Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
darüber nachgedacht hätte. Daraufhin sagte Laufey: Vielleicht fange ich damit an, wenn du nicht aufhörst. Das hat mich zum Nachdenken gebracht.«
»Sie hat offensichtlich ihren eigenen Kopf«, bemerkte Bjössi. »Woher hat sie das bloß? Wie alt ist sie jetzt?«
»Fünfzehn, aber sie geht direkt auf die zwanzig zu, würde ich sagen. Sehr aufgeweckt, aber auch anstrengend.«
»Wie die Mutter, so die Tochter«, sagte Bjössi. »Grüß sie schön von mir, ja? Geht sie bald aufs College?«
»Das sagt sie jedenfalls. Momentan hat sie sich Psychologie in den Kopf gesetzt, aber nächste Woche könnte es schon etwas anderes sein. Vor einigen Monaten wollte sie noch Tierärztin werden, aber das scheint nicht mehr aktuell zu sein. Wie geht’s deinem Sohn?«
»Wie immer. Mein Sohn würde am liebsten den ganzen Tag Autos auseinandernehmen. Sonst interessiert er sich für nichts, abgesehen von Mädchen natürlich.«
»Natürlich, er ist schließlich dein Sohn, Bjössi. Also, ich wäre dir dankbar, wenn du ein Auge auf Skari haben könntest. Ich werde mich noch einmal mit ihm unterhalten, wenn wir Ommi ins Kreuzverhör genommen haben. Kann ich mit dir rechnen?«
»Es ist mir ein Vergnügen, wie immer«, antwortete Bjössi. »Was war das für ein Fall, auf den du ihn angesprochen hast? Ging es um den Mord, den der lange Ommi begangen hat?«
»Erinnerst du dich nicht? Verdammt, ich war zu der Zeit krankgeschrieben«, sagte Gunna, und das bekannte Gefühl der Verlassenheit überfiel sie erneut.
»Natürlich. Das war kurz nach Raggis Tod, nicht war? Kaum zu glauben, dass das schon so lange her ist.«
»Fast zehn Jahre«, sagte Gunna niedergeschlagen, dann riss sie sich zusammen.
»Es war eine Prügelei, nicht wahr? Ein junger Mann hat eine höllische Tracht Prügel bekommen und ist an seinen Verletzungen gestorben, ohne das Bewusstsein wiederzuerlangen. Es gab nur wenige verstörte Zeugen, die nicht viel sagten. Ommi hat sofort gestanden, wenn ich mich richtig erinnere. Es war einer der letzten Fälle des alten Thorfinnur, bevor er in den Ruhestand ging.«
»Es wird gemunkelt, dass Ommi es gar nicht war.«
Bjössi sah sie überrascht an. »Wirklich? Ich erinnere mich nur, dass die Kleinkriminalität rapide abnahm, seit er aus dem Verkehr gezogen war.«
»Allen Berichten zufolge war Ommi zu kooperativ, er hat einfach so ein Geständnis abgelegt. Ich habe gerüchteweise gehört, dass er den Kopf für jemand anderen hingehalten haben soll. Als Gegenleistung soll man sich angeblich gut um ihn gekümmert haben«, erklärte Gunna. »Ich würde zu gerne wissen, für wen er den Kopf hingehalten hat.«
***
»Willst du eine positive Neuigkeit hören, Chefin?«, fragte Helgi, der ungewöhnlich vergnügt wirkte.
»Örlygur Sveinsson hat beschlossen, uns für ein paar Tage auszuhelfen?«, riet Gunna.
»Nicht ganz so gut.«
»Komm schon, spann eine Dame nicht auf die Folter.«
»Es geht um die Fingerabdrücke aus Svanas Wohnung. Man hat die Fingerabdrücke der Reinigungsdame im Flur zweifelsfrei identifiziert.«
»Damit war zu rechnen.«
»Dann waren da die Fingerabdrücke ihres Bruders und die von Tinna Sigvalds, der Polizistin, die als Erste am Tatort war.« Helgi hielt den Ausdruck auf Armeslänge, um seine Brille nicht hervorkramen zu müssen.
»Dass Tinnas Fingerabdrücke an der Tür sein würden, wussten wir. Lass endlich deine Bombe platzen, Sherlock.«
»Hallur Hallbjörnssons Fingerabdrücke sind überall im Bad und im Schlafzimmer zu finden. Bjarki Steinsson war in der Küche, im Bad und im Schlafzimmer, und die Fingerabdrücke des großen, dicken Mannes sind praktisch überall.«
»Du meinst Jónas Valur Hjaltason?«
»Genau den.«
»Was ist mit dem Vierten im Bunde?«
»Bjartmar Arnarson glänzt durch Abwesenheit. Aber es gibt noch einen Joker im Spiel.«
»Und der wäre?«
»Der lange Ommi.«
»Was?«
»Daran besteht kein Zweifel. Ómar Magnússons Fingerabdrücke waren auf der Kühlschranktür, an der Küchentür, auf der Arbeitsplatte und auf dem Lichtschalter in der Küche.«
Gunna lehnte sich zurück, runzelte die Stirn und dachte nach.
»Er war in der Küche, in der Svana ermordet wurde. Das wirft ein ganz neues Licht auf die Dinge, findest du nicht?«
»Ja, nicht wahr?«, antwortete Helgi. »Der Spurensicherung zufolge ist Blut auf der Tür eines Küchenschranks, was mit den Ergebnissen von Miss Cruz’ Untersuchungen übereinstimmt.«
»Und die besagen?«
»Svana hat drei Verletzungen am
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