Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
letzten Mal gesehen. Ich habe gefragt, wann du zuletzt Kontakt mit ihr hattest, vielleicht ja auch per E-Mail oder Telefon.«
Jónas Valur schüttelte bedauernd den Kopf. »Es tut mir leid, aber damit kann ich nicht dienen.«
»Ich verstehe«, sagte Gunna. »Ich habe mich gefragt, wer der JHV gewesen sein könnte, den sie am Neunten angerufen und mit dem sie sich acht Minuten lang unterhalten hat.«
Plötzliche Wut flammte in seinen Augen auf und wurde sofort unterdrückt.
»Ich habe keine Ahnung, Sergeant. Sicherlich gibt es in Island jede Menge Leute mit diesen Initialen.«
»Du wärst überrascht, wie wenige es sind. Es wäre ausgesprochener Zufall, wenn Svana Geirs zwei Personen mit denselben Initialen gekannt hätte. Außerdem wäre es seltsam, wenn sie deinen Namen und deine Nummer nicht gespeichert hätte, während der Rest des Clubs komplett vertreten war.«
Sie betätigte die Anruftaste ihres Handys, über der ihr Daumen die ganze Zeit schon geschwebt hatte, und sah Jónas Valur direkt in die Augen.
»Nun, es mag seltsam erscheinen …«, begann er und klappte den Mund wieder zu, als ein schwaches Klingeln aus seiner Jacke zu hören war, die an einem altmodischen Hutständer in der Ecke hing. Er kniff die Augen zusammen, und Gunna spürte sofort seine Wut.
»Ich nehme an, es ist dein Handy, das dort drüben klingelt?«, fragte sie zuckersüß. »Es ist wahrscheinlich nichts Wichtiges«, erwiderte Jónas Valur wegwerfend. »Ich bekomme jeden Tag Dutzende von Anrufen.«
»Nein, das stimmt nicht«, berichtigte Gunna ihn. »Ich weiß zufällig, dass nur wenige ausgewählte Freunde die Nummer deines privaten Handys kennen. Deine geschäftlichen Anrufe landen hier, um von der Hexe nebenan gefiltert zu werden.« Gunna nahm ihr Handy aus der Tasche. »Wenn du abhebst, wirst du meine Stimme hören.«
Jónas Valur stand auf, stützte die Hände auf den Schreibtisch und beugte sich vor. »Ich denke, ich habe dir alles gesagt, was ich ohne Anwalt zu sagen habe. Wenn es dir also nichts ausmacht, ich bin ein vielbeschäftigter Mann.«
Er blickte demonstrativ zur Tür.
»Worüber hat Svana mit dir gesprochen?«, fragte Gunna und blieb einfach sitzen, obwohl er sich drohend vor ihr aufgebaut hatte.
»Ich habe alles gesagt.«
»Hat sie angerufen, um dir mitzuteilen, dass sie den Club auflösen wollte?«
»Wovon redest du, verdammt noch mal? Weißt du nicht, was gut für dich ist?«, zischte Jónas Valur, hob die Hände und ballte sie zu Fäusten.
»Wenn das eine Drohung sein soll, wäre es besser, diese Unterhaltung in der Hverfisgata fortzusetzen«, erwiderte Gunna und gab sich größte Mühe, ruhig zu bleiben.
»Mit welcher Begründung?«, knurrte er höhnisch. »Weil ich mit einem Mordopfer geschlafen habe? Das bedeutet nicht automatisch, dass ich etwas mit ihrem Tod zu tun habe.«
»Oder vielleicht damals mit Steindór Hjálmarssons Tod?«
Jónas sank in seinen Bürostuhl zurück. Sein Gesicht wurde hart. »Was hast du gesagt?«
»Du hast mich richtig verstanden.«
»Ich habe rein gar nichts damit zu tun.«
»Das entspricht nicht dem, was ich gehört habe.«
»Bjartmar hat das ganz allein angezettelt.«
»Und er weilt bequemerweise nicht länger unter uns.«
Jónas Valurs Augen traten vor Wut hervor, was er mit einem humorlosen Lächeln zu überspielen versuchte. »Trotzdem war es ganz allein Bjartmars Angelegenheit. Er war ein guter Freund, aber manchmal konnte er sein Temperament nur schwer zügeln. Ich wusste nichts davon und habe erst später von dem Vorfall erfahren, und es waren auch nur Gerüchte. Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass ich Bjartmar nie mit diesen Gerüchten konfrontiert habe.«
Diesmal stand Gunna auf, sie überragte ihn.
»Dann hast du sicher nichts dagegen einzuwenden, eine offizielle Aussage dazu zu machen. Morgen früh um neun in der Hverfisgata? Frag einfach am Empfang nach mir«, sagte sie und ging. Jónas Valur starrte ihr wütend nach, als sie die Tür hinter sich schloss.
***
Gunna suchte nach dem Wagen und fluchte über das knappe Budget der Abteilung, das für den Mangel an Fahrzeugen verantwortlich war und sie zwang, Autos zu mieten. Sie drückte auf die Fernbedienung, sah Scheinwerfer aufflammen und ging auf den Audi zu, der heute auf sie wartete.
Ihr Handy klingelte, als sie gerade den Motor anließ. Sie tastete nach dem Gerät, während der Wagen durch die Pfützen holperte.
»Gunnhildur«, sagte sie, ohne auf das Display zu sehen.
»Hi, ich
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