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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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anstrengenden Tag, und morgen wird’s nicht viel anders sein.« Sie streifte ihre Schuhe ab und stellte die Tasche auf den Stuhl. Die Küche war unaufgeräumt, das Geschirr seit zwei Tagen nicht gespült. Der Wäschekorb quoll über, die Bügelwäsche stapelte sich im Schlafzimmer. Noch mehr Zorn überkam sie, ob auf Kuhn oder sich selbst, konnte sie nicht einmal genau sagen.
    »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Komm, spuck’s aus.«
    Julia Durant drehte sich um, zog die Mundwinkel nach untenund sagte: »Okay, machen wir’s kurz. Ich will, dass du deine Sachen packst und ausziehst …«
    Kuhn setzte sich auf und sah sie entgeistert an. »Was? Sag mal, spinnst du? Was hab ich dir denn getan?«
    »Eigentlich nichts«, entgegnete sie kühl, setzte sich verkehrt herum auf einen Stuhl am Esstisch und stützte sich mit beiden Armen auf die Lehne. Ebenso kühl, doch ruhig sprach sie weiter: »Du hast mir nichts getan, außer, dass wir uns kaum noch sehen, dass es in der Wohnung ausschaut wie in einem Saustall und dass wir uns eigentlich nichts mehr zu sagen haben. Das sollte doch reichen, oder soll ich noch mehr aufzählen, was mir stinkt?«
    »He, Julia«, sagte er, kam auf sie zu und wollte sie umarmen, doch sie entzog sich ihm, indem sie schnell aufstand und sich an die Wand lehnte, die Arme über der Brust verschränkt.
    »Fass mich jetzt bitte nicht an«, zischte sie. »Ich habe es mir reiflich überlegt. Als wir zum ersten Mal aus waren und hinterher bei mir, da dachte ich wirklich, es könnte was zwischen uns werden, aber ich habe mich leider getäuscht. Ich gebe dir auch nicht die Alleinschuld, du hast deine Arbeit, die dich voll und ganz in Anspruch nimmt, und ich habe meine. Sorry, aber jemand hat mal zu mir gesagt, Bulle und Journalist kann nicht gut gehen. Und er hat leider Recht behalten.«
    »Hast du einen andern?«
    »Du bist so bescheuert! Ich habe keinen andern, und wenn, dann ginge dich das auch nichts an. Wir sind schließlich nicht verheiratet. Ich habe eine Entscheidung getroffen, und ich werde sie nicht mehr rückgängig machen.«
    »Aber ich liebe dich doch …«
    »Schöne Liebe!«, spie sie ihm entgegen und löste sich von der Wand, um sich eine Zigarette anzuzünden. Nach dem ersten Zug sagte sie: »Wann hast du das letzte Mal etwas in der Wohnung gemacht? Wann sind wir das letzte Mal ausgegangen? Wir sind seit zwei Jahren zusammen, und bis vor einem halben Jahr dachte ich, es wäre alles in Ordnung. Aber seit du deinen neuen Job hast …Nee, ich will das einfach nicht länger mitmachen. Außerdem, wer sagt mir denn, dass du nicht eine andere hast? Du kommst doch selten vor elf oder zwölf nach Hause, manchmal übernachtest du angeblich sogar in deiner Wohnung, aber wenn ich versuche, dich dort zu erreichen, meldet sich immer nur dein Anrufbeantworter. Oder die Mailbox deines Handys. Ist doch merkwürdig, oder? Und erzähl mir nicht, das wären alles Überstunden. Aber ich will jetzt auch keine Rechenschaft von dir und auch keine Erklärungen, dazu bin ich heute Abend nicht in der Stimmung …«
    »Du unterstellst mir also, ich hätte eine andere …«
    »Ich unterstelle überhaupt nichts, solange keine eindeutigen Beweise vorliegen, das bringt nun mal mein Beruf mit sich. Und jetzt noch mal zum Mitschreiben – ich bitte dich, auszuziehen. Noch Fragen?«
    »Nein, liebe Julia, das war deutlich genug. Das war’s dann also. Ich werde mir eine Tasche packen und in meine Wohnung fahren. Es macht dir doch hoffentlich nichts aus, wenn ich meine restlichen Sachen noch für ein paar Tage hier lasse?«, fragte er höhnisch.
    »Ich werde sie für dich zurechtlegen, so dass du sie nur abzuholen brauchst.«
    »Julia«, er unternahm einen letzten Versuch und stellte sich so dicht vor sie, dass sie seinen Atem spürte, den sie auf einmal als unangenehm empfand, »ist das wirklich dein Ernst?«
    »Es war mir selten etwas so ernst. Dominik, ich habe nichts gegen dich, aber ich liebe dich nicht mehr, und wenn du ehrlich bist, dann gesteh dir einfach ein, dass auch deine Gefühle längst nicht mehr die sind, die sie einmal waren. Und Liebe kann man nicht erzwingen, ich schon gar nicht.«
    »Okay«, sagte er und verschwand im Schlafzimmer. Sie setzte sich in den Sessel, steckte sich aus Nervosität eine weitere Zigarette an und hörte, wie er die Reisetasche packte. Er warf ihr nicht einmal einen Blick zu, als er ins Bad ging, um Zahnbürste, Rasierzeug und Duschgel zu holen. Er brauchte keine

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