Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
Ommi und Skari sich irgendwann zerstritten?«
»Darüber weiß ich nichts, sie sind beide vor so vielen Jahren weggegangen, bis Skari zurückkam und sich wie ein braver Bursche wieder hier niederließ.«
»Seit wann kennen sich diese beiden Idioten?«
»Schon seit dem Kindergarten, sie sind in derselben Straße aufgewachsen und hingen miteinander rum, seit sie laufen konnten. Sie waren richtige Unruhestifter, ich habe meine ersten Jahre bei der Polizei damit verbracht, ihnen eins auf die Rübe zu geben – auch wenn es nicht viel gebracht hat.«
»Das klingt ganz so, als müsste ich Skari noch ein paar Fragen stellen.«
Haddi zuckte mit den Schultern.
»Lieber du als ich. Ich habe für den Rest meines Lebens genug mit diesen Mistkerlen zu tun gehabt.«
Gunna nickte abwesend. Die Atmosphäre war anders, und es fühlte sich ausgesprochen seltsam an, in ihrem alten Büro zu sein. Der Ort war ihr nicht mehr so vertraut, obwohl sie erst seit wenigen Wochen in Reykjavík arbeitete und immer noch täglich am Polizeirevier Hvalvík vorbeifuhr.
»Du weißt, dass ich noch nicht ganz weg bin, oder, Haddi?«
»Wie meinst du das?«
»Du solltest wissen, dass ich nur vorübergehend in diese neue Abteilung versetzt worden bin. Ívar Laxdal nennt es eine vorläufig feste Anstellung , was auch immer das heißen soll.«
Haddi lachte keuchend.
»Vermutlich heißt es, dass du den Job hast, solange du ein braves Mädchen bist, und wenn du Mist baust, können sie dich mit einem Tritt in den Hintern zu uns zurückschicken.«
»Wahrscheinlich, und es bedeutet, dass Keflavík immer noch mein gewaltiges Gehalt zahlt. Ich dachte, vielleicht befördern sie dich zum Sergeant. Ich habe es vorgeschlagen, weißt du«, fügte sie hinzu.
Haddi sah sie überrascht an.
»Das ist nett von dir, aber ich bin zu alt und schon darüber hinaus. Vielleicht wäre das stattdessen was für den jungen Snorri.« Er grinste schlitzohrig.
»Ich fürchte nicht, Haddi. Wir werden noch eine ganze Weile mit dem Einstellungsstopp leben müssen, und das bedeutet, dass es auch kaum Beförderungen geben wird, da sie mit einer Gehaltserhöhung verbunden sind. Meine Beförderung zum Inspektor muss offensichtlich auch erst noch abgesegnet werden. In der Zwischenzeit bekomme ich weiter das Gehalt eines Sergeants.«
3. KAPITEL
Samstag, der Dreizehnte
Gunna wartete vor dem Supermarkt. Endlich kam die ältere Frau heraus, auf die sie wartete. Sie war die erste Kundin an diesem Tag und trug eine dicke Jacke im Fischgrätmuster, die zuletzt vor vierzig Jahren in Mode gewesen, aber so strapazierfähig war, dass sie bis jetzt überdauert hatte. Fanneys Haare waren unter einem Schultertuch verborgen, dessen Enden in der steifen Brise flatterten, als sie vor die Tür trat.
»Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«, fragte Gunna und nickte in Richtung der Taschen, die die Frau in den Händen hielt.
»Ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, aber wenn du mir eine anbietest, nehme ich gerne an«, antwortete sie und blickte sich um, ob jemand sie sah.
Sie saß schweigend und sehr aufrecht im Wagen, als wäre eine Autofahrt ein seltenes Vergnügen, das man auskosten musste.
»Vermutlich willst du jetzt mit reinkommen, ja?«, fragte sie ergeben, als Gunna vor dem Reihenhaus anhielt, das eine Querstraße höher als die Hafenstraße lag.
Gunna saß geduldig am Küchentisch, während Fanney Kaffee aufbrühte und gleichzeitig ihre Einkaufstaschen ausräumte. Die Küche des kleinen Hauses erinnerte sie an ein Museum, so wenig hatte sich in den letzten dreißig Jahren verändert – angefangen bei dem vorsintflutlichen Kühlschrank bis hin zu dem altertümlichen Metallkessel auf dem Herd.
»Wie war Skari als Junge?«, fragte Gunna freundlich.
Fanney nahm das Schultertuch ab und stellte klappernd Tassen auf den Tisch.
»Er hat nichts als Ärger gemacht, dieser Junge, von Geburt an«, erwiderte sie ungehalten. »Ich weiß nicht, was jetzt schon wieder los war, aber er wird einige Monate lang nicht arbeiten können. Immer in Schwierigkeiten. Ich weiß nicht, wie Erla das aushält.«
Sie schenkte ihnen beiden Kaffee ein und griff nach der Milchtüte.
»Er ist kein schlechter Junge, verstehst du«, fuhr sie fort. »Überhaupt kein schlechter Junge. Aber er ist leicht beeinflussbar, richtet sich nach anderen, das war schon immer so. Er will dazugehören. Wäre Gullas Junge nicht gewesen, du weißt schon, der im Gefängnis, wäre alles gut gelaufen. Aber nein, mein Óskar musste
Weitere Kostenlose Bücher