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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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im Auge, die von einer Straßenlaterne zur nächsten huschte. Plötzlich war sie verschwunden. Helgi setzte seinen Weg auf der Böschung fort und versuchte auf dem Bauschutt am Boden leise aufzutreten, um nicht zu viel Lärm zu machen. Dann tauchte die massige Gestalt plötzlich wieder auf und bog vor ihm um eine Ecke. Helgi bemerkte, dass er kaum mit dem Mann Schritt halten konnte, ohne sich zu verraten, doch dann hörte er plötzlich eine Tür ins Schloss fallen. Sofort blieb er stehen. Er blickte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und ging vorsichtig weiter. Er erreichte die nächste Straße, die mit unbewohnten Reihenhäusern bebaut war. Jeder Häuserblock umfasste sechs Wohneinheiten. Alle Häuser waren dunkel und leer.
    Er hatte das unangenehme Gefühl aufzufallen und ging wieder die Straße entlang, so als hätte er jedes Recht dazu. Am Ende der zweiten Häuserreihe fiel ein schmaler Lichtstreifen durch ein schlecht montiertes Garagentor.
    »So, Ommi, da hältst du dich also versteckt«, sagte Helgi, wie um sich selbst zu seinem Erfolg zu gratulieren. »Ich glaube, du könntest morgen früh Besuch bekommen.«

***
    Jón stolperte und lehnte sich gegen eine Wand. Ihm war schwindelig. Er war einem Drink nie abgeneigt gewesen, aber er hatte das Bedürfnis viele Jahre unter Kontrolle gehabt, solange er hart gearbeitet und ein glückliches Familienleben geführt hatte.
    Das hatte sich inzwischen geändert, immer öfter erlag er der Versuchung, den Tagen auf diese Weise die Schärfe zu nehmen. Da er keine festen Aufträge mehr hatte, war er darauf angewiesen, dass man ihm kleine Jobs gegen Barzahlung anbot, um über die Runden zu kommen. Freunde von Freunden hatten seine Telefonnummer, gaben sie weiter und pinnten sie an Schwarze Bretter. Wenn eine Spülmaschine streikte oder eine Heizung kaputtging, rief man ihn an.
    Und irgendwie genoss er das. Jahrelang hatte er peinlich genau Buch geführt und kaum schwarzgearbeitet. Jetzt bereitete es ihm ein gewisses Vergnügen, das Finanzamt und die anderen Behörden, die etwas von ihm wollten, einfach zu ignorieren. Jetzt, wo er kein Zuhause mehr hatte, würde es eine Weile dauern, bis ihre Schreiben ihn erreichten.
    Jón kauerte sich vor einem Laden auf den Boden, zog eine Flasche aus der Tasche und öffnete sie. Der Deckel fiel klimpernd aufs Pflaster. Jón fluchte kurz und dachte sich dann, dass er die Flasche jetzt austrinken musste, schließlich hatte sie keinen Deckel mehr.
    »Bist du in Ordnung?«
    Er drehte sich um und sah zwei Polizisten in Uniform, die auf ihn herunterblickten.
    »Ja, mir geht’s gut.«
    »Bist du auf dem Heimweg, Kumpel?«, fragte die junge Polizistin freundlich und gab ihm den Deckel zurück. Ihr männlicher Kollege beobachtete eine Gruppe Nachtschwärmer, die auf der anderen Straßenseite herumlärmten.
    Jón nickte. »Ja. Ich hau mich gleich aufs Ohr«, lallte er undeutlich.
    »Ist es noch weit bis zu dir?«
    »Nein, es is’ gleich dort drüben.«
    Er machte eine vage Handbewegung den Hügel hinauf und versuchte aufzustehen.
    Der Polizist sah ihn stirnrunzelnd an und behielt gleichzeitig die andere Straßenseite im Auge.
    »Wo wohnst du?«, fragte die Polizistin und ging in die Hocke, um besser mit ihm reden zu können.
    »Keine Ahnung«, gestand Jón. »Es ist ein großes grünes Haus in der Sölvagata. Im Obergeschoss. Da wohnt mein kleiner Bruder. Er ist eine Schwuchtel«, fügte er hinzu. Dann fragte er sich, warum er das gesagt hatte.
    »Okay, Kumpel. Wenn du aufstehen und bis zur nächsten Ecke gehen kannst, ohne umzukippen, will ich nichts gesehen haben. In Ordnung?«, sagte die Polizistin freundlich und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.
    Plötzlich schossen Jón Tränen in die Augen und liefen über die roten Stoppeln auf seinen Wangen. Er nahm die Hand der jungen Frau und zog sich hoch.
    »Gott segne dich, Schätzchen«, murmelte er vor sich hin und stolperte in Schlangenlinien den Hügel hinauf.
    »Das wäre erledigt«, sagte der Polizist anerkennend zu seiner Kollegin. »Und uns bleibt der Papierkram erspart.«

7. KAPITEL
    Mittwoch, der Siebzehnte
    Helgi konnte seine Freude nicht verbergen.
    »Warum bist du denn heute Morgen so verdammt gut gelaunt?«, wollte Gunna wissen.
    »Ich habe herausgefunden, wo der lange Ommi sich versteckt hält.«
    »Wirklich? Gut gemacht. Je früher wir den Mistkerl wieder einbuchten können, desto besser. Nun erzähl schon! Wie hast du ihn gefunden?«
    Helgi strahlte. »Es

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