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Kalter Weihrauch - Roman

Kalter Weihrauch - Roman

Titel: Kalter Weihrauch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gesicht irgendwie bekannt vorkommt! Das Hotel? Das wird gebaut!«
    »Das steht schon fest?«
    Turnauer machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist doch überall das Gleiche, diese Betschwestern sind auch nicht anders als alle anderen. Die wollen so viel rausholen wie nur irgend möglich für ihre paar sauren Wiesen. Ganz besonders die Oberin, das ist wirklich ein zähes Weib. Aber das wird schon. Noch dazu, wo die das Geld brauchen wie einen Bissen Brot. Wenn da nicht bald renoviert wird, dann bröselt denen ihr schönes Kloster unterm Hintern weg. Und im Übrigen sind wir natürlich nicht im Geringsten auf so ein einzelnes Projekt wie dieses Hotel angewiesen. Ganz im Gegenteil, wir sind gerade dabei, nach Asien zu expandieren. Erst vorletzte Woche bin ich für eine Präsentation auf einen Sprung in Shanghai gewesen. Mit dem Hannes Fraunschuh, den haben Sie ja schon kennengelernt. Der hat zwei Jahre lang Sinologie gemacht neben dem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften. Tüchtiger Bursche, der bringt’s noch zu was. Das war übrigens genau zu dem Zeitpunkt, wie diese Nonne …«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, ohne dass jemand angeklopft hätte, Turnauer sah ärgerlich drein. »Ja, was gibt’s denn?«
    Eine Frau steckte den Kopf herein, sie sah aus wie eine freundliche, unauffällige Mitarbeiterin. »Niki, du vergisst doch nicht, dass wir eingeladen sind?« Dann entdeckte sie den Besucher und nickte ihm zu. Turnauer wedelte mit der Hand. »Darf ich vorstellen? Herr Pestallozzi, Chefinspektor. Meine Frau Brigitte.«
    Pestallozzi stand auf und machte eine Verbeugung. Brigitte Turnauer sah erschrocken drein. »Ein Chefinspektor? Aber wieso denn?«
    »Nichts, gar nichts.« Turnauer sah nun sichtlich ungeduldig auf seine Armbanduhr. »Ich komm gleich runter zu dir. Aber Gigi, bring uns vorher noch zwei Espresso, ja? Sei so lieb.«
    Brigitte ›Gigi‹ Turnauer-Kresnik stand unschlüssig da. Keine angenehme Situation, von seinem Ehemann vor Fremden wie ein Stubenmädel vom Room-Service behandelt zu werden. Wie eine Demonstration seiner Macht. Pestallozzi empfand ihr Unbehagen und wehrte ab. »Das ist wirklich nicht nötig, vielen Dank. Wir können unsere Unterhaltung auch ein anderes Mal fortsetzen, nicht wahr, Herr Turnauer? Jetzt möchte ich Sie beide aber nicht länger aufhalten. Auf Wiedersehen.« Und er verließ das Büro, ehe sein verdutzter Gastgeber sich noch hochrappeln und ihm die Hand schütteln konnte.
    Unten im Foyer nickte er der jungen Frau zu und wollte schon hinaus auf den Parkplatz, dann fiel ihm seine Frage von vorhin wieder ein. Er ging zurück und beugte sich über den futuristisch gestalteten Tresen. Es musste sich saukalt und ungemütlich anfühlen, den ganzen Tag dahinter verbarrikadiert zu sein. Wie in einem Iglu. Noch dazu trug die junge Frau nur eine Seidenbluse in Lagunengrün, mehr bekam er von ihr nicht zu sehen. Und aufgeklebte Fingernägel mit Strasssteinchen, aber die wärmten ja wohl kaum. Er lächelte ihr zu: »Ist Herr Kresnik, der Seniorchef, im Haus?«
    »Der ist in Kanada. Zur Jagd.«
    »Ah ja. Danke. Auf Wiedersehen.«
    Auf dem Parkplatz brachte der eisigkalte Wind sofort seine Augen zum Tränen. Er stapfte zum Skoda und musste sich beinahe waagrecht gegen die Böen stemmen, um nicht umgeweht zu werden. Was für ein Wetter! Er irrte umher wie ein Polarforscher, der seinen Kompass verloren hatte. Denn dieser Tag hatte ihn keinen Schritt weitergebracht. Obwohl, der Turnauer hatte auf ihn gewirkt, als ob er betont cool über irgendetwas hätte hinwegplaudern wollen. Was der wohl wusste? Eine ganze Menge bestimmt. In diesem Metier musste man Präsentationen organisieren, die in Wirklichkeit nichts anderes waren als Orgien auf Firmenkosten. Man musste trinkfest sein und Kontakte knüpfen können. Schleimen können, so würde das der Leo ausdrücken. Ob der wenigstens vorangekommen war?
    Er war schon fast in Fuschl, als sein Handy vibrierte. Pestallozzi nestelte es mit noch immer klammen Fingern aus seiner Sakkotasche hervor. »Ja?«
    »Chef, schaust du noch vorbei? Ich hab da was gefunden!«
    Pestallozzi stieg aufs Gas, Matsch spritzte unter den Reifen vom Skoda weg, der Wagen vor ihm lenkte erschrocken nach rechts. Nur gut, dass ihn der Leo nicht sehen konnte.

    *

    Anif also. Der nobelste Vorort von Salzburg. Wo sich die Schickeria bei den Prominentenwirten traf, wo die großen Villen standen. Wo Karajan begraben lag auf dem Dorffriedhof beim Kircherl, in einem ganz

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