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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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denke, wir gehen besser nach draußen«, sagte er und nickte dem jungen Mann am Empfangspult beinahe unmerklich zu.
    Sie spazierten einige hundert Meter bis zum Grandakaffi , einem alten Arbeitercafé. In dem Hafenviertel, das immer schicker wurde, wirkte das Lokal, als wäre hier in den letzten dreißig Jahren die Zeit stehen geblieben. Aber immer noch war es wegen des traditionellen, bodenständigen Essens beliebt.
    »Warst du schon mal hier?«, wollte Gulli Ólafs wissen, als sie das Café betraten, das zu dieser Tageszeit ruhig war, da die Hektik des Mittagsgeschäfts vorüber war.
    »Sehr oft«, versicherte ihm Gunna und entschied sich für einen Kaffee und ein belegtes Brötchen. Sie suchte in ihrer Tasche nach Münzen.
    »Nein, das übernehme ich«, sagte Gulli Ólafs, bezahlte für sie beide und bat um eine Quittung, die er sorgfältig faltete und wegsteckte.
    Sie setzten sich in eine Ecke des verglasten Anbaus. Gunna fiel auf, dass sich tiefe Falten in Gulli Ólafs Stirn eingegraben hatten, die ihn älter wirken ließen.
    »Du kanntest Steindór Hjálmarsson gut, hat Hulda Björk mir erzählt.«
    »Ja. Ich war einer seiner engsten Freunde, einer seiner wenigen engen Freunde. Du hast also mit Hulda gesprochen?«
    »Ja, das habe ich. Steindórs Tod hat indirekt etwas mit einer laufenden Ermittlung zu tun, über die ich dir aber nicht viel sagen darf. Ich versuche, mir ein Bild über die Geschehnisse von damals zu machen.«
    »Ich vermute, es geht um Ómar Magnússon, habe ich recht?«, fragte Gulli Ólafs und warf ihr einen kurzen Blick zu.
    »Ja. Es ist nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen.«
    »Nein, nicht für jemanden, der den ganzen Tag mit Klatsch und Tratsch zu tun hat. Ich weiß, dass er aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, und ich habe mich gefragt, warum. Er muss seine Haftstrafe inzwischen doch beinahe abgesessen haben«, sagte Gulli Ólafs.
    »Nein, nicht ganz. Er hatte noch etwa ein Drittel vor sich, aber Ende des Jahres hätte seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden können. Wenn er sich weiterhin ruhig verhalten und gut geführt hätte, wäre er wahrscheinlich in einem knappen Jahr rausgekommen. Hast du ihn gekannt?«
    »Meine Güte, nein!«, entgegnete er schaudernd. »Ich habe ihn bei der Gerichtsverhandlung erlebt, und ich muss sagen, dass er einer der übelsten Menschen ist, die ich je gesehen habe. Voller Arroganz … Wie soll ich es ausdrücken? Er hatte etwas Rücksichtsloses an sich, das mir an die Nieren ging. Er zeigte keine Spur von Reue.«
    »Das beschreibt in etwa den langen Ommi«, stimmte Gunna zu. »Ich interessiere mich vor allem für die Wochen vor Steindórs Tod. Ist dir an ihm irgendetwas aufgefallen, hat er sich merkwürdig benommen, war er vielleicht anders als sonst?«
    Gulli Ólafs starrte aus dem Fenster; hinter dem Brachland zwischen dem Café und dem leeren Kai konnte man den Rohbau des Opernhauses auf der anderen Hafenseite erkennen.
    »Steindór hatte im Jahr davor sein Studium abgeschlossen und einen ziemlich anständigen Job bei dieser Import-Export-Firma gefunden. Aber er war nicht glücklich dort. Er hatte mehr zu tun, als er abarbeiten konnte, außerdem hat er zusätzlich auch für andere Firmen innerhalb der Gruppe gearbeitet. Die Geschäftsbereiche waren sehr vielfältig, Fisch, Autos, Metallschrott, Elektroartikel und so weiter«, erzählte er, wobei er so langsam sprach, als wollte er sich an jede Einzelheit erinnern.
    »Du meinst die Firma Kleifar? Oder vielleicht Kleifaberg?«
    »Richtig. Aber sie waren auch im Immobiliengeschäft aktiv. Das war ungefähr zu der Zeit, als die Banken privatisiert wurden und die Immobilienpreise noch nicht explodiert waren. Hätte ich die Entwicklung vorausgeahnt, hätte ich damals ein Haus gekauft«, fügte er bedauernd hinzu. »Aber etwa zwei Wochen vor dem, äh, Vorfall hat er mich besucht. Ich arbeitete auch in meinem ersten richtigen Job als Journalist für eine Tageszeitung. Steindór erzählte mir, dass in der Firma etwas vor sich gehen würde, was ihm nicht geheuer war. Kleifaberg und ein paar andere Firmen kauften Unmengen von Grundstücken auf, von denen viele der Stadt gehört hatten. Die Grundstücke waren überraschend günstig, beinahe geschenkt. Auf diesem Land befinden sich heute Wohnsiedlungen und große Einkaufsmärkte.«
    »War es ein Insidergeschäft?«
    »Exakt. Einige hochgestellte Persönlichkeiten im Stadtrat ließen zu, dass Bauland, dessen Wert stark steigen würde, still und leise an

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