Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
in derselben Nacht mit mir ins Bett zu gehen, und zwanzig Jahre später zahle ich immer noch dafür«, sagte er.
»Was bist du für ein Zyniker, Helgi Svavarsson«, sagte Gunna mit einem breiten Grinsen. »Was hältst du von Bjartmar?«
»Ich traue ihm nicht über den Weg.«
»Hat er es getan?«
»Sein Alibi ist ziemlich wasserdicht. Aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass er in die Sache verwickelt ist.«
»Und die anderen?«, hakte Gunna nach.
»Jónas Valur würde ich es durchaus zutrauen. Wer weiß? Falls es stimmt, hätten wir eine schwierige Aufgabe vor uns, denn er ist eine harte Nuss und hat seine Spuren sicher gut verwischt. Was Bjarki Steinsson angeht, so tut er mir beinahe leid. Er war eindeutig vernarrt in Svana. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für ihren Tod verantwortlich ist.«
»Obwohl er sie an jenem Tag gesehen hat?«
»Auch dann nicht«, erwiderte Helgi fest. »Der Mann war am Boden zerstört. Du hast doch auch sein Gesicht gesehen, als wir hineingegangen sind. Was ist mit Hallur?«
»Für ihn gilt das Gleiche. Er hat ebenfalls ein Alibi, er hat um zwei Uhr an dem Nachmittag vor dem Parlament gesprochen. Aber irgendwie glaube ich weniger an die Unschuld derjenigen, die ein Alibi haben, als an die von Bjarki Steinsson, der keines hat. Nun gut. Fahren wir zurück ins Büro und sehen, was unser junger Spürhund herausgefunden hat.«
8. KAPITEL
Donnerstag, der Achtzehnte
Helgis Nerven waren aufs Äußerste angespannt. Er hatte schlecht geschlafen, was sich später bestimmt bemerkbar machen würde. Aber jetzt war es ihm egal. Zwei Streifenwagen parkten in der Straße und einer in der Parallelstraße oberhalb des Hauses, um das es ging. Sechs Polizisten einer Spezialeinheit in schwarzen Overalls warteten neben ihrem Transporter auf das Kommando für den Einsatz. Ihr Atem bildete Dampfwolken in der kalten, klaren Morgenluft. Die Sonne ging eben auf.
Der für das Team verantwortliche Sergeant, ein muskulöser Mann namens Steingrímur, rieb sich voller Vorfreude die behandschuhten Hände.
»Wie viele Idioten sind dort drin?«, wollte er wissen.
»Sie sollten zu dritt sein. Ómar Magnússon, ein entflohener Häftling aus Kvíabryggja. Dann Pillen-Addi, ein armseliger kleiner Dealer, ein richtiger Mistkerl. Ihr solltet kein Risiko eingehen und ihm schnell die Handschellen anlegen. Die Dritte im Bunde ist Ommis Freundin Selma. Sie ist die Einzige, die nach meiner Einschätzung nicht auf uns losgehen wird. Das müssten alle sein.«
»Gut. Bereit, wenn du es bist«, sagte Steingrímur.
»Dann mal los. Großer oder kleiner Auftritt?«
»Wir sollten den Lärmpegel niedrig halten, würde ich sagen«, meinte Steingrímur und murmelte seinem Team Anweisungen zu. Zwei der Männer bewegten sich geschmeidig die Häuserzeile entlang, um die Rückseite abzusichern. Steingrímur warf Helgi einen Blick zu. »Bist du bereit?«
Helgi nickte und nahm seinen Platz in einem der Streifenwagen ein. Er startete den Motor, während Steingrímur in sein Funkgerät sprach, um die beiden Männer hinter dem Haus zu informieren.
»Es geht los, Jungs«, sagte er knapp.
Die nagelneue Haustür zersplitterte, als der Hydraulikschneider in Zeitlupe das Türschloss heraushebelte. Helgi fuhr mit dem Streifenwagen in die Einfahrt, bis die Stoßstange nur noch wenige Zentimeter vom Garagentor entfernt war. Er hörte die Schritte zahlreicher Stiefel in dem schmalen Flur, als er aus dem Wagen stieg und sich den Männern in den schwarzen Overalls anschloss.
Das Haus war nicht groß. Zwei Mitglieder der Spezialeinheit überprüften schnell die Küche, blickten ins Gäste-WC und donnerten die Treppe hinauf, während zwei andere das Wohnzimmer kontrollierten. Helgi öffnete die Hintertür, um die zwei Polizisten hereinzulassen, die hinter dem Haus gestanden hatten.
»Kommt, wir knöpfen uns die Garage vor«, befahl er.
Der vordere Mann wollte sich mit der Schulter gegen die Tür werfen, die zur Garage führte, aber Helgi hielt ihn davon ab und zeigte auf die Türklinke. Der junge Mann machte die Tür auf und trat durch die dunkle Öffnung. Mit einem Schmerzensschrei fuhr er zurück und presste sich beide Hände auf die Augen.
»Dieses verdammte Spray!«, brüllte er.
Helgi reagierte sofort und rief nach den anderen.
»Steingrímur! Hierher, schnell!«
Der kräftige Mann, der an seiner Seite auftauchte, trug einen Gesichtsschutz.
»Hier drin! Der Mistkerl hat gerade deinem Kollegen eine Ladung Pfefferspray
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