Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
schmieden, solange es heiß ist«, antwortete Gunna entschlossen. »Hör zu. Diesem schmierigen Pummelchen zufolge wollte Svana Geirs den Club auflösen und ihren Sugar Daddys die Kündigung aussprechen.«
»Wirklich?«, sagte Helgi und zog eine Augenbraue hoch. »Hatte sie im Lotto gewonnen, oder was?«
»Nein, nicht ganz«, erwiderte Gunna und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein. »Offensichtlich wollte man ihr eine zweite Chance beim Fernsehen geben. Vermutlich glaubte sie, sie könne es sich dann leisten, das Ficken gegen Bezahlung aufzugeben.«
»Okay, und wohin fahren wir jetzt?«
»Du wirst Bjarki Steinsson noch mal in die Mangel nehmen. Setz ihn unter Druck, damit er damit herausrückt, wann er Svana zuletzt gesehen hat. Jedes Detail ist wichtig. Beschlagnahme seinen Laptop, wenn es erforderlich sein sollte, und nimm Kontakt mit seinem Internet-Provider auf, wenn du der Meinung bist, dass uns das weiterhilft. Denk daran, dass wir inzwischen wissen, dass Högni um dreizehn Uhr fünfzehn an Svanas Telefon gegangen ist und sie zu dem Zeitpunkt schon tot war. Bisher war ich davon ausgegangen, dass sie selbst an ihr Telefon gegangen ist. Miss Cruz sagte, der Tod wäre zwischen zwölf und drei eingetreten, aber jetzt wissen wir, dass es zwischen zwölf Uhr und ein Uhr dreiundfünfzig war. Damit ist Hallurs Alibi hinfällig.«
»Was machst du, während ich dem Steuerberater auf den Zahn fühle?«
»Ich statte Jónas Valur einen Besuch ab und stelle ihm die gleichen Fragen. Ruf mich an, wenn du mit Bjarki Steinsson fertig bist. Danach fahren wir gemeinsam zu Hallur Hallbjörnsson. Alles klar?«, fragte Gunna und hielt vor dem Bürogebäude an, in dem sich Bjarki Steinssons Kanzlei befand.
Wenige Minuten später parkte Gunna vor dem bescheidenen alten Gebäude, in dem sich die Geschäftsräume von Jónas Valur verbargen.
Die Sekretärin mit dem strengen Gesicht musterte Gunna mit unverhüllter Feindseligkeit, gab aber nach und rief Jónas Valur an.
»Du kannst jetzt zu ihm«, informierte sie Gunna steif.
Jónas Valur saß im Halbdunkel hinter seinem antiken Schreibtisch. Er strahlte Würde aus. Eine Schreibtischlampe beleuchtete die Papiere vor ihm. Das schwache Licht des Laptop-Bildschirms ließ seine Glatze glänzen.
»Guten Tag, Inspector«, sagte er ruhig. Gunnas Schritte hallten auf dem Parkettboden wider.
»Ich bin Sergeant«, erwiderte sie und setzte sich.
»Vorläufig noch«, sagte Jónas Valur mit einem Lächeln, das aber schnell wieder verschwand. »Wie geht es meinem alten Freund, dem Chief Inspector Örlygur Sveinsson?«, fragte er und betonte dabei besonders den Chief Inspector.
»Wenn du ihn so gut kennst, weißt du bestimmt, dass er immer noch krankgeschrieben ist. Ich habe keine Ahnung, wie ernst sein Zustand ist, aber wir hoffen, dass er bald zurückkehren wird. Wie kommt es, dass du Örlygur kennst? Ich hätte nicht gedacht, dass jemand wie du sich in den gleichen Kreisen wie ein bescheidener Polizist bewegt«, sagte Gunna. Sie senkte den Blick auf den Schreibtisch und bemerkte zum ersten Mal den rot-goldenen Freimaurerring und die erstaunlich langen und feingliedrigen Finger des Mannes.
Die Hände eines Musikers oder Kunsthandwerkers , dachte Gunna und erinnerte sich plötzlich an die schaufelähnlichen Hände ihres Vaters, mit denen er trotzdem die zerbrechlichsten Dinge reparieren konnte. Dabei legte ihr Vater eine Geduld und Geschicklichkeit an den Tag, die Gunna liebend gerne auch gehabt hätte.
»Wann hast du das letzte Mal Kontakt zu Svana Geirs gehabt?«, fragte sie geradeheraus.
»Ich dachte, das hätten wir bereits besprochen?«
»Vielleicht müssen wir es noch einmal durchkauen.«
Jónas Valur streckte die Hand nach dem Terminkalender auf dem Schreibtisch aus. »Am Sechsten. Am Sechsten habe ich sie das letzte Mal gesehen.«
»Fünf Tage, bevor sie starb?«
»Genau.«
»Wie viel Zeit habt ihr miteinander verbracht? Seid ihr irgendwohin gegangen, wo man euch möglicherweise gesehen hat, sodass das jemand bestätigen könnte?«
»Sergeant, bei unserem letzten Treffen haben wir uns eine DVD angeschaut, einen schnulzigen Streifen, den Svana gerne sehen wollte, es gab passables Essen von Ning’s und heißen Sex – wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Wir haben den Abend und die Nacht in ihrem Apartment verbracht, und am Morgen bin ich gegangen«, sagte Jónas Valur mit einem schmallippigen Lächeln.
»Demnach hast du sie am Morgen des Siebten zum
Weitere Kostenlose Bücher