Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
bin’s. Bist du beschäftigt?«
»Ja, wie immer. Was kann ich für dich tun, Skúli?«
»Die Frage ist eher, was ich für dich tun kann.«
»Sprich weiter«, forderte Gunna ihn auf und hielt an. Sie hörte, wie Skúli tief einatmete.
»Es geht um Gulli Ólafs. Ich habe mit einem Freund eines Freundes gesprochen und dabei von einem Gerücht erfahren, das dich interessieren könnte. Angeblich sind Gulli Ólafs und Helena Rós mehr als nur gute Freunde. Du weißt schon, die Frau von Hallur Hallbjörnsson.«
»Das hast du sehr diplomatisch formuliert, Skúli. Ich nehme an, du kannst mir deine Quelle nicht nennen, oder doch?«
»Ich könnte schon, aber ich würde es lieber nicht tun.«
Gunna legte den ersten Gang ein und fuhr ruckelnd an. Der Wagen rollte spritzend in eine noch tiefere Pfütze.
»Das wirft natürlich ein ganz anderes Licht auf die Dinge. Danke, dass du mir das erzählt hast, Skúli. Ich weiß es zu schätzen.«
»Das ist noch nicht alles. Hör zu …«
Gunna bremste und hielt erneut an.
»Heute Morgen fand eine Redaktionssitzung statt. Erst wurde der übliche Kram besprochen, aber dann erwähnte einer der älteren Redakteure, dass jemand an einer Story über Svana Geirs und ihren kleinen Club arbeitet. Es gab eine kurze Diskussion darüber, ob wir die Story verwenden sollen, wenn sie uns angeboten wird, oder ob wir aus Rücksicht auf die Familie darauf verzichten.«
»Und zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?«
»Dass wir die Story verwenden. Wenn wir es nicht tun, tut es jemand anderes, also können ebenso gut wir es machen«, sagte Skúli schnell. »Die Veröffentlichung wird voraussichtlich unter einem internen Kürzel erfolgen, weil der Journalist wahrscheinlich von seinem Arbeitgeber gefeuert würde, wenn herauskäme, dass er auch freiberuflich arbeitet. Denkst du dasselbe wie ich?«
»Gulli Ólafs?«
»So wird es sein, besonders, wenn man die Gerüchte um Helena Rós berücksichtigt.«
»Danke, Skúli. Ich behalte das im Moment noch für mich. Aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir Bescheid sagen würdest, bevor die Story Schlagzeilen macht. Okay?«
»Wird gemacht! Ich muss aufhören. Da kommt jemand.«
Die Verbindung wurde unterbrochen, und Gunna runzelte verwirrt die Stirn, während einsetzender Regen auf das Dach trommelte.
***
»Ich soll dir etwas von Laxdal ausrichten«, sagte Helgi, als er vor Bjarki Steinssons Kanzleiräumen zu Gunna ins Auto sprang.
»Und zwar?«, fragte Gunna. Sie ließ die Kupplung zu langsam kommen, sodass der Wagen sich röhrend in den Verkehr einreihte.
»Erstens, du sollst dein Funkgerät einschalten. Zweitens, er hat einen Antrag auf Amtshilfe an die portugiesische Polizei gestellt, um Sindri Valsson festzunehmen. Als die portugiesischen Kollegen an seine Tür klopften, hatte er sich schon aus dem Staub gemacht. Seinen Nachbarn zufolge soll er in Island sein.«
»Ach was!«, knurrte Gunna. »Ich wette, er sonnt sich auf Tortoise, oder wie auch immer diese verdammte Insel heißt.«
»Tortola, Chefin. Das ist ein Steuerparadies auf den Britischen Jungferninseln.«
»Das meinte ich. Dann haben wir es jetzt nicht mehr selbst in der Hand. Irgendwann wird er schon wieder auftauchen. Was hältst du von Bjarki Steinsson?«
»Verdammt noch mal, Chefin. Der Mann ist völlig verzweifelt. Er könnte nicht verstörter sein, wenn seine eigene Frau ermordet worden wäre.«
»Immer noch?«
»Ja. Umso mehr, als Svana ihm anscheinend den Laufpass gegeben hat wie den anderen auch.«
»Oh! Dann hat Högni in der Hinsicht zumindest die Wahrheit gesagt.«
Helgi blickte skeptisch. »Wer weiß? Der Bruder könnte meiner Meinung nach durchaus der Täter sein. Sie haben sich angebrüllt, und er hat seiner Schwester in der Hitze des Gefechts eins übergezogen. Das glaubt Sævaldur jedenfalls, und ich bin geneigt, ihm in dem Fall zuzustimmen.«
»Lass mir Sævaldur Bogason aus dem Spiel. Es ist mir egal, dass der Mann Chief Inspector ist. Er verfügt weder über Fantasie noch über einen gesunden Menschenverstand.«
»Na gut. Knöpfen wir uns jetzt Hallur vor?«
»Ja, den schmierigen Mistkerl höchstpersönlich.«
»Wie war es bei Jónas Valur?«
Gunna scherte aus, um einen schwer beladenen Lkw zu überholen, und fluchte, als der Wagen hinter ihr aufblendete.
»Verpiss dich, sonst kriege ich dich wegen Gefährdung des Straßenverkehrs dran!«, schrie Gunna, als der Jeep vorbeiraste. »Sagen wir mal, ich stehe höchstwahrscheinlich nicht auf Jónas
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