den Mauern und aus den umliegenden Gassen lösten.
    Sie hob die Kamera.
    Mehrere Zivilpolizisten und zwei Uniformierte erreichten die Tür im selben Moment, als sie zuzufallen drohte. Eine Sekunde später kam der betrunkene Mann wieder aus der Tür, auf jeder Seite von einem spanischen Polizisten untergehakt. Seine Fußspitzen schleiften über den Boden, und in seinem Gesicht stand die totale Verwunderung. Er drehte den Kopf vom einen Polizisten zum anderen und begann dann, mit typischem Stockholmer Zungenschlag zu protestieren.
    »Was zur Hölle soll ’n das? Hä? Jungs? Scheiße, was habt ihr vor?«
    Annika drückte mit dem Finger leicht auf den Auslöser, damit sich der Autofokus scharf stellte. Der Mann in der Mitte kam ganz klar heraus, und sie drückte den Auslöser durch. Für eine Sechzigstelsekunde erleuchtete der Blitz den gesamten Platz. Sie wartete zwei Sekunden, dann wiederholte sie die Prozedur.
    »Scheiße, was –? Joder! «
    Der Drogenschmuggler war zu dem Schluss gekommen, dass er lieber nicht mit den Polizisten gehen wollte. Er begann mit den Armen zu rudern und nach den Männern zu treten, aber das half ihm nicht viel.
    » Cabrones! Imbéciles! Lasst mich los, verdammt noch mal … fucking hell !«
    Im nächsten Augenblick saß er schon in Handschellen auf dem Rücksitz eines Zivilfahrzeugs, mit einem Polizisten neben sich, einem vor

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