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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nicht etwas unternehmen sollen. Den Ehemann verlassen. Oder ihn aus dem Weg räumen, denn andernfalls ließe sie sich ja seine Lebensversicherung und die Hälfte seiner Firma entgehen. Das ist auf jeden Fall ein hinreichendes Motiv, Rachel, und genau das ist es auch, worum es in diesem Fall geht. Hier geht es nicht um das Caesium oder einen Terroranschlag oder sonst etwas. Es ist die alte Standardgleichung: Sex plus Geld gibt Mord. Mehr nicht.«
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Du weißt doch gar nicht, was du da redest. Jack Brenner ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist grundsolide, langweilig und nicht an Abenteuern interessiert. Er war nicht …«
    »Jeder Mann ist an Abenteuern interessiert, und zwar vollkommen egal, ob er verheiratet ist und wie viele Kinder er hat.«
    »Würdest du jetzt endlich auch mal mich ausreden lassen?«, sagte Walling ruhig, aber bestimmt. »Was Brenner angeht, täuschst du dich. Er hat Alicia Kent heute zum ersten Mal gesehen. Er war nicht mein Partner, als ich letztes Jahr hier war, und ich habe auch nie gesagt, dass er das war.«
    Das ließ Bosch zusammenfahren. Er hatte die ganze Zeit angenommen, dass ihr gegenwärtiger Partner auch im vergangenen Jahr ihr Partner gewesen war. Er hatte immer Brenners Bild in seinem Hirn eingebrannt gehabt, als er die ganze Geschichte vor ihr ausgebreitet hatte.
    »Zu Jahresbeginn werden in der TIU alle Partner neu durchgemischt. Das ist so üblich. Es fördert den Teamgeist. Mit Jack bin ich erst seit Januar zusammen.«
    »Wer war letztes Jahr dein Partner, Rachel?«
    Sie sah ihm lang in die Augen.
    »Cliff Maxwell.«

19
    Fast hätte Harry Bosch laut losgelacht, aber er war zu schockiert, um etwas anderes zu tun, als den Kopf zu schütteln. Rachel Walling hatte ihm gerade gesagt, dass Cliff Maxwell bei dem Mord Alicias Partner war.
    »Ich glaube es nicht!«, sagte er schließlich. »Vor etwa fünf Stunden hatte ich den Mörder genau hier in Handschellen auf dem Boden liegen!«
    Rachel Walling wirkte wie versteinert angesichts der Erkenntnis, dass der Mord an Stanley Kent von einem Kollegen begangen worden war und dass der Caesium-Diebstahl nichts weiter als ein raffiniertes Ablenkungsmanöver war.
    »Siehst du jetzt, wie es weitergegangen wäre?«, sagte Bosch. »Siehst du, wie sie es eingefädelt hätten? Ihr Mann ist tot, und er fängt an, aus Mitgefühl und weil er mit dem Fall zu tun hat, bei ihr vorbeizukommen. Sie fangen an, zusammen auszugehen, verlieben sich und kein Mensch denkt sich was dabei. Und währenddessen geht die Suche nach den Terroristen weiter.«
    »Und wenn wir Moby und El-Fayed eines Tages schnappen?« Walling griff den Gedanken auf und spann ihn weiter. »Die beiden könnten so lange leugnen, etwas damit zu tun zu haben, bis Osama bin Laden irgendwo in einer Höhle an Altersschwäche stirbt, aber wer würde ihnen schon Glauben schenken oder der Sache weiter nachgehen? Es gibt nichts Hinterhältigeres, als einem Terroristen eine Straftat anzuhängen, die er nicht begangen hat. Er hat keine Chance, seine Unschuld zu beweisen.«
    Bosch nickte.
    »Ein perfektes Verbrechen. Aufgeflogen ist das Ganze nur, weil Digoberto Gonzalves diesen Müllcontainer ausgeräumt hat. Wäre er nicht gewesen, würden wir immer noch nach Moby und El-Fayed fahnden und wahrscheinlich glauben, sie hätten Samirs Haus als konspirative Wohnung benutzt.«
    »Und was machen wir jetzt, Bosch?«
    Bosch zuckte mit den Schultern, antwortete dann aber trotzdem.
    »Ich würde sagen, wir spielen sie gegeneinander aus, stecken sie einzeln in ein Zimmer, erklären ihnen, was Sache ist, und geben ihnen zu verstehen, der Erste, der redet, bekommt beim Prozess die besseren Karten. Ich würde auf Alicia tippen. Sie wird einknicken und ihn hinhängen, ihm wahrscheinlich sogar alles anhängen und behaupten, sie hätte unter seinem Einfluss gestanden.«
    »Mein Gefühl sagt mir, dass du recht hast. Tatsache ist allerdings auch, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Maxwell clever genug war, um so etwas durchzuziehen. Ich habe mit ihm zusammen …«
    Ihr Handy begann zu läuten. Sie nahm es aus der Tasche und schaute auf das Display.
    »Es ist Jack.«
    »Finde raus, wo Maxwell ist.«
    Sie nahm das Gespräch entgegen und beantwortete zuerst ein paar Fragen über Boschs Zustand. Dann erzählte sie Brenner, es gehe ihm den Umständen entsprechend, aber sein Hals schmerze so stark, dass er die Stimme verloren habe. Bosch stand auf, um sich eine

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