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Kalter Weihrauch - Roman

Kalter Weihrauch - Roman

Titel: Kalter Weihrauch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Dröhnendes Gelächter folgte, Krinzinger schrak zusammen. Die hatten ihm gerade noch gefehlt! Vor dem Gemeindeamt standen sie alle: der Bürgermeister, der Vizebürgermeister, der Öttinger und dieser Lackaffe, der Turnauer. Und der Herr Pfarrer. Und noch zwei andere, die er nicht kannte. Offenbar hatte es eine Sitzung gegeben, von der er nichts wusste. Auch recht. Krinzinger lachte gutmütig, wie es von ihm erwartet wurde, und stapfte auf die Runde zu.
    »Na, Friedl, ziehst deine Runde? Hast alles im Griff?« Der Bürgermeister klopfte ihm jovial auf den Rücken und wandte sich an die beiden Fremden, die offenbar aus der Stadt gekommen waren, das sah man ihren Schuhen an. »Das ist unser Inspektor, der Gottfried Krinzinger. Unser bester Mann.« Die Männer nickten Krinzinger herablassend zu.
    »Also, ich muss dann los!« Nikolaus Turnauer wippte ungeduldig, alle Köpfe wandten sich ihm wieder zu, Krinzinger registrierte es mit Erleichterung. Er hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, er fühlte sich dann immer noch linkischer als sonst. Der Turnauer allerdings genoss das Interesse an seiner Person, und zwar bei jeder Gelegenheit. Einmal war er am Sonntag nach der Kirche ins Wirtshaus gekommen und hatte alle wissen lassen, dass er in der vergangenen Nacht gekotzt hatte wie ein Reiher, weil er Muscheln in diesem Nobelrestaurant in Fuschl gegessen hatte. Und alle hatten gelacht, grad, dass sich der Turnauer nicht verbeugt hatte für seine Darbietung. So einer war das. Jetzt klimperte er ungeduldig mit den Autoschlüsseln.
    »Alsdann, ich muss wirklich fahren! Ich muss schließlich noch was arbeiten heute!«
    Gelächter war die Antwort.
    »Pass nur auf, dass du dich nicht übernimmst!«
    »Ah, nennt man das jetzt Arbeit? Im Stamperl sitzen und Schmäh führen?«
    Der Turnauer lächelte säuerlich. »Na ja, wenn ihr wirklich glaubt’s, dass man ein Unternehmen wie meines vom Stamperl aus führen kann … ihr könnt’s es ja gern probieren!«
    » Dein Unternehmen?«
    Da hatte sich der Vizebürgermeister jetzt aber weit aus dem Fenster gelehnt. Das Gelächter drohte zu verebben, alle wirkten plötzlich angespannt, nur die zwei Fremden blickten ratlos. Die wussten ja auch nicht, dass der Turnauer Niki nur ein fescher Architekturstudent gewesen war, der mit seinem alten Cabrio um den See gebrettert war, bis er die Gigi an Land gezogen hatte, die Tochter vom alten Kresnik, der bei jedem Bauvorhaben von hier bis Gastein die Finger drinnen hatte. Der Vizebürgermeister wechselte unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    »Also, das war jetzt … ich wollt natürlich nur sagen, dass …«
    »Schon gut!« Turnauer grinste, es sah ziemlich verächtlich aus. Mit dem Monatseinkommen vom Vizebürgermeister, der in Wirklichkeit ein kleiner Nebenerwerbsbauer war, bezahlte einer wie er grad mal ein Abendessen in Fuschl. Wo schon der Charles übernachtet hatte mit der Camilla. Der Vizebürgermeister konnte ihn mal.
    »Ja dann, wir müssen alle wieder an die Arbeit!« Der Bürgermeister war nicht umsonst gewählt worden, seine verbindliche Art hatte schon so manche Gemeinderatssitzung vor einem turbulenten Ende bewahrt. »Damit was weitergeht. Mit der neuen Bodenmarkierung an der Bundesstraße. Deshalb sind ja heute extra die Kollegen vom Straßenamt da.« Er nickte den beiden Männern zu, die keine Hiesigen waren.
    Alle murmelten beifällig. Die Kreuzung an der Ortsausfahrt war eine ständige Gefahrenquelle, wo es immer wieder zu Unfällen kam.
    »Wird aber auch Zeit!«
    »Wohl, wohl!«
    »Und wann soll die kommen? Heuer noch?«
    Der Bürgermeister grinste in die Runde. »Ihr kennt’s doch alle den Witz, oder? I werd’s nimmer erleben, sagt der alte Pfarrer. Aber meine Kinder!«
    Alle grölten, sogar der Herr Pfarrer rang sich ein Lächeln ab. Dann trollten sie sich, jeder schlug eine andere Richtung ein. Der Bürgermeister verschwand mit den beiden Männern im Gemeindeamt. Krinzinger stapfte weiter, an der Kirche vorbei und durch die Platanenallee. Das Gelächter der Männer schallte noch in seinen Ohren. Allweil lustig, allweil fidel. Seine Sorgen waren nicht kleiner geworden.

    *

    Er stand im Weinkeller und hielt eine Flasche Zweigelt in der Hand. Schon seit Minuten stand er so da und starrte auf das Etikett. Als ob er erstarrt wäre. Zu Eis gefroren. Der Keller war seine einzige Rückzugsmöglichkeit in diesem Haus. Dabei wartete man oben auf ihn. Und auf die Flasche. Denn sie hatten wieder einmal Gäste. Das war gut fürs

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