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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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selbst in die Hand nehmen.« Selma sprach schnell, die Worte purzelten förmlich aus ihr heraus. Sie atmete tief durch und schluchzte erneut. »Ich hatte Angst, große Angst. Ommi kann einem solche Angst machen, wenn er in Wut gerät.«
    »Ich verstehe«, sagte Gunna, während Selmas Schluchzen nachließ und zu einem Schluckauf wurde. »Weißt du, wer diese Person ist?«
    »Er ist reich. Mehr weiß ich nicht.«
    »Hast du eine Vermutung?«
    Selma schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Ich habe mich nie getraut zu fragen, wer Shorty ist.«
    »Shorty?«
    »Ommi hat ihn immer Shorty genannt. Er sagte, Shorty würde dafür sorgen, dass es uns gut geht. Aber jetzt macht Shorty es doch nicht.«

***
    »Ja? Kann ich dir helfen?«, fragte die junge Frau, die neben dem Haus auftauchte, mit einem entwaffnenden Lächeln. »Ich war im Garten und habe das Klingeln nicht sofort gehört«, erklärte sie. Ein kleiner Junge versteckte sich hinter ihren Beinen.
    »Bist du Hulda Björk?«
    »Ja, die bin ich.«
    »Ich heiße Gunnhildur Gísladóttir, ich bin von der Polizei, Dezernat für Gewaltverbrechen. Ich würde dir gern einige Fragen über Steindór Hjálmarsson stellen.«. Das Lächeln auf dem Gesicht der jungen Frau war plötzlich wie weggewischt. Dann nahm sie sich wieder zusammen.
    Sie setzten sich in dem lang gestreckten Garten hinter dem Haus in die Sonne, die sich gerade durch eine Wolkenlücke gekämpft hatte.
    »Ich habe nicht damit gerechnet, diesen Namen zu hören«, erklärte Hulda.
    »Es tut mir leid, dass ich alte Wunden wieder aufreiße, aber es geht um eine ernste Sache. Ich fürchte, ich muss dir einige unangenehme Fragen stellen.«
    Hulda Björk atmete tief ein und machte ein entschlossenes Gesicht. »Ich bin in Ordnung. Fang einfach an.«
    »Wie du dir vorstellen kannst, geht es um Steindórs Tod, insbesondere um die Ereignisse im Vorfeld, die dazu geführt haben. In dem Zusammenhang interessiere ich mich dafür, wie ihr gelebt habt. Wo habt ihr damals gelebt? Wart ihr beide berufstätig?«
    »Wir haben draußen in Mosfellsbær in einer Mietwohnung gewohnt. Wir stammen beide aus Dalvík und haben uns dort draußen wohler gefühlt als in der Innenstadt. Ich habe mein Lehramtsstudium abgeschlossen, und Steindór arbeitete in der Buchhaltung eines Import-Export-Handels. Es war schön, wir haben es genossen, in Reykjavík zu leben. Aber wir waren uns einig, dass wir wieder in den Norden ziehen würden, wenn wir erst Kinder hätten. Nicht nach Dalvík, aber vielleicht nach Akureyri. Jetzt kann ich Dalvík nicht mal mehr besuchen, ohne dass alles wieder hochkommt. Jedes Haus und jede Straße erinnern mich an ihn.«
    »Aber inzwischen hast du dich hier eingelebt, oder?«
    »Ja. Ich habe jemanden kennengelernt. Damit hätte ich nie gerechnet. Er ist großartig, und wir haben Gunnar«, sagte sie. Ihr stolzer Blick folgte dem kleinen Jungen, der unsicher auf seinem kleinen Fahrrad mit Stützrädern durch den Garten fuhr. »Ich dachte, ich käme nie darüber hinweg, als Steindór … so plötzlich starb.«
    »Ich interessiere mich vor allem für die Tage und Wochen vor seinem Tod. Wie ging es ihm damals? Benahm er sich irgendwie seltsam?«
    Hulda Björk zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Wir waren beide so eingespannt zu der Zeit und haben uns nicht so viel gesehen, wie wir wollten. Steindór war ein Workaholic. Er machte viele Überstunden, so war er schon immer – wie besessen. Wenn er sich für etwas interessierte, nahm es ihn voll und ganz in Anspruch. Manchmal ärgerte ich mich darüber, und ich hatte Angst, dass er das Golfspielen entdecken könnte.«
    »Ist dir an seinem Verhalten etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Er war ein wenig zerstreut. Ich glaube, sein Job hat ihm nicht gefallen, aber das Gehalt war gut. Wir brauchten das Geld, nachdem wir als Studenten so lange arm gewesen waren.«
    »Warst du an dem Abend dabei, an dem er angegriffen wurde?«
    »Nein«, antwortete Hulda Björk. »Er ist mit seinen Studienfreunden ausgegangen. Es war ein Männerabend.«
    »Kannte einer von euch Ómar Magnússon?«
    »Du meinst den Bastard, der …?« Hulda Björks Augen blitzten auf einmal vor Wut. »Natürlich nicht«, fauchte sie. »Wir hatten diesen Mistkerl noch nie zuvor gesehen. Ich habe ihn vor Gericht erlebt, mit einem Feixen im Gesicht. Wenn ich ihm jetzt begegnen würde, dann …«
    Ihre Gesichtszüge wurden hart.
    »Also fällt dir kein Grund ein, warum Ómar

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