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Kalter Tee und heiße Kuesse

Kalter Tee und heiße Kuesse

Titel: Kalter Tee und heiße Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma van Harten
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hier trugen alle Lack, Leder und Latex. Auch mit Masken, aber mit Gasmasken und solchen Masken, wie er sie in seinen Anzug integriert hatte. Frauen in engen Lackkleidern stolzierten auf knallroten High Heels herum. Zwei Damen Mitte zwanzig hatten Servierschürzen an und sonst nichts, aber dafür ebenfalls Halsbänder, und nicht wenige der schwarz gekleideten Menschen hielten Peitschen oder Rohrstöcke in der Hand.
    „Das ist eine Sadomasoparty“, stellte Magnus irgendwann ganz richtig fest.
    „Natürlich.“ Kai nickte. „Das habe ich mir gleich gedacht. In meiner Freizeit gehe ich gern auf solche Veranstaltungen. Man kann da seiner Fantasie so richtig freien Lauf lassen. Und lernt auch interessante Leute kennen“, kommentierte Kai, nur um anschließend in ohrenbetäubendes Gebell auszubrechen. Magnus hatte das Gefühl, langsam durchzudrehen. Warum war er nicht in Kiel geblieben, wo er weiter ein Leben ohne große Höhen und Tiefen gelebt hätte? Aber nein, nun stand er in einem Ganzkörperkondom in St. Goarshausen vor einer Burg, in der eine Sadomasoparty stattfand. Mit einem geistesgestörten Schwulen, der ständig kläffte und knurrte und den er zu allem Überfluss auch noch an der Leine hielt. Wie gut, dass er hier niemanden kannte. Noch nicht. Denn Fabrizio würde wohl gleich hier auftauchen. Mit Lena. Lena! Wenn sie ihn in diesem Aufzug sah, musste sie doch denken, er sei völlig verrückt geworden. Vielleicht war er ja auch schon verrückt. Die Vorstellung erschreckte ihn noch nicht mal sonderlich. Es war doch schön, seine Tage in einer Klinik zu verbringen und sich um nichts kümmern zu müssen. Man bekam das Essen gebracht, konnte behaupten, Dirk Nowitzki oder der Papst zu sein, und alle würden nur gütig nicken und „Aber natürlich“ sagen. Alles, wirklich alles wäre besser als das hier.
    „Wollen wir nicht mal reingehen?“, kam es von unten. Resigniert nickte Magnus und zog Kai an der Leine hinter sich her.
    „So, wir sind da. Auf ins Getümmel, Prinzessin.“ Fabrizio schloss das Auto ab und nahm Lenas Hand. Die blieb stehen.
    „Irgendwas ist hier komisch“, meinte sie und schaute auf die anderen Leute.
    „Was sollte denn komisch sein?“ Fabrizio war mit seinen rutschenden Spaghettiträgern beschäftigt und konnte sich momentan auf nichts anderes konzentrieren.
    „Schau mal.“ Lena deutete auf eine Gruppe von sechs Leuten, von denen drei mit Reitgerten herumwedelten und diese schließlich auf die Hinterteile der anderen drei sausen ließen. „Danke!“, riefen die Geschlagenen im Chor.
    „Das ist doch nicht normal.“ Lena hob ihren Schleier, um das Szenario besser beobachten zu können.
    „Ach du Schreck.“ Fabrizio hielt sich die Hand vor den Mund. „Ich dachte …“ Er schloss schnell den Mund und überlegte. Verdammter Mist! Eine Fetischparty. Er hatte angenommen, dass es sich tatsächlich um einen klassischen Maskenball handelte. Hätten die das auf dem Plakat nicht eindeutiger formulieren können? Er würde sich bei den Organisatoren der Feier beschweren. Gleich am Montag. Dann japste er nach Luft. Weil er nämlich daran denken musste, dass Magnus hierher kommen würde. Was sollte der denken? Die Gedanken schwirrten Fabrizio durch den Kopf, verzweifelt versuchte er sie zu ordnen.
    „Ich brauche was zu trinken“, war alles, was er dann sagen konnte, und ohne auf Lenas Widersprüche zu hören, zog er sie zum Eingang.
    Das könnte in der Tat ein aufregender Abend werden.

13. KAPITEL
    Magnus und Kai standen an der Bar. Beziehungsweise Magnus stand, Kai kauerte immer noch auf dem Boden herum. Und Magnus trank den mittlerweile dritten Whisky. Er hatte das Gefühl, in diesem Gummiteil jede Sekunde mindestens ein Pfund abzunehmen. Wenigstens fielen sie nicht auf. Und niemand konnte sie erkennen. Verstohlen drehte er sich um, lehnte mit dem Rücken am Tresen und beobachtete die Menschenmenge, die ständig zu wachsen schien.
    Zwei Frauen in relativ normalen Kleidern stellten sich neben ihn und orderten Champagner. Sie passten gar nicht richtig hierher, weil sie weder Lack, Latex oder Leder trugen. Ohne es zu wollen, bekam Magnus das Gespräch mit.
    „Ich weiß wirklich nicht, was wir hier sollen“, sagte die eine Frau, die ein wunderschönes besticktes Kleid trug. Schleier bedeckten die Gesichter von beiden. Magnus’ Herz setzte fast aus, als er Lenas Stimme erkannte.
    „Nun warte erst mal ab, das ist doch ganz lustig“, erwiderte die andere Frau mit einer sehr männlichen

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