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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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Steindór angegriffen haben könnte? Ómar hatte behauptet, sie wären in Streit geraten.«
    »Nichts. Ich bin sicher, dass sie sich zuvor nie begegnet waren. Steindór trank nicht oft etwas, aber wenn er es tat, amüsierte er sich immer prächtig und konnte wirklich ausgelassen sein. Aber das ist doch kein Grund, jemanden so heftig zu verprügeln, dass er stirbt, oder?«
    »Nein. Aber diese Leute leben nach anderen Regeln«, erwiderte Gunna traurig. »Kannst du mir etwas über Steindórs Kollegen und seine Arbeit erzählen?«
    Hulda Björk schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Er hatte erst seit einigen Monaten dort gearbeitet, und es gefiel ihm nicht besonders. Aber das Gehalt hat gestimmt. Ich glaube, er hat sich nicht gut mit der Büroleiterin verstanden. Ich bin ihr einmal begegnet und fand sie sehr kalt.«
    »Welchen Aufgaben hatte er?«
    »Buchführung und Rechnungsstellung, soweit ich mich erinnern kann. Er hat mir davon erzählt, aber ich habe nicht viel verstanden. Manchmal musste er mit Taiwan oder Nigeria telefonieren, mit den Ländern, in die sie exportierten.«
    »Was wurde denn exportiert?«
    »Hauptsächlich Fisch. Stockfisch nach Westafrika, Hering in die Ukraine und so weiter. Damit hatte er meistens zu tun. Aber es waren auch Immobiliengeschäfte, Kauf und Verkauf von Gewerbegebäuden, glaube ich. Produktionshallen und Geschäftsräume, so etwas in der Art.«
    »Erinnerst du dich noch an den Namen der Firma, existiert sie noch?«
    »Sie hieß Kleifaberg Trading. Sie hatten Geschäftsräume im Stadtzentrum, ich glaube, in der Nähe der Tryggvagata.«
    »Erinnerst du dich noch an irgendetwas anderes? Kam dir etwas an Steindórs Verhalten anders vor als sonst?«
    Hulda Björk zuckte mit den Schultern. »Ich habe versucht, mir alles ins Gedächtnis zu rufen, aber an vieles erinnere ich mich nur noch verschwommen. Es ist, als wäre einiges nur ganz knapp außer Reichweite. Weißt du, was ich meine? Natürlich nicht, wie solltest du auch«, fügte sie gleich hinzu.
    »Doch, ich weiß es«, entgegnete Gunna leise. »Ich weiß ganz genau, was du meinst, und ich weiß, wie hart es ist, wenn einem ohne jede Vorwarnung ein geliebter Mensch genommen wird.«
    Hulda Björk betrachtete Gunna mit neu erwachtem Interesse. Sie kniff die Augen zusammen, weil ihr ungewohnte Frühlingssonne ins Gesicht schien und die Sommersprossen auf ihrer Nase aufleuchten ließ. Dann stand sie auf und sah sich suchend im Garten um. Von dem kleinen Jungen war nichts mehr zu hören.
    »Er führt immer irgendetwas im Schilde, wenn er so still ist«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln. »Ich glaube, mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Gunna legte ihre Visitenkarte auf den Gartentisch. »Meine Telefonnummer ist hier drauf. Es wäre schön, wenn du mich anrufst, falls dir doch noch etwas einfällt.«
    »Ach, da ist er ja«, sagte Hulda Björk. Sie zeigte auf ihren Sohn am anderen Ende des Gartens, der mit einem Bambusrohr ein Stück Holz durch eine Pfütze schubste. »Ich muss zu ihm, bevor er völlig verdreckt ist.«
    Voll Unbehagen drehte sie sich zu Gunna um.
    »Es tut mir leid. Wahrscheinlich konnte ich dir nicht wirklich weiterhelfen«, meinte sie mit einer entschuldigenden Geste. »Aber Steindór hatte einen Freund, mit dem du vielleicht reden solltest. Er war mit uns auf dem College. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen, er arbeitet inzwischen für eine Zeitschrift. Er heißt Gunnlaugur Ólafsson.«

***
    Der Mistkerl hat ein ziemlich großes Haus , dachte Jón, und starrte das imposante Gebäude auf der anderen Straßenseite an. Er war einen kleinen Umweg gefahren, um sich das Haus noch einmal anzusehen. Das hatte er schon mehr als einmal gemacht und immer auf der anderen Straßenseite angehalten. Er betrachtete das Anwesen mit der Doppelgarage, das zwischen jungen Birken stand, die einen gewissen Schutz vor neugierigen Blicken boten.
    Jóns eigenes Haus hatte in einer anständigen, wenn auch weniger exklusiven Wohngegend ein Stück den Hügel hinunter gelegen. Wenn nicht alles so furchtbar schiefgelaufen wäre, würde Ragna Gústa jetzt mit den Kindern aus dieser Straße hier in die Schule gehen.
    Jón wusste, dass Bjartmar und seine snobistische Frau keine Kinder hatten. In der Stadt wurde gemunkelt, dass die beiden sich in letzter Zeit nicht mehr gut verstanden. Es gab das Gerücht, dass der Mann einer anderen Frau, die er nach Island gebracht hatte, ein Geschäft in der Innenstadt finanzierte. Jón gab

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