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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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auf die Haut bekommen. Dann werdet Ihr auf der Stelle blind und Eure Gesichter sind entstellt.«
    Unbewusst nahm Bastian Abstand vom Tisch und blickte zu Pfarrer Johannes. Dieser betrachtete entspannt, wie Bruder Anselmus die Goldmünze erhitzte.
    »Da haben wir es!« Der Stolz in der Stimme des Mönches war nicht zu überhören. Mit geübten Handgriffen stellte Anselmus mehrere Gefäße nebeneinander und nahm eine Eisenzange zu Hilfe. Heißes Metall ergoss sich zischend in kühle Flüssigkeit. Der Mönch wischte sich mit einem Leinentuch die Schweißperlen von der Stirn. Ohne aufzusehen, ergriff er eiserne Gewichte und begann, die einzelnen Gefäße zu wiegen.
    »Die Münzen haben einen Kupferkern. Sie sind nicht aus reinem Gold.« Er winkte Bastian und Pfarrer Johannes näher zu sich heran. »Seht. Diese Münze besteht aus nicht einmal halb so viel Gold wie ein echter Gulden.«
    Pfarrer Johannes pfiff durch die Zähne. »Dachte ich es mir doch. Wir haben es also tatsächlich mit Münzfälschern zu tun! Ich wusste gar nicht, dass wir in Zons einen Münzmeister haben.«
    Eine Silbermünze rollte über den Rand des Holztisches und Bastian bückte sich flink, um sie aufzufangen, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Plötzlich schoss ein Pfeil über seinen Kopf hinweg durch den Raum und versenkte sich im Hals des Mönches. Der Angriff kam wie aus dem Nichts.
    »Stellt Euch!« Die Stimme klang rau und wütend. Bastian zog sein Kurzschwert und wandte sich mit einer blitzschnellen Drehung dem Angreifer zu. Im Augenwinkel nahm er wahr, wie Bruder Anselmus zu Boden fiel und Pfarrer Johannes zu ihm stürzte. Eine Gestalt in einer schwarzen Kutte stand ihm gegenüber und holte eben zum Schlag mit dem Schwert aus. Tonkrüge fielen scheppernd zu Boden, als Bastian sich in Stellung brachte. Er war ein geübter Kämpfer und wich dem Hieb seines Gegners mühelos aus. Das Schwert schlug hart auf dem Steinboden auf und brachte die schwarze Gestalt aus dem Gleichgewicht. Bastian stürzte sich auf die Kutte, doch er verschätzte sich. Sein hageres Gegenüber war schneller und sprang mit einer Drehung rückwärts. Die scharfe Klinge sauste durch die Luft und traf Bastian am Oberarm. Ein brennender Schmerz betäubte kurz seine Sinne, doch Bastian behielt die Nerven und stürzte dem jetzt fliehenden Angreifer hinterher.
    Sie rannten durch die engen Klostergänge, Bastian dicht auf den Fersen des Unbekannten. Plötzlich endete der Gang und sie gelangten ins Freie. Der hagere Mann in der schwarzen Kutte lief über eine Holzhängebrücke und gerade als Bastian den schwarzen Stoff zu Greifen bekam, schwang er sich über das Geländer hinab in die Tiefe. Von unterhalb der Brücke war der Donner von Pferdehufen zu vernehmen, der alsbald verklang. Bastian rang nach Luft und beugte sich über die Brüstung der Brücke, die über den Wassergraben führte, der das Kloster umgab. Sie hing nur etwa drei Fuß breit über der Wasseroberfläche.
    Der Angreifer war offenbar direkt auf den Rücken eines Pferdes gesprungen und geflohen. Jede weitere Verfolgung war zwecklos.
    Bastian hieb mit der Faust auf das hölzerne Brückengeländer. Verflucht, er war zu langsam gewesen. Er hätte diesen Unhold dingfest machen müssen! Verärgert warf er die dunkle Kutte zu Boden. Er musste nachdenken! Wer war dieser Fremde und warum hatte er es auf sie abgesehen?
     
     
    ...
     
     
    August befand sich im Paradies. Er war umgeben von einem Reichtum, der ihm bisher völlig fremd war. Innerlich beglückwünschte er sich selbst zu der Geduld, die er bei der Verfolgung des Buckligen aufgebracht hatte. Ohne diese Hartnäckigkeit wäre er nie Zeuge geworden, wie Gilig die rechte Tür des Lagers öffnete. Sie war viel unscheinbarer, als der linke Eingang, nahezu unsichtbar. Im dahinterliegenden Holzverschlag jedoch stapelten sich die mit Gold- und Silbergulden gefüllten Säcke.
    Schlagartig erkannte August, was der Schmied damals mitten in der Nacht im Wald getrieben hatte. August hätte ihn nie bezwingen können, wenn er nicht in einem Loch unter der alten Kastanie gegraben hätte. Stundenlang war er in dieser Nacht auf der Jagd nach einem Lebewesen umhergeirrt. Unbefriedigt und lustlos durch die Dunkelheit des kleinen Wäldchens geschlichen, bis er die Geräusche hörte und wenig später den Schmied erblickte.
    Matthias Honrath hatte sich vollkommen unbeobachtet und sicher gefühlt. Eine kleine Laterne spendete ihm schwaches Licht. August konnte sich genau daran erinnern,

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