Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
normalerweise nichts auf Gerüchte, aber wenn der Name des Dreckskerls fiel, der seine Firma ruiniert hatte, spitzte er die Ohren.
Er seufzte, biss die Zähne zusammen und startete den Transporter. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern wartete im Westteil der Stadt auf ihn, damit er zum wiederholten Male ihre alte Waschmaschine reparierte. Eine neue Maschine konnte sie sich nicht leisten.
***
»Kennst du jemanden namens Gunnlaugur Ólafsson?«, fragte Gunna. Sie marschierte gerade über die Straße zu ihrem Wagen und hielt ihr Handy ans Ohr.
»Ähm. Ich bin nicht sicher«, antwortete Skúli langsam. »Weißt du sonst noch etwas über ihn?«
»Nicht viel«, sagte Gunna und hielt das Telefon ans andere Ohr, während sie das Auto aufschloss und einstieg. »Er ist Anfang dreißig und arbeitet für eine Zeitschrift.«
»Im Vertrieb oder in der Redaktion?«
»Keine Ahnung. Ich vermute, in der Redaktion.«
»Ich werde mich mal umhören, in Ordnung?«
»Skúli, das wäre prima«, erwiderte Gunna, der plötzlich aufging, dass sie unnötig kurz angebunden gewesen war.
»Gut, dann überlass das mal mir«, sagte Skúli knapp und beendete die Verbindung, bevor Gunna noch etwas sagen konnte.
Sie drehte den Zündschlüssel und lauschte, wie der Motor mit einem Brummen zum Leben erwachte. Dann ließ sie den Wagen langsam die Straße hinunterrollen und bremste an der Kreuzung. Sie überlegte, ob sie links oder rechts abbiegen sollte. Während der Phase der lebhaften Wohnbauaktivitäten waren die Vororte der Stadt angewachsen, und es gab jede Menge neue Straßen und verwirrende Kreuzungen, die teilweise ins Nichts führten. Sie waren nicht fertiggestellt worden, weil der Bau vieler Wohngebiete auf Eis gelegt worden war.
Sie entschied sich für links und fand schnell die Orientierung wieder. Sie fuhr durch eine ruhige Wohnsiedlung, durch die eine verkehrsberuhigte Straße mit Bodenschwellen führte. Es war eine gepflegte, aber nicht zu elegante Wohngegend. Offensichtlich lebten hier Familien mit zwei oder drei Autos, denen das Aussehen ihrer Häuser wichtig war.
Gunnas Handy klingelte, und sie hielt am Straßenrand an, um in Ruhe zu telefonieren »Skúli, das ging aber schnell.«
»Es war auch einfach. Jemand wusste sofort, wen ich meine. Er kürzt seinen Namen ab und nennt sich Gulli Ólafs, das hatte mich irritiert.«
»Das ist verständlich. Weißt du, wo ich ihn finden kann?«
»Du wirst ihm doch nicht zu einer Story verhelfen, oder?«
Gunna hörte das Grinsen in seiner Stimme.
»Selbstverständlich nicht. Bist du wieder beim Dagurinn? «
»Ja, ich bin vorübergehend für jemanden eingesprungen.« Skúli klang auf einmal nicht mehr so gut gelaunt. »Momentan arbeite ich zwei Tage die Woche. Gulli Ólafs arbeitet für ein Wirtschaftsmagazin namens Verslun . Es ist im vergangenen Jahr Pleite gegangen, aber jemand hat ihm aus der Patsche geholfen. Deshalb existiert es noch. Gulli Ólafs gehört zu der Hälfte der Mitarbeiter, die bleiben durften. Früher hatten sie schicke Büros auf der Borgartún Straße, aber jetzt befinden sich die Räume über einer Autowerkstatt in der Nähe des Hafens.«
»Hervorragend. Vielen Dank, Skúli.«
»Kein Problem. Hast du vielleicht etwas für mich?«
»Momentan nicht. Aber wir machen Fortschritte. Ich melde mich, wenn ich dir etwas sagen kann. Halte weiterhin die Augen offen, ja? Die Sache könnte größer sein, als ich ursprünglich dachte. Aber sag nichts vor den falschen Ohren.«
»Weißt du was, Gunna? Wenn jemand anderes das zu mir sagen würde, würde ich ihm kein Wort glauben.«
»Aber du weißt, dass du deiner Tante Gunnhildur trauen kannst, nicht wahr?«
»Wenn du das sagst.«
***
»Sind wir nicht die besten Kriminalbeamten weit und breit?« Eiríkur rieb sich vergnügt die Hände.
»Das sind wir, Gunna und ich. Bei dir bin ich mir nicht so sicher, mein junger Freund«, brummte Helgi.
»Kümmer dich nicht um ihn, Eiríkur. Er hat schlecht geschlafen«, sagte Gunna.
»Gibt’s wieder neue Zähne, Helgi?«
»Genau.« Helgi gähnte.
»Paracetamol wirkt da Wunder. Ohne hätte ich meine Kinder bestimmt mit Freuden erwürgt«, sagte Gunna. »Was hast du denn herausgefunden, das dich so glücklich macht?«
Eiríkur legte einen Stapel Computerausdrucke auf seinen Schreibtisch und klopfte mit der Hand darauf. »Das sind Zeugenaussagen von dem Fall Ómar Magnússon. Ich habe sie im Archiv ausgegraben, und jetzt ratet mal! Es gibt einige sehr interessante Zeugen, die
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